Olympia 2024 Die deutschen Stars bei den Olympischen Spielen in Paris

Deutsche Stars in Paris (von links nach rechts): Jessica von Bredow-Werndl, Dennis Schröder, Alexander Zverev, Laura Ludwig und Malaika Mihambo Foto: imago/Sven Simon/Conny Kurth/Revierfoto/Schreyer/Axel Kohring

Mehr als 400 Athletinnen und Athleten aus Deutschland starten in Paris. Einige haben Medaillenchancen – aber von nur wenigen werden große Erfolge auch fest erwartet. Wir stellen fünf dieser deutschen Superstars vor.

Die Ausbeute des deutschen Olympia-Teams fiel 2021 in Tokio geringer aus als erhofft. Es gab 37 Medaillen und Rang neun in der Nationenwertung – das schwächste Ergebnis nach der Wiedervereinigung. 1992 in Barcelona hatte die gesamtdeutsche Mannschaft noch 82 Podestplätze geholt. In Paris stellt der Deutsche Olympische Sportbund mit 428 Athletinnen und Athleten (plus 44 Ersatzleute) ein großes Aufgebot, die Ansprüche sind aber bescheiden: Mit einem Top-Ten-Platz im Medaillenspiegel wäre der DOSB zufrieden. Trotzdem ist der deutsche Sport in der Lage, die Spiele an der Seine mitzuprägen – zum Beispiel durch diese fünf Stars.

 

Weitsprung: Malaika Mihambo

Wie unverzichtbar Malaika Mihambo für die deutsche Leichtathletik ist, zeigte sich, als sie einmal gefehlt hat. Die WM 2023 in Budapest musste die Weitspringerin wegen einer Verletzung absagen, erstmals überhaupt blieb das deutsche Team ohne Podestplatz. Malaika Mihambo, die Medaillengarantin, hätte das ziemlich sicher zu verhindern gewusst – zumindest legt das die Statistik nahe. Seit 2018 stand die Überfliegerin bei jedem Großereignis auf dem Treppchen, holte Gold bei den Olympischen Spielen (2021), bei der WM (2019, 2022) und der EM (2018, 2024). Eine solche Serie gab es in ihrer Disziplin noch nie, und nun könnte Malaika Mihambo auch noch als erste Weitspringerin überhaupt den zweiten Olympiasieg nacheinander feiern. Allerdings gibt es ein kleines Fragzeichen. Nach ihrem EM-Sieg in Rom – mit überragenden 7,22 Metern – zog sich die Mannheimerin eine Coronainfektion zu. Am Sonntag, beim Meeting in London, war ihre Stimme immer noch angeschlagen, als sie davon erzählte, dass sie große Probleme mit der Lunge gehabt habe und im Training hatte kürzer treten müssen. Zum Sieg reichte es bei der Olympia-Generalprobe dennoch, nach nur vier Sprüngen und mit sehr guten 6,87 Metern: Trotz der alles andere als optimalen Vorbereitung reist Mihambo folglich voller Zuversicht nach Paris, am 8. August will sie dort aufs Podest springen. Mit zumindest einer Medaille darf die deutsche Leichtathletik diesmal also auf jeden Fall rechnen – dank der Unverzichtbaren.

Tennis: Alexander Zverev

Eine Goldmedaille ist nie planbar, erst recht nicht bei Olympischen Spielen. Und trotzdem war der Sieg von Alexander Zverev 2021 in Tokio eine besonders große Überraschung – weil der Tennisspieler nicht der große Favorit gewesen ist. Das war Novak Djokovic, dem Alexander Zverev im Halbfinale gegenüberstand. Der Deutsche verlor den ersten Satz mit 1:6, Stand vor dem Aus. Und zeigte danach eine herausragende Leistung. Er gewann die weiteren Durchgänge 6:3 und 6:1, im Finale ließ er dem Russen Karen Chatschanow keine Chance. Anschließend sagte der erste deutsche Einzel-Olympiasieger ein paar unvergessene Sätze: „Wahnsinn! Alle Turniere spielst du auch irgendwie für dich selber. Aber hier habe ich nicht eine Sekunde für mich gespielt. Ich habe für Deutschland, für alle im Olympischen Dorf und die Fans zu Hause gespielt.“ Ob Alexander Zverev in Paris noch einmal zuschlagen kann? Ausgeschlossen ist das nicht. Auf dem roten Sand von Roland Garros stand er bei den French Open im Mai nach superstarken Spielen im Finale, das er erst nach fünf Sätzen gegen den Spanier Carlos Alcaraz verlor. Diesmal zählt Zverev (27) folglich zu den Favoriten auf Olympia-Gold. Abseits des Platzes stand er zudem zur Wahl als deutscher Fahnenträger, den Zuschlag erhielt dann aber Basketball-Star Dennis Schröder.

Basketball: Dennis Schröder

Schon einmal hat ein Basketballer die deutsche Fahne bei einer Olympia-Eröffnungsfeier getragen, was auch deshalb unvergessen ist, weil Dirk Nowitzki die Flagge 2008 in Peking mit kindlicher Freude schwenkte. 16 Jahre später kommt erneut ein Korbjäger zum Zug: Dennis Schröder. Der 30-Jährige teilt sich am Freitag diese Ehre mit der Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner, für die es „die Kirsche auf der Torte, ein wirklich ganz, ganz großes Ding“ ist. Auch Schröder ist überglücklich. „Das ist eine riesengroße Ehre für mich, die Fahne tragen zu dürfen. Ich glaube, dass das auf jeden Fall in Deutschland auch ein Statement setzt, das als erster Dunkelhäutiger machen zu dürfen“, sagte der Spielmacher von den Brooklyn Nets, dessen Mutter aus Gambia stammt. Er ließ bei der Wahl der Fans und Athleten die Olympiasieger Alexander Zverev (Tennis) und Christian Reitz (Schießen) deutlich hinter sich. Als Kapitän führte Schröder die Basketball-Nationalmannschaft 2023 zum WM-Titel und wurde als wertvollster Spieler des Turniers ausgezeichnet. Nun will der Weltmeister bei Olympia die nächste Medaille holen.

Beachvolleyball: Laura Ludwig

Wie gut sich Olympische Spiele anfühlen, hat Laura Ludwig nicht nur einmal erlebt, ihre Erfahrungen hätten intensiver kaum sein können. 2016 in Rio gab es eine Arena, in der sich alles, was diese Sommerspiele ausmachte, entlud. Direkt an der Copacabana, der Wiege dieses Sports, stand das riesige Beachvolleyball-Stadion, das zu explodieren drohte, als im Finale die Brasilianerinnen Agatha und Barbara auf Laura Ludwig und Kira Walkenhorst trafen. Die Deutschen spielten nicht nur gegen dieses Duo, sondern auch gegen 12 000 fanatische Zuschauer – am Ende feierten sie trotzdem eine Gold-Party. Fünf Jahre später war Laura Ludwig, die Weltmeisterin, viermalige Europameisterin und zwölfmalige Beachvolleyballerin des Jahres, in Tokio Fahnenträgerin des deutschen Teams. Danach belegte sie mit Margareta Kozuch Rang fünf. Nun hofft die Mutter von zwei Söhnen auf den nächsten Medaillencoup. Dafür hat sie sich mit Louisa Lippmann zusammengetan, die noch 2022 die beste deutsche Hallenvolleyballerin war. Seither steht das Projekt der Hamburgerinnen medial voll im Fokus, aber auch das ist für Laura Ludwig (38) nichts Neues. Sie freut sich darüber, wie auch über den Standort des Beachvolleyball-Stadions in Paris direkt am Eiffelturm. Gut möglich, dass sie dort die nächste Explosion der Emotionen erlebt.

Dressurreiten: Jessica von Bredow-Werndl

Mit großen Gefühlen kennt sich Jessica von Bredow-Werndl aus. Die Dressurreiterin erklomm 2021 den Olymp, als einzige Athletin aus dem Team D gewann sie in Tokio zwei Goldmedaillen – im Einzel und mit der Mannschaft. Hinterher sprach sie davon, wie intensiv und berührend die Emotionen waren, die sie gemeinsam mit ihrem Pferd Dalera durchlebt hatte: „Die Erleichterung, nachdem es geschafft war, ist unglaublich gewesen.“ In Paris könnte nun alles noch größer werden – der Erfolg, aber auch die Emotionen. Jessica von Bredow-Werndl und Dalera führen die Weltrangliste an, es wäre, anders als in Tokio, keine Überraschung, wenn das Duo am Ende erneut vorne liegen würde. Und auch im Teamwettbewerb ist für die schwarz-rot-goldenen Dressurreiter alles möglich. Schließlich haben sie die erfolgreichste Reiterin der Neuzeit in ihrem Team: Isabell Werth auf Wendy de Fontaine. Sieben Mal konnte Werth in ihrer Karriere Olympiagold gewinnen, zuletzt in Tokio in einem Team mit von Bredow-Werndl. Die musste einen ersten Sieg aber einer anderen überlassen: Bei der Wahl zur Fahnenträgerin der deutschen Mannschaft unterlag sie wie auch Fußballstar Alexandra Popp der Judoka Anna-Maria Wagner.

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