Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF berichten so viel wie noch nie über die Sommerspiele in London – insgesamt sage und schreibe neunhundert Stunden sollen per Livestream gesendet werden.

Stuttgart - Das Internet macht’s möglich: Mussten ARD und ZDF bei früheren Berichterstattungen über Olympische Spiele auf 3Sat oder Digitalsender ausweichen, wollen sie nun per „Livestream“ sage und schreibe neunhundert Stunden Material aus London zeigen. Auf bis zu sechs parallelen Kanälen sollen täglich insgesamt an die sechzig Stunden übertragen werden, ein Drittel allerdings unkommentiert. Diese Bilder werden ohnehin nicht von ARD oder ZDF selbst produziert, sondern stammen vom Unternehmen Olympic Broadcasting Services (OBS), das das Weltbild im Auftrag des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) herstellt. Wie beim Festplattenrecorder kann man die Übertragung jederzeit stoppen und zeitversetzt anschauen oder nach Belieben vor- und zurückspringen.

 

Das TV-Programm bleibt von dieser Internetoffensive unberührt. Während das Webangebot, das man natürlich auch auf mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet-PC empfangen kann, in erster Linie Randsportarten wie Bogenschießen, Badminton oder Synchronschwimmen umfasst, bleiben die olympischen Höhepunkte dem Ersten und dem Zweiten vorbehalten. Beide Sender sind ebenfalls als „Stream“ empfangbar. Anders als zuletzt in Peking, als wegen der Zeitverschiebung viele Wettbewerbe aus hiesiger Sicht zu ungünstigen Sendezeiten stattfanden, können Sportenthusiasten die sechzehn olympischen Tage bequem komplett verfolgen: Die insgesamt 260 Stunden umfassende Liveberichterstattung im Fernsehen startet morgens um 9.45 Uhr und endet mit der abendlichen Zusammenfassung mitunter erst nach Mitternacht.

Gerhard Delling kommentiert die Abschlussfeier

Offizieller Auftakt der dreißigsten Olympischen Sommerspiele ist zwar der kommende Freitag, aber die Vorrundenspiele im Fußball beginnen bereits morgen; sie werden von Eurosport übertragen.

Im Zuge des allgemeinen Sparzwangs mussten ARD und ZDF im Vergleich zu Peking personell abspecken, was die Qualität der Berichterstattung aber nicht beeinträchtigen soll. Vor der Kamera hat sich ohnehin nicht viel geändert. Olympische Köpfe in der ARD sind Gerhard Delling (NDR) und Michael Antwerpes (SWR), fürs ZDF führen abwechselnd Michael Steinbrecher und Rudi Cerne durch die sechzehn Tage. Die Eröffnung am 27. Juli ab 21.15 Uhr wird von Steinbrecher und Wolf-Dieter Poschmann begleitet, Gerhard Delling darf gut zwei Wochen später am 12. August die Abschlussfeier kommentieren.

Dopingexperten berichten aus London

Insgesamt fünftausend Sendestunden werden von OBS produziert; innerhalb der letzten zwanzig Jahre hat sich das Sendematerial glatt verdoppelt. ARD und ZDF sind bei solchen Anlässen natürlich auch mit eigenen Kameras vor Ort, um das Weltbild zu ergänzen und sich auf deutsche Athleten konzentrieren zu können. Wie stets verstärken sich die Sender dabei mit diversen Experten. Allerdings fällt die Namensliste der prominenten Helfer diesmal recht übersichtlich aus. Die ARD nennt überhaupt bloß Franziska van Almsick (natürlich fürs Schwimmen), das ZDF lässt sich vom Deutschen Mehrkampfmeister Ronny Ziesmer (Turnen), Kurzbahnweltmeister Christian Keller (Schwimmen) sowie von Feldhockeyweltmeister Philipp Crone unterstützen.

Richtig spannend könnte die tägliche Rubrik von Hans-Dieter Hermann werden: Der Sportpsychologe arbeitet unter anderem für die Fußballnationalmannschaft und wird sich regelmäßig über die Bedeutung der mentalen Kräfte auslassen. Für beide Sender sind zudem die jeweiligen Dopingexperten in London.