Die deutschen Basketballer gewinnen das olympische Viertelfinale trotz eines schwachen ersten Viertels klar gegen Griechenland – weil ihre Widerstandskraft sie stark macht.
Erst in misslichen Situationen zeigt sich, wie gut eine Mannschaft wirklich ist. Dann, wenn es nicht läuft, der Gegner stärker auftrumpft als erwartet, ein K.-o.-Spiel gedreht werden muss. Wie das olympische Viertelfinale der deutschen Basketballer gegen Griechenland. „Das ist ja keine Regionalliga hier“, sagte Moritz Wagner nach dem wenig ansehnlichen, aber gerade deshalb enorm wichtigen Duell. „Wichtig ist: Auch wenn’s scheiße läuft, muss man zusammen finden.“ Und Gold draus machen?
Soweit ist es noch nicht. Aber Basketball-Weltmeister Deutschland bleibt auch nach dem Umzug von Lille ins Olympische Dorf im Spiel. Das Team erklärte nach dem 76:63-Erfolg, nie am Einzug ins Halbfinale gezweifelt zu haben. Einigen Beobachtern ging es anders – zumindest ein Viertel lang.
Die deutsche Mannschaft erwischte gegen die Griechen und deren Superstar Giannis Antetokounmpo von den Milwaukee Bucks, der in seiner Karriere schon zweimal als wertvollster Spieler einer NBA-Saison ausgezeichnet worden ist, einen miesen Start. Der Favorit lag nach fünf Minuten 4:16 zurück, traf nicht, spielte nicht, verteidigte nicht. Nach dem ersten Abschnitt stand es 9:21 und den Spielern half, dass draußen ein Mann saß, der auch nach der schlechtesten Anfangsphase seit langem nicht den Kopf verlor. „Der Trainer ist nie hektisch geworden“, sagte Center und Co-Kapitän Johannes Voigtmann über Gordon Herbert, „das hat auch uns geholfen, cool zu bleiben – und das war eine supertolle Erfahrung.“
Nach der Pause ist die Partie schnell entschieden
Dank ihrer Widerstandsfähigkeit, die in diesem Turnier womöglich noch öfter erforderlich sein wird, kamen die Deutschen zurück, sie fanden nun auch immer öfter gute Lösungen, wenn Dennis Schröder oder Franz Wagner gedoppelt wurden. Zugleich schafften es die Griechen nicht, weiter auf dem hohen Niveau der Anfangsphase zu agieren, weder vorne noch hinten. Kurz vor der Pause glich das Team von Gordon Herbert nach einem spektakulären Pass von Dennis Schröder auf Daniel Theis zum 36:36 aus – die Partie war wieder offen. Und nach der Pause schnell entschieden.
Die Verteidigung des Weltmeisters ließ nur noch wenig zu, vorne übernahmen Franz Wagner (18 Punkte) und Dennis Schröder (13) wie gewohnt die meiste Verantwortung, doch auch die zweite Garde um Johannes Thiemann (10) oder Isaac Bonga (9) funktionierte. Am Ende stand vor den Augen von Basketball-Legende Dirk Nowitzki, der seinen Nachfolgern immer wieder begeistert applaudierte, ein ungefährdeter Erfolg gegen die Griechen, für die Antetokounmpo auf 22 Punkte kam. Coach Herbert war zufrieden: „Unsere Stärke ist, dass wir ein Team sind. Wir haben zwei Superstars in Schröder und Wagner, ansonsten akzeptiert jeder seine Rolle, das macht die Mannschaft stark.“ Stark genug für eine Medaille.
„Wir haben uns vorgenommen, alle Spiele zu gewinnen“
Im Halbfinale an diesem Donnerstag wartet entweder Kanada oder Frankreich. Obwohl das gefährlichste K.-o.-Duell nun bereits hinter ihnen liegt, geht das Turnier für die deutschen Basketballer nach dem gewonnen Viertelfinale eigentlich erst richtig los. „Wir haben uns vorgenommen, alle Spiele bei Olympia zu gewinnen“, sagte Daniel Theis, „zwei fehlen noch.“ Ähnlich äußerte sich Kapitän Dennis Schröder: „Wir haben bereits Geschichte geschrieben und hier mit jedem Spiel einen Schritt nach vorne gemacht. Hoffentlich sind jetzt noch zwei Schritte übrig.“ Erst ins Finale, vermutlich gegen das Dream-Team aus den USA. Und dann aufs oberste Treppchen. Der Weg dorthin ist weit. Aber nicht unmöglich. Die schwächste Phase des Turniers hat der Weltmeister ja bereits hinter sich.