Der Berchtesgadener hat Deutschland erlöst. Felix Loch holt das erste Edelmetall für die Bundesrepublik bei der Olympia in Sotschi.

Der Berchtesgadener hat Deutschland erlöst. Felix Loch holt das erste Edelmetall für die Bundesrepublik bei der Olympia in Sotschi.

 

Sotschi - Überflieger Felix Loch hat erneut den Rodel-Thron bestiegen und den deutschen Athleten das ersehnte erste Gold bei den Winterspielen in Sotschi beschert. Vier Jahre nach seinem Triumph bei Olympia in Vancouver stand der 24-Jährige am Sonntag auch nach vier Läufen in der selektiven Eisrinne im Sanki Sliding Centre wieder ganz oben.

Angefeuert von seiner Freundin Lisa und Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer sorgte der junge Berchtesgadener damit für die erhoffte Initialzündung bei den deutschen Rodlern. Mit einem weiteren Coup am Donnerstag in der Team-Staffel kann Loch nun zu seinem Vorbild Georg Hackl, der dreimal Gold einfuhr, aufschließen.

Nach Anfangsschwierigkeiten landete Loch im Flutlicht-Rennen von Krasnaja Poljana einen überlegenen Sieg. Russlands Altmeister Albert Demtschenko lag vor den Augen von IOC-Präsident Thomas Bach am Ende 47 Zehntelsekunden hinter seinem 18 Jahre jüngeren deutschen Kontrahenten. Freuen durfte sich auch der Italiener Armin Zöggeler, der im wohl letzten Einzelrennen seiner Karriere noch einmal Bronze einfuhr - es war die sechste Medaille in Serie für den Südtiroler.

Der WM-Zweite Andi Langenhan verbesserte sich im letzten Lauf noch um einen Rang auf Platz vier. Routinier David Möller beendete seine dritten Winterspiele dagegen als 14. mit einem enttäuschenden Resultat. Am Montag starten die Frauen um Weltmeisterin Natalie Geisenberger mit ebenfalls besten Gold-Chancen in ihr Olympia-Rennen.

„30 Athleten werden hier eine gute Linie fahren, aber nur fünf eine gute Zeit“, hatte Loch vor seinem Wettkampf auf die Tücken der Bahn hingewiesen. Und der Berchtesgadener sollte mehr als Rechtbehalten: Allein Loch und Demtschenko waren am Ende noch einigermaßen eng beieinander, bereits Zöggeler als Dritter hatte deutlich mehr als eine Sekunde Rückstand. Im Rodel-Sport mehr als eine Ewigkeit.

Nichts mit Bronze für Teamkollege Langenhan

Nur im ersten Durchgang hatte Top-Favorit Loch am Samstag Zweifel an seinem erneuten Gold-Coup aufkommen lassen. Mit einer betretenen Miene verfolgte der dreimalige Olympiasieger Hackl, inzwischen als Trainer im deutschen Team tätig, Lochs nicht fehlerfreie Fahrt. Erst einmal musste sich der 24-Jährige hinter Demtschenko einreihen, doch dies störte den Berchtesgadener nicht. Er informierte sich vor Lauf zwei lieber über den Derby-Zwischenstand seines geliebten FC Bayern. „Das ist halt mein Verein.“

Und wie die Münchner trumpfte Loch in Lauf zwei meisterlich auf. Mit einer fulminanten Fuhre schaffte er Bahnrekord - Demtschenko zeigte dagegen Nerven und patzte. Plötzlich war bereits zur Halbzeit ein deutlicher Vorsprung da, die deutsche Trainerschar durfte wieder entspannt dreinschauen. Der Grundstein war gelegt - und der Berchtesgadener freute sich auf eine entspannte Nacht. „Essen. Schlafen. Morgen gibt's dann ein Bier.“

Schon bei seinem Gold-Coup 2010 hatte Loch keine Probleme mit der für Rodel-Wettbewerbe ungewohnten Nacht gehabt - und war auch nun an Tag zwei hellwach. Als erster startet der junge Deutsche und schockte seinen russischen Rivalen mit erneutem Bahnrekord. Der letzte Durchgang war dann wie eine Triumph-Fahrt für den 24-Jährigen, der nun schon am Donnerstag mit einem weiteren Gold in der abschließenden Team-Staffel sein großes Vorbild Hackl einholen könnte.

Teamkollege Langenhan hatte nach gutem zweiten Lauf sogar noch auf Bronze hoffen dürfen, doch der zweimalige Olympiasieger Zöggeler ließ sich seine sechste Medaille nicht nehmen. Nie in den Kampf um die Podestplätze konnte der Olympia-Zweite Möller bei seinen letzten Winterspielen eingreifen. Der Thüringer, der im vergangenen Sommer Papa geworden war, holte sich in einem Telefonat Trost bei Lebensgefährtin Caro und nahm's gelassen: „Das Schöne ist, ich kann nach so einem verkorksten Rennen lächeln.“