Höher, weiter, schneller: Für ihren Traum von Olympia nimmt die Ludwigsburgerin Nadine Hildebrand alle Hürden.

Ludwigsburg - Viele Sportler kommen irgendwann an den Punkt, an dem sie sich zwischen der beruflichen Karriere und der im Profisport entscheiden müssen. Nadine Hildebrand fiel die Wahl jedoch nicht schwer. Trotz ihres Jura-Studiums ist sie ihrem Sport, dem Hürdenlauf, treu geblieben und will in naher Zukunft noch hoch hinaus. Auf ihrer Homepage hat sie ihr Ziel klar formuliert: Die Olympischen Spiele 2012 in London.

Schon in ihrer Jugend war absehbar, dass in Hildebrand viel Potential steckt. Über ihre ältere Schwester kam sie bereits mit acht Jahren zur Leichtathletik, wobei bald das Interesse für ihre heutige Spezialdisziplin geweckt wurde. Immer wieder suchte sie nach neuen Herausforderungen. Der gewöhnliche Sprint schien ihr daher wohl auf die Dauer zu unspektakulär. „Der Hürdensprint ist eben nicht so langweilig wie der Flachsprint“, erzählt die 24-Jährige. „Der entscheidende Unterschied ist“, erklärt sie, „dass ich jetzt zusätzlich zum Sprint auch die Hürdentechnik trainieren muss. Das sieht dann doch etwas anders aus als beim normalen Sprint, da es ein Zwangssprint ist, bei dem die Abstände vorgegeben sind.“ Und dadurch war es wohl genau das Richtige für die Ludwigsburgerin.

Mit Höchstgeschwindigkeit in die Top 3 Deutschlands

2005 kam dann der Durchbruch und Hildebrands Leistungen steigerten sich kontinuierlich. Bei den U20 Europameisterschaften in Kaunas gelang ihr ein guter sechster Platz. Seitdem macht Hildebrand nationale und internationale Turniere unsicher. Und zwar mit Erfolg: Sowohl 2007, als auch 2008 gewann sie zweimal in Folge die deutschen Jugendmeisterschaften bei den 100 m Hürden. 2008 wurde sie zudem deutsche Vizemeisterin der Frauen.
2010 folgte dann das Jahr der Nadine Hildebrand. Nicht nur, dass sie ihr erstes Jura-Staatsexamen erfolgreich absolvierte, mit 22 Jahren kam sie, nach einer rasanten Entwicklung, schließlich in den Top 3 der besten deutschen Hürdensprinterinnen an und platzierte sich zwischenzeitlich in der Liste der besten 15 Europas. Mit ihrer Bestzeit von 12,96 Sekunden schaffte die Läuferin vom LAZ Salamander Kornwestheim-Ludwigsburg in ihrer ersten internationalen Meisterschaft sogar die Finalteilnahme bei der EM in Barcelona 2010, die sie mit Platz 8 und ihrem bislang größten Erfolg abschloss.

Mit neuem Trainer ab nach London

2011 haderte Hildebrand allerdings mit ihren Leistungen, was auch an der Europa-Jahresbestenliste zu sehen war, wo sie auf Platz 38 abrutschte. „Ich war häufig verletzt und das immer zu einem ungünstigen Zeitpunkt“, berichtet sie unzufrieden. „Das hat sicherlich eine große Rolle gespielt.“ Zudem war sie nicht glücklich mit ihren Trainingsleistungen und dem Umfang der Einheiten. Mit ihrer Jahresbestzeit von 13,16 Sekunden konnte sie weder an die vielversprechenden Leistungen des Vorjahres anknüpfen, noch erneut eine Zeit um die 13,00 Sekunden laufen.
Ende 2011 zog sie deshalb die Konsequenzen. Da die Olympischen Spiele in London weiterhin ihr erklärtes Ziel waren und Hildebrand generell kein Risiko scheut, um dieses Ziel auch zu erreichen, wechselte sie kurzfristig ihren Trainer - und das kurz vor dem Olympiajahr! „Ich habe mich mit meinem alten Trainer auf persönlicher Ebene nicht mehr verstanden. Das gegenseitige Vertrauen war einfach weg und es gab zu viele Kompromisse“, erklärt sie.
Aus diesem Grund soll ihr neuer Trainer Werner Späth jetzt für frischen Wind beim Training sorgen und Hildebrand zur Olympiaqualifikation verhelfen. Dass er das kann, hat er in seiner 45-jährigen Trainer-Vergangenheit schon zu Genüge bewiesen. Bereits fünf Athletinnen führte der 67-jährige, der seine Karriere eigentlich schon an den Nagel gehängt hatte, zu den Olympischen Spielen. Hildebrand bereut ihre Entscheidung daher nicht und stimmt sich optimistisch. „Es ist jetzt so ziemlich alles anders, als bei meinem vorigen Trainer, und wie ich finde auch besser!“

Nur noch wenige Hundertstel zur Olympianorm

Von sich selbst behauptet Hildebrand, dass ihre größten Stärken in ihrer Technik und ihrem Kampfgeist liegen. „Arbeiten muss ich aber noch an einigem“, erzählt sie in der Folge. Vor allem am Sprint, ihrer Beinarbeit und einigen Ansteuerungen könne sie noch viel verbessern, um in Zukunft noch höhere Leistungen zu erbringen. Ziel für sie dabei ist, ihre Bestzeit von der EM 2010 zu wiederholen oder gar zu verbessern. Das wäre vor allem wichtig, wenn sie die Olympianorm von 12,92 Sekunden erreichen möchte, um sich für die Spiele in London zu qualifizieren.
Obwohl diese Spitzenzeit für sie bislang unerreicht geblieben ist, schaut Hildebrand positiv ins Olympiajahr 2012. „Die letzten vier Hundertstel sollen vor allem durch einen besseren Start und bessere Überquerungszeiten gewonnen werden. Da dürfte noch einiges drin sein!“ Das sieht auch Trainer Späth so, der ein Steigerungspotential von ein paar Hundertstel Sekunden zwar für schwierig, aber möglich hält. Spätestens bis zum 1. Juli muss eine Zeit von 12,92 Sekunden jedoch auf jeden Fall stehen.

Falls Hildebrand die Qualifikation für die Olympischen Spiele tatsächlich gelingen sollte, hat die 24-jährige große Erwartungen an das Sportereignis. „Am meisten würde ich mich darauf freuen, einfach mal dabei gewesen zu sein. Das ist einfach etwas Einmaliges, das man erlebt haben muss als Sportler!“ Bei den Olympischen Spielen will sie sich natürlich von ihrer besten Seite präsentieren und Bestzeit laufen. „Ich möchte auf jeden Fall nicht direkt in der ersten Runde straucheln und ausscheiden“, sagt Hildebrand.
Doch selbst, wenn es in diesem Jahr mit den Spielen noch nicht klappen sollte, dem Hürdenlauf wird sie auf jeden Fall treu bleiben und auch in Zukunft alles für ihn geben. Ihr Jura-Studium hat sie schließlich schon hinten angestellt. „Ich habe mich dazu entschieden den Sport solange es möglich ist zu verfolgen“, sagt sie entschlossen. Ihr Ziel ist daher klar: „Zunächst würde ich gerne weitere Male unter 13 Sekunden laufen. Einfach international mithalten können und meine Grenzen ausloten!“