Sonne, Strand und knappe Outfits - das verbinden viele mit Beachvolleyball. Doch hartes Training, Verzicht und ein starker Wille gehören ebenfalls dazu.

Stuttgart - Der Schweiß rinnt ihnen die Backe herunter und der Sand klebt an ihrer Haut. Die beiden Beachvolleyballerinnen Britta Büthe und Karla Borger aus Stuttgart trainieren hart für ihren Erfolg. Die Olympischen Spiele in London wären ein Traum für sie.

Seit etwa vier Jahren spielen die beiden 23-Jährigen schon als Team zusammen. Und das sehr erfolgreich. Neben dem ersten Platz bei der Universale 2011, dem dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften oder der Studenten WM 2010, wurden sie unter anderem dieses Jahr vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) zu „Sportlern des Jahres 2011“ gekürt. Gefördert werden Britta Büthe und Karla Borger vom OSP – dem Olympia Stützpunkt Stuttgart.

„Wir waren totale Außenseiter“

Dass sie diese Saison so erfolgreich sind, ist auch für die beiden Beachvolleyballerinnen überraschend. „Am Anfang dieser Saison hatten wir kaum Punkte und waren totale Außenseiter. Dass wir jetzt auf Platz vier der Deutschen Rangliste sind, hat auch unsere Gegner überrascht“, erzählt Karla Borger stolz. „Die anderen Teams unterschätzen uns jetzt nicht mehr und haben endlich Respekt vor uns“.

Grund für die gute Saison ist auch die Tatsache, dass sich beide sehr gut verstehen. Sie kennen sich seit gut zehn Jahren und verbringen während der Turnierphase Tag und Nacht zusammen. Sie reisen ohne ihren Trainer Jörg Ahmann und müssen sich nach den Spielen austauschen und vor Ort alles organisieren. „Wenn sich da ein Team nicht versteht, wirkt sich das auch negativ auf das Turnier und schließlich den Sport aus“, erklärt Britta Büthe. Die beiden verstehen sich so gut, dass sie sogar mit dem Gedanken gespielt haben, in Stuttgart zusammen eine WG zu gründen. „Aber ich glaube, das wäre dann zu viel Nähe. Dann müssten wir uns ja auch noch abends nach dem Training ertragen“, sagen die beiden mit einem Lächeln im Gesicht.

Beachvolleyball ist Beachfeeling

Angefangen hat alles in jungen Jahren. Beide haben im Alter von elf Jahren zunächst mit Hallenvolleyball begonnen und dort auch schon gegeneinander gespielt. Der Sprung zum Beachvolleyball ging dann recht schnell. Karla Borger wurde die Liebe zum Beachvolleyball quasi in die Wiege gelegt. „Meine Mutter hat selbst Beachvolleyball gespielt und ich war immer bei den Turnieren dabei und habe mich gleich in die Atmosphäre und den Sport verliebt.“ Britta Büthe spielt seit knapp acht Jahren Beachvolleyball. „Bei mir hat es mit einfachem Ausprobieren angefangen. Man spielt Just for Fun mit Freunden und denkt sich, das macht echt Spaß, das will machen.“

Beachvolleyball ist eine Mischung aus Team- und Individualsport. Für Karla und Britta ist das Flair das Besondere. „Beachfeeling, Sonne und die Stimmung der Zuschauer ist immer super. Wir haben Spaß und die haben Spaß, die Atmosphäre ist einfach gelassen“, erklärt Karla Borger den Unterschied zum Hallenvolleyball. Weitere Unterschiede zum klassischen Hallenvolleyball sind auch die oft sehr unterschiedlichen Bedingungen bei den Locations. „Im Sand zu spielen ist anstrengender als in der Halle. Man muss sich immer auf die Platzverhältnisse neu einstellen. Mal ist der Sand hart, mal nass. Aber die Technik ist eigentlich sehr ähnlich“, erklärt Britta Büthe.

Aber Beachvolleyball ist nicht nur Sonne, Strand und Spaß. „Beachvolleyball ist ein ernsthafter Profisport und so wie wir ihn betreiben kein bloßes Freizeitvergnügen“, so Karla Borger. Denn die beiden trainieren hart. Eine Trainingswoche besteht aus drei Mal Krafttraining, ein bis zwei Mal Lauftraining, zwei Mal Athletiktraining, also zum Beispiel Sprungtechnik, und natürlich zwei Mal täglich das Spieltraining in der Beachvolleyballanlage.

„Olympia ist immer ein Ziel“

Doch trotz aller Anstrengung ist für die beiden Beachvolleyball ihre Leidenschaft. Dass sie kein „normales“ Leben 23-jähriger Frauen führen ist ihnen bewusst. „Viele würden sagen, ihr schränkt euch schon ganz schön ein für euren Sport. Aber wir haben uns für diesen Weg entschieden, sind mit dem Sport gewachsen und haben gelernt Kompromisse zu machen“, erzählt Britta Büthe. Kompromisse, das heißt auf die Ernährung achten, viel schlafen um fit zu sein und natürlich trainieren. Auch bei Medizin müssen die Sportlerinnen aufpassen. „Zum Beispiel ist ein ganz normales Nasenspray wegen den Dopingkontrollen für uns Tabu “, erklärt Karla Borger. „Wir müssen immer in eine Liste eintragen, wo wir gerade sind und vor allem wo wir übernachten. Bei mir kam zum Beispiel einen Tag nach meinem Urlaub um sieben Uhr morgens ein Doping-Kontrollteam“.

Für alle Sportler ist Olympia natürlich immer ein Thema. Auch die beiden Beachvolleyballerinnen kämpfen für diesen großen Traum. „Olympia ist immer ein Ziel. Eine Medaille zu gewinnen wäre das Größte. Aber zunächst zählt die Teilnahme, dann unter die Top 10 zu kommen und später werden dann wahrscheinlich die Medaillen ein Ziel sein.“ Doch auch ohne Olympia habe die beiden einiges vor. „Wir wollen uns auf die anderen Turniere konzentrieren. Besser werden und mehr Erfahrungen sammeln.“ Es gibt auch ein Leben nach dem Sport

Für die Zukunft wünscht sich Karla Borger ein Beachvolleyball-Turnier in Stuttgart, „am liebsten in der Porsche-Arena oder irgendwo draußen“. Denn es sei sehr schade, dass der Süden Deutschlands sehr wenig für Volleyball mache. „Ein Turnier hier in Stuttgart, das wär ein großer Traum von mir. Das wär echt super“.
Die nächsten Jahre sind auf jeden Fall für Beachvolleyball reserviert. Doch auch für ein Leben nach dem Sport haben Britta Büthe und Karla Borge gesorgt. Beide studieren, Britta Lebensmitteltechnologie in Hohenheim und Karla in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. „Ich bin sogar Unteroffizierin im Heer“. Aber nebenher studiert sie an der Fernuniversität International Management.

Dieses Jahr steht die „FIVB world tour“ im Vordergrund. Ein Highlight für Britta Büthe und Karla Borger wird das Turnier in Berlin sein, denn „dort können hoffentlich viele unserer Freunde und Verwandten live mit uns mitfiebern“.