Alles drin? Ja, alles! Wenn später irgendetwas nicht stimmen sollte mit den Olympischen Spielen, dann wird man kaum sagen können, dass es am Anfang und der Eröffnungsfeier gelegen hat.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Bevor es dann losging in London, war im Radio noch geschwind Christian Stückl, der Leiter des Münchner Volkstheaters und Spiritus Rector der Passionsspiele in Oberammergau. Wann immer Menschen in relativen Massen auf irgendeiner Bühne bewegt werden müssen, wird als Experte der Stückl herangezogen. Auch 2006, bei der WM in Deutschland, kam die FIFA auf ihn zurück, als sie die ausufernden Fantasien des ursprünglich vorgesehenen Regisseurs Andre Heller nicht mehr teilen mochte. Die FIFA ist das ähnlich rigoros wie das Olympische Komitee, sagt Stückl: wenn die Sache nicht auf die Werbesekunde genau getimet wird, kann man’s gleich vergessen.

 

Aber wie organisiert man die ganzen Leute? „Mit Karten“, sagt der Stückl, mit grünen, gelben, roten blauen, und dann ruft man: „die Gelben jetzt in die Mitte, aber schnell, und die Blauen bleiben genau da stehen, wo sie jetzt sind, aber genau da…“ Jedenfalls so ungefähr. Das Wichtigste sei, hat Stückl noch gesagt, dass in so einer Eröffnungsfeier alles vorkomme, was man irgend noch reinpacken könne, aber wirklich alles. In London, kann man sagen, hat das bei der Eröffnungsfeier einerseits sensationell, andererseits eigentlich auch wieder ganz unspektakulär geklappt, als Großbritannien sich darstellte, wie es sich gerne sieht - und gerne gesehen wird: als große Nation mit kleinen Macken. Solide und exzentrisch. Wunderliche Insel. Ein Land voller endlos gereihter Häuser, in denen Menschen sich die verrücktesten Geschichten ausdenken. Und, nur zum Beispiel, immer mal wieder die Popmusik anders neu erfinden.

Ja, es war viel Musik drin in dieser Eröffnungsshow, viel große Musik, bekannte Musik: David Bowie und, natürlich, Paul Mc Cartney: „Hey Jude“. Ja, hey! Ein spleeniges Detail: für ein paar Sekunden nämlich konnte man noch einmal ein Stück der Gruppe Mud hören, die in den siebziger Jahren zur sehr speziellen Spezies der englischen Glam-Rocker gehörten: sie trugen hellblaue Anzüge mit weitestem Hosenschlag und Schuhe mit Monsterabsätzen. Als Gesamtkunstwerk schafften sie etwas ziemlich Einmaliges, nämlich proletarische Exklusivität herzustellen. Zwei dieser insgesamt vier extrem schrägen Vögel sind schon tot, der Sänger Les Gray und der Drummer Dave Mount. Mud waren nicht mehr als eine Marginalie, aber eine eigenwillige. Dass sie erinnerungshalber noch einmal auftauchten in diesem olympischen Zusammenhang in London – nehmen wir’s als Zeichen!