Außenseiter und Seitenansichten: Mit "London Eye" wirft unser Kolumnist einen ganz besonderen Blick auf die Olympischen Spiele in London.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Alison Rourke hat gerade für den britischen „Guardian“ aus Sydney geschrieben, dass es in Australien im Jahr 2000 vor Beginn der Olympischen Spiele auch nicht viel anders ausgeschaut hat als jetzt in London. Die Leute machten sich damals Sorgen wegen des Wetters, weil der australische Frühling im September gerade erst begonnen hatte. Regen drohte und viel Wind. Aber dann wurde das Wetter – und wurde der ganze Rest - fantastisch.

 

Natürlich war der Budgetplan nicht eingehalten worden, und der Verkehr drohte zu kollabieren. Doch als Sydney begann, war das alles mehr oder minder vergessen, und fast jeder, der damals dort unten dabei war, vor Ort und/oder mit dem Herzen, würde noch heute gerne die Zeit zurückdrehen, um Sydney in seiner Ursprünglichkeit wieder zurück zu bekommen. Nach den Spielen in Athen, die ein wenig an ihrer historischen Überbedeutung zu leiden schienen, und den Spielen in Peking, die massiv am semi-diktatorischen Kontrollwahn litten, kommen die Spiele in London nun gewissermaßen nach Hause.

Denn wer, wenn nicht die Engländer, haben die Grundlagen des Sports, wie wir ihn heute kennen, erfunden? Und zwar so gut wie alle! „London Eye“, die Olympia-Netzkolumne der StZ, die von nun an während der Dauer der Spiele täglich einmal oder anlassgemäß womöglich auch öfter fortgeschrieben wird, interessiert sich nun aber höchstens am Rande für die großen Sieger (und Verlierer) und ihre Momente, dafür zeichnet wie immer der Sport hauptverantwortlich. „London Eye“ will sich vielmehr einen Blickwinkel zu Eigen machen, der in England traditionell höchstes Ansehen genießt: gemäß des „underdog rule“ rückt dabei in den Mittelpunkt, wer dort nach massenmedialen Maßstäben gar nicht hingehört. Der Fokus liegt demnach auf den Außenseitern und Seitenansichten. Weniger der Rekord zählt - als das (skurrile) Detail, Kleinigkeiten, wenn Sie so wollen, und im Zweifelsfall die Geschichte hinter der Geschichte. Jedenfalls haben wir in diesem Sinne ein Auge drauf: London Eye!