Der Sport soll richtig Freude machen? Das ist historisch nicht immer so gewesen. Und auch bei den Olympischen Spielen in London ist das eher fragwürdig - selbst beim Partysport Beachvolleyball.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Beachvolleyball in London, nahe Horse Guards, wird gerne als „Party-Time“ angekündigt. Und, ja: von außen betrachtet ist Volleyball auf Sand eine rundum feine Sache. Übersichtliches Personenaufkommen, ziemlich zügig nachvollziehbare Regeln und frische Luft satt. Wenn man aber vollkommen verklebt, außer Atem und mit leicht brennenden Sehnen als eine/r von Zweien auf unebenem Grund steht, ist der Fun-Faktor bisweilen nicht ganz so hoch. Und zu trinken gibt es, versteht sich, eh nur viel Wasser. Soviel zur Party.

 

Trotzdem hört man bei den Spielen bisher keinen Satz öfter: dass alle „Spaß haben wollen“. Und zwar, wohl gemerkt, nicht hinterher, im Olympischen Dorf, sondern beim Wettkampf. Als das Männer-Quartett des Deutschen Schwimm-Verbandes am Sonntagmittag gerade die Qualifikation für den Endlauf am Abend hingebracht hatte, hieß es unisono: möglichst nochmal den eben aufgestellten nationalen Rekord verbessern. Aber ansonsten: Spaß haben? Was sonst? Das war nicht immer so beim Sporteln.

Der Hofmann, steht im Jahrhunderte Maßstäbe setzenden „Libro del Cortigiano“ von Baldassare Castiglione von 1528, müsse nicht nur ein vollkommener Reiter sein und nebenher noch sämtliche Waffengattungen beherrschen, sondern auch noch Ringen, Schwimmen, Laufen und das Steinestoßen, nun ja, drauf haben. Abstand zu nehmen sei hingegen von lächerlichen Übungen: kein Seiltanzen oder sonstiger Hokuspokus. Für die intensivere Beschäftigung mit diesem Thema empfiehlt sich im Übrigen die „Kulturgeschichte des Sports“ von Wolfgang Behringer (Beck-Verlag), ein feines Buch. Von Spaß allerdings ist im „Libro del Cortigiano“ keine Rede, vielmehr immer wieder vom Sport als Mittel gegen alle möglichen Laster, die der gemeine Mensch nun mal mit sich herumschleppt. Die Engländer hingegen konstruierten zwar einerseits hauptsächlich das Regelwerk so gut wie aller modernen Sportarten, hüteten sich aber davor, die Dinge allzu seriös zu betrachten. Sport blieb „leisure“, Zeitvertreib. Was dafür gesorgt hat, dass namentlich in England sehr viele unernste Varianten von Sportarten. Vermutlich kommen wir noch drauf.