Vor der Entscheidung noch einmal drauf hinweisen, dass gerade aber auch nur eine schöne Nebensache verhandelt wird - der Volleyballtrainer Vital Heynen hat vorgemacht, wie das geht.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Fünfter Satz im Volleyball zwischen Deutschland und Serbien, Männer, und Beachen und Volleyball in der Halle sind wirklich zwei Paar Sportschuhe: mehr Leute, kompliziertere Strukturen, stärkerer Diskussionsbedarf - und überhaupt mehr Unwägbarkeiten. Fünfter Satz also, ausnahmsweise wird nur bis Fünfzehn gezählt. Wie fühlt man sich da?

 

Selbst als unterklassiger Spieler: eigentlich gar nicht mehr. Die Umwelt ist Watte, der Kopf voll Mull, allenfalls. Nur mühsam dringt noch durch, was geredet wird – und geredet wird ja eigentlich nur das Allernötigste. Der Rest sind Zeichen, geprobte Abläufe mit – bei Amateuren - ungeprobten Variationen. Gehen sie gut, sind alle glücklich. Gehen sie schief…

Manchmal aber braucht es Leute wie den Sturkopf Georg Grozer, der Deutschland gegen Serbien in der Verlängerung manchmal mit purer Gewalt im Spiel gehalten hat und schließlich zum Sieg führte. Georg Grozer ist der Sohn von Georg Grozer. Klingt komisch, ist aber so. Beide sind Volleyballer, beide in Budapest geboren, der eine in den Sechzigern, der andere in den Achtzigern. Beide ähneln sich sehr. Wer den Sohn spielen sieht, sieht auch immer den Vater, der allerdings ein größerer Querulant war. Wenn ihm was nicht passte, zog er sich im Zweifelsfall die Schuhe aus – und ging. Aber exzentrisch ist Grozer Junior, der in der nächsten Saison in Russland bei Belgorod spielen wird, natürlich auch: hundert Kilo Kraft plus zwei ordentliche Portionen Narzissmus und Genie.

"Wir wollen hier Spaß haben"

Es braucht allerdings auch ganz andere Leute in der oben beschriebenen Situationen, wenn es Spitz auf Knopf steht. Die deutschen Volleyballer haben derzeit einen Trainer, der die Dinge manchmal von einer eher ungewohnten Seite betrachtet: Als es 14: 14 stand, sagte Vital Heinen in der Auszeit deshalb nicht, was man normalerweise sagt: Dranbleiben. Aufpassen. Unser Spiel. Machen wir fertig. Solche Sachen.

Vital Heinen rief nur: „Hey, wir sind immer noch da!“, und das war ja nun wirklich einigermaßen verwunderlich nach den ersten beiden verlorengegangenen Sätzen. Und dann noch: „Wir wollen hier Spaß haben…“ Am Ende vom fünften Satz? Vital Heinen ist Belgier aus dem Limburgischen. Da wohnen andere Nationalitäten gleich um die Ecke. Die Niederländer. Die Deutschen. Die Franzosen. Nun gibt es überall nette Leute auf der Welt. Aber in Heinens Gegend sind sie schon besonders nett. Unkompliziert. Offen. Und, sagen wir so: geborene Mannschaftsspieler, wo es wichtig ist, dass man im richtigen Augenblick nicht nur den Druck erhöhen kann, sondern auch mal richtig die Luft raus nimmt. Es gibt viel zu wenige von solchen Trainern. Manche sind verhinderte Despoten. Andere nur Selbstbespiegelungskünstler. Und die allermeisten haben einen vollkommen falschen Ehrgeizbegriff.

Wie auch immer. Wenn es gut geht, haben ein paar Menschen, die es länger nicht mit ihrem Sport versucht haben, Vital Heinen gesehen, der lächelnd beste Überzeugungsarbeit am Zuschauer leistete, als es, wie die Deutschen so sagen, Ernst wurde. Vielleicht sehen wir den ein oder anderen mal wieder in der Halle oder auf dem Platz. Das wäre kein schlechter olympischer Effekt.