Olympia macht die Leute ein bisschen gleicher als sonst, jedenfalls manchmal, für einen kleinen Moment. Dass theoretisch wirklich jeder straucheln könnte, ist ein Betriebsgeheimnis des Sports.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

München - Manchmal ergibt sich das mit dem Berühmtwerden ja eher beiläufig. Man singt was, weil man einfach mal ausprobieren möchte, ob es den Leuten gefallen könnte. Und plötzlich ist man eine Marke. Amy Winehouse, nur zum Beispiel und weil man sich wünschte, man könne einfach nochmal in einen Pub an der Tottenham Court Road gehen und Amy Winehouse singen hören, Amy Winehouse also ist das so gegangen. Am Anfang war es lustig, dann wurde es schwierig, und dann ging es vor einem Jahr nicht mehr. Gar nicht mehr. Winehouse wollte, wie „Wir sind Helden“ richtig gesungen haben, ihr Leben zurück, aber ihr Leben war schon lange nicht mehr ihr Leben.

 

Sportler arbeiten daran, berühmt zu werden. Das heißt, sie bemühen sich zuerst, immer besser zu werden, vor allem, wenn sie ihre Sache professionell betreiben, und irgendwann muss man dann eben damit rechnen, die Dinge von oben zu betrachten. Roger Federer, der Tenisspieler, ist so einer, der es ganz hoch hinaus gebracht hat. Er wollte den Erfolg, klar, er hat hart dafür gearbeitet. Er hatte ein besonderes Talent, aber geschenkt bekommen hat auch er nichts. Federer ist jetzt schon sehr lange an der Spitze, er hat fast sämtliche Rekorde gebrochen, die es überhaupt gibt in dieser Sportart, und eigentlich ist er mit seiner Berühmtheit auch ziemlich okay umgegangen. Das ist leicht und schwer zugleich. An jedem Tag, der ins Land geht, verdient er 140.000 Euro, was man sich, wie man so sagt, erst mal vorstellen muss, aber man kann’s eigentlich nicht. Was würde ein Sportler aus Burkina Faso mit 140.000 Euro anfangen? Ja, sicher, man darf so eigentlich nicht rechnen.

Spiele machen alle ein bisschen gleicher

Im Gegensatz zu Rafael Nadal hat Federer noch kein Olympisches Gold. Das treibt ihn gerade an. Aber er ist, das hat man in der ersten Runde schon merken können, in London-Wimbledon angreifbarer als sonst. Wo sonst hätte ihm je die Schlaghand gezittert und kleine Mondbälle produziert? Hier schon. Die Spiele machen die Sportler, wenn es ganz gut geht, manchmal ein bisschen gleicher, das Gefälle verringert sich in günstigen Fällen. Und Federer ist hier weniger Marke als sonst, er ist wieder mehr Federer. Kein Schweizer wie alle anderen, aber doch eine Nummer in einer Datei, nicht größer geschrieben als der Mann aus Ecuador, und jedenfalls würde es einen bei Olympia weniger wundern als sonst bei einem Turnier, wenn die Berühmtheit in Schwierigkeiten mit dem eigenen Anspruch käme. Das macht auf diesem Gebiet das Faszinosum des Sports aus. Bitte, nichts gegen Federer und vergleichbare Gesetzte! Nur, möge vielleicht doch einmal ein anderer gewinnen. Oder?