Mit dem stärksten Aufgebot kämpfen die deutschen Handballer beim Olympia-Qualifikationsturnier vom 12. bis zum 14. März um das Ticket für Tokio.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Olympia-Gold! Über Sinn und Unsinn dieses von Vizepräsident Bob Hanning ausgegebenen Ziels der deutschen Handballer bei den Sommerspielen 2021 in Tokio kann trefflich diskutiert werden. Beim digitalen Medientermin am Montag stieg Axel Kromer, der Sportvorstand des Deutschen Handballbundes (DHB), mit der sachlich richtigen Feststellung ein: „Um in Tokio erfolgreich zu sein, müssen wir dabei sein.“

 

Genau darum geht es beim Qualifikationsturnier in Berlin in den drei Spielen gegen den Vizeweltmeister Schweden (12. März, 15.15 Uhr/ARD), den EM-Vierten Slowenien (13. März, 15.35 Uhr/ZDF) und Afrika-Vertreter Algerien (14. März, 15.45 Uhr/ZDF). Nur die beiden Erstplatzierten des Vierer-Turniers ergattern eines der begehrten Tickets.

Die Erfolgsaussichten, zu den zwei Glücklichen zu gehören, sind mit der Bekanntgabe des Aufgebots gestiegen. „Gegner und Programm stellen eine große Aufgabe dar. Ich bin davon überzeugt, dass wir mit diesen Spielern bereit für diese Herausforderung sind“, erklärte ein sichtlich erleichterter Bundestrainer Alfred Gislason und schob die Begründung gleich hinterher: „Wir haben viel mehr Erfahrung zur Verfügung, deutlich mehr Breite im Kader und bewährte Kräfte für unsere bisherige Schwachstelle Innenblock.“ Der schmerzlich vermisste, eingespielte Kieler Stabilitätspakt mit Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek kehrt nach seinem kollektiven WM-Verzicht zurück. Genauso THW-Teamkollege Steffen Weinhold. Zudem nominierte Gislason die in Ägypten ebenfalls fehlenden Fabian Wiede von den Füchsen Berlin und Sebastian Heymann von Frisch Auf Göppingen. Der Rechtshänder lieferte für seinen Verein nach der WM drei richtig gute Spiele ab, die den Bundestrainer in seiner Meinung über den 22-Jährigen bestärkten: „Basti kann im Innenblock decken, im Angriff ist er nicht nur wurfstark, sondern zeigt trotz seiner jungen Jahre auch viel Übersicht, hat ein Auge für den Kreis und die Außen – und er ist im Eins-gegen-eins sehr stark.“

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Im Tor setzt Gislason auf das bewährte Trio aus Stammkeeper Andreas Wolff, Silvio Heinevetter und Johannes Bitter. Dass Wolff sich öffentlich kritisch über den WM-Verzicht einzelner Spieler geäußert hatte, sieht der Coach beim Re-Start nicht als Problem an. „Wir haben das bereits bei der WM vor Ort aus der Welt geschafft, ich glaube nicht, dass da noch Sechs-Augen-Gespräche zwischen mir und den jeweiligen Spielern nötig sind“, sagte der 61-Jährige.

Prominenteste Opfer in Gislasons Personalpuzzle sind die beiden Europameister Finn Lemke und Jannik Kohlbacher. Der Abwehrspezialist von der MT Melsungen und der Kreisläufer von den Rhein-Neckar Löwen hatten das Nachsehen gegen den Flensburger Johannes Golla. Genauso verzichtete der Bundestrainer auf den zuletzt verletzt fehlenden Rechtsaußen Tobias Reichmann. „Wir sind davon überzeugt, mit den nominierten Spielern die aktuell stärkste Konstellation stellen zu können, aber deshalb ist Erfolg noch nicht selbstverständlich“, sagte Kromer: „Wir müssen in diesem Turnier von der ersten Sekunde an zu hundert Prozent präsent sein.“

Der Bedeutung trägt auch die Handball-Bundesliga (HBL) Rechnung und verlegte Spiele nach vorne. Dennoch können nicht alle Spieler bereits am 6. März beim Treffpunkt in Berlin dabei sein. So findet etwa das Bundesliga-Spiel Rhein-Neckar Löwen gegen Frisch Auf Göppingen erst am 6. März um 20.30 Uhr statt, die Partie SC DHfK Leipzig gegen TVB Stuttgart sogar erst am 7. März (16 Uhr). „Auf alle Fälle sind wir der HBL dankbar für das Entgegenkommen“, betonte Gislason. Schließlich will ganz Handballdeutschland alles dafür tun, dass die Traum von Olympia-Gold nicht schon Mitte März beendet ist.