Der im Dezember gestartete Erweiterungsbau für den Olympiastützpunkt der Rhythmischen Sportgymnastik in Schmiden zieht Arbeiten an den beiden bestehenden Hallen nach sich – ausgerechnet die schadhafte Abdichtung wird nicht gerichtet.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Schmiden - Für die Erweiterung des Olympiastützpunkts der Rhythmischen Sportgymnastik in Schmiden greift die Stadt Fellbach tief in die Tasche: Ein Drittel der Baukosten wird bei dem im Dezember mit dem symbolischen Spatenstich gestarteten Drei-Millionen-Euro-Projekt von der Kommune übernommen.

 

Den Restbetrag teilen Bund und Land unter sich auf. Ist der lange umstrittene 1200-Quadratmeter-Bau in knapp einem Jahr fertiggestellt, soll fürs Training der 21 Kader-Athletinnen endlich mehr Platz zur Verfügung stehen – und die Videoanalyse über die Patzer bei der Kür nicht länger in der Gerätegarage stattfinden müssen.

Mit dem Erweiterungsbau und den beiden Übungsflächen ist es nicht getan

Mit dem Erweiterungsbau und den beiden neuen Übungsflächen im wettkampftauglichen Maßstab von 14 x 14 Metern ist es allerdings nicht getan. Denn die Stadt muss sich – parallel zum Projekt Olympiastützpunkt – auch um die bauliche Aufrüstung des Bestands bemühen. Die bisher für die Rhythmische Sportgymnastik genutzte Halle wurde 1987 in Fertigteil-Bauweise erstellt und an die bereits aus dem Jahr 1973 stammende Sporthalle angedockt. An beiden nagt der Zahn der Zeit.

„Natürlich entsprechen beide Hallen in keinster Weise heutigen Wärmeschutzanforderungen“, heißt es in einer Beschlussvorlage für die Fellbacher Stadträte. Die erneute Erweiterung für den Olympiastützpunkt führt dazu, dass beide Alt-Gebäudeteile in der Höhe angeglichen werden müssen, um eine wesentlich dicker ausfallende Dämmschicht durchziehen und die Abdichtung des Dachs samt der Lichtkuppeln fachgerecht anschließen zu können. Außerdem soll die Fassade mit Wärmedämmung versehen werden. Bei beiden bestehenden Hallen werden die Fenster ausgetauscht, im Verbindungsbau zwischen der Sporthalle und der Halle für die Rhythmische Sportgymnastik ist eine Kompletterneuerung der gläsernen Überdachung einschließlich der beiden Windfänge vorgesehen. Und: Wegen diverser Undichtigkeiten wird auch der gesamte Umkleidetrakt beider Hallen mit einer neuen Dachabdichtung versehen.

Die Leckstellen haben Mitte November sogar fast einen Spielabbruch wegen Regen ausgelöst

Nicht die Rede ist in dem vom Fellbacher Gemeinderat jetzt mit deutlicher Mehrheit beschlossenen Bauprogramm allerdings von einer Erneuerung des Sporthallendachs. Dabei hatte das bei Regenwetter unablässig von der Decke tropfende Wasser bei den Vereinssportlern wiederholt für Beschwerden gesorgt. Die Leckstellen hätten Mitte November sogar fast einen Spielabbruch ausgelöst – nach heftigen Regengüssen kamen die Wischer bei der Handballpartie der Puma-Damen gegen Herrenberg nicht nur ins Schwitzen, sondern auch kaum noch hinterher.

Auch wenn die Arbeit am besagten Dach noch gar nicht enthalten ist, gehen die Arbeiten ins Geld. Allein 460 000 Euro wird die Aufrüstung der Rhythmischen Sportgymnastik verschlingen, weitere 270 000 Euro sind für den Umkleidebereich veranschlagt. Unterm Strich liegt die Kalkulation der Stadt also bei knapp einer dreiviertel Million Euro – und damit nicht mehr weit entfernt vom Fellbacher Beitrag für den Erweiterungsbau. Unklar ist, ob die bereits aus dem Frühjahr 2017 stammende Schätzung in Zeiten explodierender Baupreise überhaupt noch realistisch ist. Trotz der Kosten dürfte es freilich Sinn machen, die Sanierung gleich in der Baustellenzeit zu erledigen. SPD-Fraktionschef Andreas Möhlmann sprach ebenso von „Synergie-effekten“ wie CDU-Rat Jörg Schiller. Die Mehrzahl der Kollegen sah das ebenso. „Die Maßnahme hat mit dem Olympiastützpunkt nichts zu tun, die Sanierung wäre so oder so nötig geworden“, hieß es. Weshalb das für das Dach der Sporthalle nicht gelten soll, ist deshalb um so erstaunlicher.