Dafür gibt es an anderer Stelle Lob für Olympia. Die neue Streckenführung vom modernisierten Flughafen ins Stadtzentrum und in den Süden Rios gehören wie die Straßenbahn und die Metro zum nachhaltigen Erbe der Spiele. „Die neue U-Bahn-Strecke ist ein Riesengewinn für die Stadt“, sagt der Stuttgarter Touristenführer Bernhard Weber, der seit Jahren in Rio lebt. „Die Innenstadt hat durch die Straßenbahn an urbaner Lebensqualität gewonnen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass auch die Armenviertel stärker in die Investitionen eingebunden werden.“ Zumindest diese Investitionen haben Rio in Teilen ein großes Stück vorangebracht.

 

Korrupte Politiker verspielen Chance

Ein dunkler Schatten wird allerdings für immer auf den Spielen lasten: Das Krebsgeschwür der Korruption, das die Kasse der Stadt und des Bundesstaates Rio de Janeiro geplündert hat und nun zu schmerzhaften Einschnitten auch im sozialen Sektor führt. Die Chance, die Olympia Rio gegeben hat, ist durch korrupte Politiker größtenteils verspielt. Das ist die wohl schmerzhafteste Lehre aus den Spielen von Rio für das IOC: Wer wegschaut, verliert die Kontrolle und irgendwann auch die Glaubwürdigkeit.

Passend dazu wurde am Freitag dies bekannt: Vor der Vergabe der Spiele an Rio zu dubiosen Zahlungen an die Familie des früheren IOC-Mitglieds Lamine Diack gekommen sein. Das berichtet die Tageszeitung „Le Monde“. Drei Tage vor der Wahl des Gastgebers im Jahr 2009 soll ein brasilianischer Geschäftsmann 1,5 Millionen US-Dollar auf das Konto von Papa Massata Diack, Sohn des damaligen IOC-Mitglieds und IAAF-Präsidenten Lamine Diack, gezahlt haben. Ermittler schließen eine Beeinflussung zugunsten Rios nicht aus.