Ohne die Bundeswehr und Polizei als Arbeitgeber hätte das deutsche Olympiateam in Sotschi das Nachsehen. Doch die großzügige Sportförderung will stetig gerechtfertigt werden.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Deutschland solle sich international stärker einbringen – notfalls militärisch, erklären Bundespräsident, Außenminister und Verteidigungsministerin unisono. Was wollen sie? Eine erste Antwort darauf könnte das Olympiateam geben (wenn es denn gemeint wäre): 67 Soldaten übernehmen die geforderte Verantwortung und kämpfen auf russischem Boden um Medaillen. Hinzu gesellen sich 23 Bundespolizisten, 15 Akteure vom Zoll und sieben Angehörige der Landespolizeien – bei 153 Sportlern insgesamt. Ohne die deutsche Staatsgewalt als sportfreundlicher Arbeitgeber wäre das deutsche Team in Sotschi ein armseliger Haufen.

 

Dass Bundeswehr und Polizei für einen großen Teil der Treppchenplätze bei Olympia verantwortlich sind, gerät meist aus dem Blick, zumal die Betroffenen dies gern verschweigen. In London 2012 hatten 74 Soldaten und 41 Soldatinnen teilgenommen – das war fast ein Drittel des gesamten Teams. 19 kehrten mit Medaille zurück (bei 44 insgesamt). Bei den Winterspielen in Vancouver 2010 gewannen die von der Truppe entsandten Athleten 17 von 30 Medaillen. Alles in allem sind die Streitkräfte bei Olympia für fast die Hälfte der Ausbeute verantwortlich. Der Grund ist klar: 744 Plätze stellt die Armee in 15 Sportfördergruppen bereit – plus 40 Dienstposten für die Betreuung. 32 Millionen Euro lässt man sich die Spitzensportförderung jährlich kosten. Die Bundeswehr ist, vom Profifußball abgesehen, die stärkste Säule im Leistungssport.

Soldat ist freilich nicht gleich Soldat. Die Sportler unter ihnen absolvieren eine verkürzte militärische Grundausbildung von acht Wochen. Danach machen Training und Wettkampf 70 Prozent und der militärische Teil 30 Prozent der Dienstzeit aus. Unteroffiziers- und Feldwebellehrgänge bleiben den Athleten nicht erspart. Neben dem Monatssalär erhalten sie noch eine kostenfreie medizinische Betreuung. Dies alles will stetig gerechtfertigt sein: „Die Medaillen-Ausbeute der Bundeswehrsoldaten ist prozentual höher als der Anteil der Bundeswehrsportler an der Gesamtteilnehmerzahl“, sagte der frühere Verteidigungsminister Thomas de Maizière nach London kleinkrämerisch. Es war zwangsläufig als Verteidigung eines vom Steuerzahler gestützten großzügigen Fördersystems zu verstehen.