Wie gut können Sie als DOSB-Präsident, der mit Innenminister Thomas de Maizière die Reform des deutschen Spitzensports vorantreibt, eigentlich mit dem Ergebnis der Bundestagswahl leben?
Wir müssen genauso damit leben wie die politischen Parteien. Wir alle haben sicher ein spannendes Quartal vor uns. Letztlich können wir nicht mehr tun, als abzuwarten, wer wo Verantwortung für unser Land übernimmt und wer künftig die Ansprechpartner des Sports sein werden. Am wichtigsten für uns ist sicher der Bundesinnenminister, aber es gibt auch viele andere Ressorts, mit denen wir regelmäßig zu tun haben, zum Beispiel Verteidigung, Soziales oder Gesundheit. Wir harren der Personen, die da kommen.
Wie weit ist die Reform aktuell?
Aus Sicht des Sports auf einem sehr guten Weg. Der Grundsatzbeschluss war so gut wie einstimmig, wir haben die Aufgaben, die es laut Konzept für uns zu erledigen galt, in den letzten Monaten mit größter Zielstrebigkeit angepackt. Zum Beispiel war die Diskussion über die Reduzierung der Olympia- und Bundesstützpunkte sehr konstruktiv und kritisch. Wir haben uns beispielsweise auch mit den Verbänden auf eine gut vertretbare Reduzierung der Kaderathleten geeinigt. Das zeigt: Der Sport bewegt sich sehr verantwortungsbewusst und partnerschaftlich.
Hinken Sie dem Zeitplan nicht hinterher?
Dass sich die Reform an der einen oder anderen Stelle etwas nach hinten verschiebt, sehen wir nicht sonderlich kritisch. Es wurde Jahrzehnte über die Notwendigkeit einer Reform diskutiert und lamentiert, dass der Sport nicht in der Lage oder willens dazu ist. Nun hat der Sport bewiesen, dass er sehr wohl in der Lage ist, weshalb ich mit viel Selbstbewusstsein sage: Da kommt es auf ein oder zwei Jahre nicht an, sofern das Hand und Fuß hat, was wir tun. Und das hat es.
Was ist mit der Finanzierung?
Es hieß immer: erst das Konzept der Reform. Das steht. Dann die Umsetzung. Diese ist angelaufen. Nun geht es noch um eine stimmige Finanzierung. Da müssen wir uns darauf verlassen, dass Schritt für Schritt die gemachten Zusagen eingehalten werden – unabhängig von der künftigen politischen Konstellation. Einige Länder, darunter Baden-Württemberg, sind schon auf eine vorbildliche Art und Weise ihrer Verantwortung gerecht geworden und haben die Mittel für den Nachwuchsleistungssport teilweise signifikant erhöht. Jetzt fehlt noch ein kraftvolles Signal vom Bund.
Wie kraftvoll?
Noch gibt es keine endgültigen Zahlen. Aber es geht auf jeden Fall um ein Plus bei der Sportförderung des Bundes von mehreren zehn Millionen Euro pro Jahr.
Zuletzt gab es immer wieder Athleten, die sich über eine mangelhafte oder fehlende Förderung beklagt haben – unter anderem einige Leichtathleten bei der WM in London. Haben Sie Verständnis für diese Kritik?
Habe ich. Genau deshalb machen wir ja die Reform. Durch eine gewisse Konzentration, mehr Mittel und eine enge Verknüpfung mit der Sporthilfe sollen sich die Rahmenbedingungen für die Athleten verbessern. Das ist genau die Zielstellung.
Wobei die Zahl der geförderten Athleten kleiner werden wird.
Im Bereich des B-Kaders, ja. Aber für alle Athleten, die echtes Potenzial in Richtung Weltspitze haben, muss unter dem Strich eine bessere Förderung herauskommen. Ansonsten wäre die Reform gescheitert.