Weil den Frauen die Aufnahme ins Olympia-Programm für 2026 verweigert wird, fürchten auch die Männer um ihren Platz bei künftigen Winterspielen.

Bei Temperaturen jenseits der 30 Grad spricht kaum jemand über Wintersport – normalerweise. Derzeit allerdings ist das anders. Es wird hitzig debattiert, denn der nordischen Kombination droht der Absturz. In der Szene lässt das keinen kalt. „Es hört sich fast schon schockierend an“, meinte Johannes Rydzek. Und Eric Frenzel, auch er Olympiasieger und Weltmeister, sagte: „Ich bin sehr enttäuscht, für die Zukunft sehe ich schwarz.“ Was am Thema Gleichberechtigung liegt.

 

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat sich auf die Fahne geschrieben, den Frauensport zu fördern. Bei den Winterspielen 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo werden 47 Prozent der rund 2900 Teilnehmenden weiblich sein – ein neuer Höchstwert, der verbunden ist mit mehr Wettbewerben. Hinzu kommen der Doppelsitzer der Rodlerinnen, ein Frauen-Skispringen von der Großschanze sowie Mixed-Wettbewerbe im Skeleton und auf der Buckelpiste. Gleich drei Chancen auf Medaillen gibt es in der neuen Disziplin Skibergsteigen (Frauen, Männer, Mixed). Umso schmerzhafter ist der Warnschuss für die selbst ernannte Königsdisziplin des Wintersports.

Eine unverhohlene Drohung

Denn die Herren der Ringe verweigerten nicht nur den Kombiniererinnen die Aufnahme ins Olympiaprogramm für 2026. Sie stellten zugleich klar, dass dies auch für 2030 keine Selbstverständlichkeit sein wird. Man erwarte eine „deutlich positive Entwicklung“, sagte IOC-Mitglied Karl Stoss nach der jüngsten Sitzung des Exekutivkomitees. Es sind Worte, die auch für die Kombinierer wie eine unverhohlene Drohung klingen.

Derzeit ist die nordische Kombination die einzige Sportart, die es bei Winterspielen nur für Männer gibt. Doch allen ist klar: Dabei kann es nicht bleiben. Entweder den Frauen wird in acht Jahren die Tür zur olympischen Familie geöffnet, oder sie wird auch den Männern vor der Nase zugeschlagen. Dass das IOC eine seiner traditionsreichsten Disziplinen ausschließen könnte, ist kein Ding der Unmöglichkeit.

Das Signal ist angekommen

Schon länger kritisieren die vor allem auf materielle Werte bedachten Olympiamacher die fehlende Vielfalt in der nordischen Kombination. Im Teamwettbewerb im Februar in Peking waren nur zehn Staffeln am Start, die 27 Medaillen bei den letzten drei Winterspielen gingen an Sportler aus lediglich vier Nationen. Zugleich sinke das Interesse der (TV-)Zuschauer. Stoss sprach deshalb unmissverständlich von einem „Signal auch an die Männer für die Zukunft“. Das ist angekommen.

„Wir sind aktuell nicht die attraktivste Sportart, das wurde gerügt“, sagte Johannes Rydzek. Und fügte hinzu: „Dieser Herausforderung müssen wir uns stellen. Jetzt sind der Weltverband, die Veranstalter und wir Athleten gefragt.“ Es gelte, neue Ideen für die Wettkämpfe zu entwickeln, um mehr Fans an die Strecken und vor die Bildschirme zu locken, neue Fördermöglichkeiten für kleinere Nationen zu schaffen, neue Aktivitäten in den sozialen Medien zu starten. „Es gibt Handlungsbedarf auf vielen Ebenen“, sagte der Doppelolympiasieger, „über uns hängt hängt ein Damoklesschwert. Das ist nicht die beste Voraussetzung – aber eine Chance, um unseren Sport zu modernisieren.“ Gut möglich, dass es in diesem Sommer noch mehr hitzige Debatten über den Wintersport gibt.