Der einstige Florett-Olympiasieger Thomas Bach kandidiert im September in Buenos Aires für die Wahl zum IOC-Präsidenten. Dem 59-Jährigen werden für sein Vorhaben gute Chancen attestiert.

Berlin - Am 10. September 2013 wird das mächtigste Amt des Weltsports vergeben. Favorit auf die Präsidentschaft des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ist ein Deutscher. Es war Thomas Bach, amtierender IOC-Vize und Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und FDP-Mitglied, offenbar wichtig, als Erster seine IOC-Kandidatur zu verkünden. Am 6. Juni ist Meldeschluss. Bach hat ein Zeichen gesetzt. Er ist ein olympisches Schwergewicht. Und er wird bei der Wahl auf der IOC-Vollversammlung im September in Buenos Aires auf jeden Fall besser abschneiden als der bisher einzige deutsche Präsidentschaftskandidat: Willi Daume unterlag 1980 in Moskau, als die Bundesrepublik die Sommerspiele boykottierte, mit gerade einmal fünf Stimmen gegen Juan Antonio Samaranch aus Spanien.

 

Daume und Samaranch haben Bach, Olympiasieger mit dem Florettteam 1976, stets gefördert. Bachs Karriere war früh auf die Präsidentschaft ausgerichtet. Seit dem Olympischen Kongress 1981 in Baden-Baden, spätestens aber seit Daume für Bach 1991 den Platz im IOC frei machte, wurde er als ernsthafter Präsidentschaftskandidat gehandelt. Bach aber hat stets verneint, derlei Ambitionen zu hegen, was in der Branche nur müdes Lächeln auslöste. Überraschend an der Verkündung ist allein die Hektik der vergangenen Tage.

Auch die Bundeskanzlerin ist zufrieden

Seit Mittwochabend weiß es nun also die Welt. Bach hatte zuvor sämtliche IOC-Mitglieder persönlich angeschrieben. Dem DOSB-Präsidium verkündete er es per Telefonschaltkonferenz. Die Botschaft des DOSB, verlesen vom Generaldirektor Michael Vesper, lautete: Bachs Kandidatur sei eine im Interesse des gesamten deutschen Sports. Politiker der Koalition, ob Bundeskanzlerin oder Innenminister, versicherten Sympathie und Unterstützung.

Ob sich die Kandidatur aber mit dem aussichtsreichen Projekt einer Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 verträgt, ist eine seit Langem diskutierte Frage. Lassen sich private olympische Interessen eines Wirtschaftslobbyisten wie Bach tatsächlich mit nationalen Interessen verbinden? „Ja“, sagt Bach. Seine Wahl könne die Münchner Ambitionen befruchten.

Die meisten der Lobhudeleien aus dem Sportbusiness sind mit größter Vorsicht zu genießen: Vesper zum Beispiel will, wenn Bach IOC-Präsident wird, erster voll bezahlter DOSB-Präsident werden. Zum Thema Geld sagte Bach wiederum: Er würde den IOC-Vorstandsjob als Ehrenamtler ausüben und nicht als entlohnter Präsident, wie es der scheidende IOC-Boss Jacques Rogge angeregt hat.

Kritik am Vorgänger Rogge gibt es von Bach nicht

Kein anderer Deutscher beherrscht das IOC-Vokabular so wie Thomas Bach. Er stellt seine Kandidatur unter das Motto „Einheit in Vielfalt“. Was er darunter versteht, will er im Juni in Form eines Manifests erklären – nach Gesprächen mit seinen Kollegen. Genau das will man im IOC hören. Kritische Kommentare zur Leistung des seit 2001 amtierenden Belgiers Rogge wird Bach genauso wenig abgeben wie Einschätzungen zu Konkurrenten. Derzeit spricht alles für den 59-Jährigen, den ersten offiziellen Kandidaten. Richard Carrion (Puerto Rico) oder der Schweizer Denis Oswald sind Außenseiter. Andere wie die Olympiasieger Nawal El Moutawakel (Marokko) oder Sergej Bubka (Ukraine) sind zu jung und gehen noch einen Zyklus in die Warteschleife. Auch Bach war 2001 schlau genug, nicht gegen Rogge und Co. zu kandidieren. Nun ist seine Zeit gekommen.