Die Börse Stuttgart will in Zusammenarbeit mit dem Start-up-Verband eine zentrale Infobörse für Deutschland etablieren.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Mit dem Anspruch, in Stuttgart die zentrale Online-Plattform für Start-up-Informationen aus Deutschland aufzubauen, ist die Börse Stuttgart vor zweieinhalb Jahren angetreten. Unter dem sperrigen Namen „Venture Zphere“ startete ihre Finanzplatzinitiative Stuttgart Financial eine Webseite, auf der sich Gründer, etablierte Firmen und Investoren registrieren sollten.

 

Ziele waren ein besserer Überblick über die Start-up-Szene und eine leichtere Kontaktaufnahme. Die Teilnehmer konnten sich in einem standardisierten Steckbrief präsentieren. Doch was mit rund 280 Start-ups, rund 30 Investoren und 20 etablierten Firmen aus Baden-Württemberg für den Südwesten halbwegs gelungen ist, dümpelte trotz Gratisregistrierung für den Rest der Republik vor sich hin. „Das war für uns eine Lernerfahrung, ganz klar“, sagt Marc Mehlhorn, Leiter von Stuttgart Financial.

Unterstützung aus Berlin

Nun macht die Börse Stuttgart einen neuen Anlauf und hat sich dafür Unterstützung aus Berlin geholt. Die in Startbase umgetaufte, vollständig englischsprachige Plattform wird nun zusammen mit dem Bundesverband Deutsche Start-ups in Berlin betrieben. Die bisherigen Registrierungen auf Venture Zphere wurden übernommen. Mit jetzt etwa 150 Berliner Start-ups ist das Projekt zumindest in der Hauptstadt angekommen. Mit den Partnern vom Start-up-Verband geht man auf Deutschlandtournee, um in anderen Bundesländern für die Plattform zu werben. „Unsere erste Etappe ist Nordrhein-Westfalen“, sagt Mehlhorn. Dort geht man konkret auf Städte und Regionen zu. Sie erhalten die Möglichkeit, ihre Start-ups auf Startbase zu präsentieren. Die Start-ups stellen sich mit Logo und Basisinformationen selbst dar und halten die Inhalte aktuell.

In die IT hat Stuttgart Financial einiges investiert. Hinter einem bewusst schlichten Design verbergen sich vielfältige Sortierfunktionen. Sie reichen von der Suche nach Bundesländern oder geografischer Nähe über unterschiedliche Branchen und Geschäftsmodelle bis hin zum Alter des jeweiligen Unternehmens. Auch eine interaktive Landkarte ist integriert. „Bei der Definition, was ein Start-up ist, richten wir uns nach den Richtlinien des Bundesverbandes Deutsche Start-ups“, sagt Mehlhorn. Das heißt: Die Firmen sind nicht älter als zehn Jahre, haben ein innovatives Geschäftsmodell und großes Wachstumspotenzial. Außerdem muss der Hauptsitz in Deutschland liegen.

Bonuspunkte für ausgewählte Start-ups

Unternehmen, welche diese Kriterien erfüllen und zudem ihre Gründer noch im Boot haben, werden als „qualifiziertes Start-up“ markiert. Ansonsten ist man bei den Aufnahmekriterien großzügig, sofern das Profil prinzipiell stimmt. Deshalb sind unter den zurzeit 784 Start-up-Einträgen auch eine Handvoll Unternehmen gelistet, die älter als zehn Jahre sind. Insgesamt lehne man aber knapp die Hälfte der Anfragen zur Registrierung ab, sagt Mehlhorn: „Wenn es selbstständige Berufe sind oder Wachstum nur über die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter und nicht über Technologie möglich ist, passt das nicht.“ Ausgewählte Start-ups hebt man in den Rubriken „Newcomer des Monats“ oder „Start-up des Monats“ besonders heraus – sie bekommen im Profil ein Teamfoto und eine Möglichkeit, sich im Interview mit Stuttgart Financial zu präsentieren.

Und was verspricht sich die Börse davon? Zunächst verstehe man das Portal als Standortförderung und Imagegewinn für Deutschland und Baden-Württemberg, sagt Johannes Frevert, Sprecher der Börse Stuttgart. Mittelfristig hofft man, dass dank des Portals die Börse Stuttgart als Partner für Start-ups gesehen wird. Denn in Stuttgart will man zu einem führenden Anbieter von innovativen Finanzierungsmodellen für Start-ups werden, etwa mithilfe von Internetwährungen.

Gleicher Informationszugang für alle

Informationsvorteile habe man als Betreiber der Plattform nicht, sagt Mehlhorn: „Uns ist absolute Transparenz wichtig.“ Jeder registrierte Teilnehmer habe Zugriff auf dieselben Informationen. Denkbar sei es höchstens, ein Modell zu etablieren, das Investoren oder etablierten Firmen auf dem Portal weitere Komfortmerkmale bietet. Aber vorerst ist das Zukunftsmusik, genauso wie die Frage, ob man einmal über Deutschland hinauswachsen wird. „Ich bin mir nicht sicher, ob sich etwa ein Start-up aus Österreich partout auf einer deutschen Plattform registrieren möchte“, sagt Mehlhorn.

Allein was Deutschland angeht, gibt es noch genug Hausaufgaben. So sind aus Bayern erst etwas mehr als 90 Start-ups registriert – und aus Mecklenburg-Vorpommern sage und schreibe null.