Der Urlaub auf See wächst stärker als jede andere Reisesparte. Das Online-Reisebüro Dreamlines hat in nur drei Jahren mit Hilfe finanzstarker Investoren den Vertriebsmarkt für Kreuzfahrten aufgerollt.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Hamburg - Schon früh strebte Felix Schneider nach Selbstständigkeit. Sein Studium der Wirtschaftsgeografie an der Universität Hamburg finanzierte sich der Hanseat als Fitnesstrainer. Der Trend zum gesünderen Leben und mehr Sport versprach gute Geschäfte, und so gründete der Jungunternehmer das Internetportal Your Personal Trainer, das Übungsleiter und Gesundheitsberater vermittelte. Nach einer Zwischenstation als Geschäftsführer des Jugendreiseportals Solegro folgte der große Wurf: das Online-Portal Dreamlines, das in nur drei Jahren nach eigenen Angaben zum größten Webanbieter von Schiffsreisen im deutschsprachigen Raum geworden ist.

 

Inzwischen ist Schneider 34 Jahre alt und leitet ein Unternehmen mit mehr als 400 Mitarbeitern, Sitz in der Hamburger Innenstadt und Niederlassungen in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Russland, Brasilien und Australien. „Vom starken Wachstum des Kreuzfahrtmarktes haben wir natürlich profitiert“, sagt der Dreamlines-Chef. Sein Unternehmen wächst schneller als die Konkurrenz, hat schon im zweiten Geschäftsjahr den Umsatz verdreifacht und deckt mit 30 000 Kreuzfahrten von rund 60 Reedereien den gesamten Markt ab.

20 Millionen Euro Kapital hat das Start-up eingesammelt

Solch ein Erfolg ist natürlich kein Zufall, sondern beruht auf akribischen Marktrecherchen, ehrgeizigen Geschäftsplänen, fähigen Mitarbeitern und potenten Geldgebern. Mit Hasso Plattner Ventures, Holtzbrinck Ventures und Dimaventures haben gleich drei Finanzinvestoren das Start-up finanziert. In der dritten Finanzierungsrunde konnte Schneider vor einem Jahr mit Altpoint Capital und Target Ventures zwei weitere Kapitalgeber gewinnen, die zusammen mit dem bisherigen Trio 20 Millionen Euro für Schneiders Expansionspläne locker gemacht haben.

Der eloquente Hamburger hat sich mit dem Kreuzfahrtgeschäft gezielt einen Markt ausgesucht, der kräftig im Aufwind und auf der Vertriebsseite noch mittelständisch geprägt ist. Die meisten Seetouren werden in stationären Reisebüros gebucht, doch immer häufiger auch per Mausklick. „Der Online-Anteil in Deutschland liegt bereits bei einem Drittel und wird schnell weiter wachsen“, sagt Schneider. Dafür soll vor allem sein junges Team von mehr als zweihundert Telefonberatern und Verkäufern sorgen, die Hälfte davon zuständig für den deutschsprachigen Markt.

„Mit unserer Beratung kann kein Reisebüro mithalten“, sagt Schneider. Dreamlines will den Kunden die Schnelligkeit und Bequemlichkeit des Online-Geschäfts bieten, aber ebenso die Expertise geschulter Reiseexperten, und das an sieben Tage die Woche. Die kostenlose Hotline ist werktags bis 22 Uhr erreichbar, am Wochenende bis 19 Uhr. Die Angebotsseiten im Netz sind attraktiv und übersichtlich gestaltet, eine eigene Software unterstützt den Beratungs- und Buchungsprozess.

Auch der Online-Markt ist hart umkämpft

„So schlagen wir die Brücke zwischen online und offline“, sagt der Unternehmer. Die Kundenberater werden ausgiebig geschult, sind auf der Homepage mit Foto sowie Durchwahlnummer zu sehen und auf bestimmte Reedereien spezialisiert. Mit Tui Cruises, Aida, Costa, MSC, Disney Cruises oder Royal Carribean hat Dreamlines alle führenden Marken im Angebot. Allerdings ist auch der Online-Markt hart umkämpft, mit wenigen Mausklicks im Netz finden Kreuzfahrt-Liebhaber eine schier unüberschaubare Flut von echten und scheinbaren Schnäppchen. An vielen Reisen im Massenmarkt verdienen Vermittler eher wenig, auch Dreamlines will sich deshalb verstärkt auf höherwertige und zusätzliche Angebote konzentrieren.

„Wer eine Kreuzfahrt bucht, braucht häufig auch eine Bus-, Bahn- oder Fluganreise, Hotel und Transfers zum Hafen und zurück“, sagt Schneider. Mit bequemen und preiswerten eigenen Spezial-, Paket- und Komplettangeboten wollen sich die Hamburger künftig noch mehr profilieren. Die Chancen stehen gut, denn immer mehr Bundesbürger entdecken den Urlaub auf See als reizvolle Alternative zum Faulenzen am Strand. Sein wichtigstes Ziel verfolgt der Manager weiter zielstrebig: Dreamlines soll weltweit Marktführer im Online-Vertrieb von Kreuzfahrten werden.

Wenige große Konzerne bestimmen die Entwicklung

Markt: In diesem Jahr erwartet die erfolgsverwöhnte Branche erneut einen Passagierrekord. Fast vier Jahre nach dem Unglück der Costa Concordia vor der toskanischen Küste laufen die Geschäfte fast wieder so gut, als sei nichts gewesen. 2014 gingen fast 1,8 Millionen Bundesbürger auf Kreuzfahrt und bescherten den Reedern mehr als 2,7 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von rund neun Prozent.

Anbieter: Hinter den Kulissen bestimmen wenige große Konzerne die Entwicklung, auch in Deutschland. So gehört der mit Abstand größte Anbieter hierzulande, Aida in Rostock, zum weltgrößten Kreuzfahrtenkonzern Carnival Corporation. Größter Konkurrent ist Royal Carribean Cruises. Hierzu gehören sechs Reedereien, darunter zu 50 Prozent die deutsche Tui Cruises, und die drei größten Kreuzfahrtschiffe der Welt.