Wie sich der Klimawandel auf die Stuttgarter Weinberge auswirkt, hat der Jungwinzer Christoph Kern, Erfinder der Edition Kesselliebe, bei der Online-Weinprobe im Pressehaus erklärt.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Eine Weinedition mit dem schönen Namen Kesselliebe passt wunderbar zum Stuttgart-Stolz, der seit einigen Jahren in dieser Stadt immer stärker wird. Im Kessel verändert sich allerhand. Schwaben widersetzen sich dem Klischee der freudlosen Bruddler, sind mit Selbstbewusstsein und Leidenschaft bald führend im Land. Und gleichzeitig sorgt der Klimawandel dafür, dass Rotweine immer besser werden und es Weißweine immer schwerer haben. „Vielleicht in zehn Jahren sind wir bei den Roten auf dem Niveau der Toskana“, prophezeit Christoph Kern, der Chef der Kesselliebe, bei der Online-Weinprobe im Pressehaus mit unserem Kolumnisten Holger Gayer.

 

Holger Gayer lobt den Gast für seine „Offenheit“

Weil sich die hohe Qualität der württembergischen Weine kaum noch unterscheide, sagt der 33-Jährige, komme es immer stärker aufs Marketing an. Gayer ist ihm dankbar „für diese Offenheit“. Dem Chef vom Dienst unserer Zeitung gefällt auch, dass sein Gast ganz frei über Aromahefe spricht, die er einsetzt. Schließlich sei er „Weinmacher“, überlasse nicht alles der Natur und wolle „gezielt eingreifen“. Einen großartigen Marketing-Treffer hat der frühere Kugelstoßer im Leistungssport mit seiner Kesselliebe gelandet. Weinnamen wie Feuersee-Pferdle (fruchtiger Rivaner), Wasn Hasn (Samtrot trocken) und Rosensteingänsle (Trollinger mit Lemberger fruchtig) zeugen von Lokalpatriotismus in neuer Ausprägung.

„Wir haben uns schöne Orte in Stuttgart ausgesucht und dichten ihnen Geschichten mit Fabelwesen an“, erklärt er. Auf dem Etikett des Turmrössle (Rosé fruchtig) ist ein Pferdle zu sehen, dessen Einhorn der Fernsehturm ist.

Am 15. Mai heiratet Christoph Kern seine Kesselliebe

Bei der so unterhaltsam wie lehrreichen Online-Weinprobe unserer Zeitung blickt der Jungwinzer von 2018 auf die Geschichte seiner Familie zurück. Sein Ururgroßvater hat 1903 die Weinhandlung und Mosterei Kern im Stuttgarter Süden gegenüber der Dinkelacker-Brauerei eröffnet. Dort befindet sich heute die Galerie Kernweine, die im einstigen Weinkeller Kunstwerke ausstellt und einen Laden mit originellen Kunstprodukten betreibt. „Dort spürt man den Spirit einer Winzerfamilie“, lobt er. Das Haus, das der Familie Kern nicht mehr gehört, steht zum Verkauf an. Auch die Galeriebetreiber sind am Erwerb interessiert. Die Winzer leben mittlerweile im Remstal, die Reben für Feuersee-Pferdle und Co. aber wachen in der City. Kerns spezielle Kesselliebe findet am 15. Mai einen Höhepunkt: Dann heiratet er eine Stuttgarterin.

Am 19. Mai kommen Fellbacher Weingärtner und das Weingut Jürgen Ellwange zur Weinprobe des Pressehauses. Weinpakete gibt es im Online-Shop von StZ/StN.