Auch in Deutschland bröckelt der Markt an Filmen auf DVD und Blu-ray. Schuld ist der zunehmende Markt an Onlineangeboten. Das ist schlecht für die Branche, hat aber Vorteile für die Verbraucher.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Hamburg - Die DVD könnte bald zum Auslaufmodell werden. Im ersten Halbjahr sind die Umsätze mit den optischen Filmspeichern deutlich gesunken. Durch wachsende Erlöse im Onlinegeschäft hat die Videobranche die Einbrüche aber weitgehend ausgeglichen. Unterm Strich steht ein Kauf- und Verleih-Umsatz von 700 Millionen Euro, ein Minus von rund vier Prozent im Jahresvergleich. „Wir bleiben optimistisch und erwarten, dass die Verluste zum Jahresende ausgeglichen werden können“, sagte Oliver Trettin vom Bundesverband Audiovisuelle Medien (BVV). Das sollen Kinohits wie Til Schweigers „Honig im Kopf“ bewirken, die in den nächsten Wochen und Monaten in die Läden und Videotheken kommen. Erfahrungsgemäß werden Leinwanderfolge auch auf DVD, Blu-ray und Online zum sicheren Umsatzbringer.

 

Gut für Verbraucher

Die besten Zeiten der Filmscheiben scheinen indes vorbei zu sein. Wie in anderen Ländern schon länger bröckeln auch hierzulande Erlöse und Gewinne. Im Kaufmarkt sank der Umsatz mit DVDs um fast ein Zehntel auf 350 Millionen Euro. Blu-ray-Erlöse legten nur noch leicht auf 186 Millionen Euro zu. Erfreulich für die Verbraucher: wegen des harten Wettbewerbs werden viele Filmscheiben immer billiger. Ältere DVD-Filme sind schon ab zwei Euro aufwärts zu haben, Blu-rays ab fünf Euro.

Kaufmarkt schrumpft

Insgesamt schrumpfte der Kaufmarkt um vier Prozent auf 576 Millionen Euro. Die Nachfrage nach Onlineangeboten wuchs zwar stark um 41 Prozent auf 41 Millionen Euro, konnte aber die Verluste im Markt mit physischen Datenträgern nicht ausgleichen. Meistverkaufter Film im ersten Halbjahr war der dritte Teil der  „Hobbit“-Saga, gefolgt von Disneys „Guardians of the Galaxy“ und dem Abschluss der Trilogie „Die Tribute von Panem“.

Am Verleihmarkt gingen die Umsätze im ersten Halbjahr um drei Prozent auf 124 Millionen Euro zurück. Die DVD-Erlöse brachen sogar um elf Prozent auf nur noch 55 Millionen Euro ein, auch das Blu-ray-Geschäft schrumpfte um acht Prozent auf 23 Millionen Euro. Die digitale Onlinevermietung von Filmen gewinnt dagegen mit einem Zuwachs von zwölf Prozent auf 47 Millionen Euro weiter an Bedeutung. Laut BVV läuft nur noch die Hälfte des Verleih-Umsatzes über klassische Videotheken, die immer häufiger schließen. Im Verleih auf DVD und Blu-ray führte im ersten Halbjahr der Thriller „Lucy“ von Luc Besson die Hitliste an. Im Onlineverleih lag der Science-Fiction-Film „Interstellar“ vorn.

„Angespannte Marktlage“

Angesichts der „angespannten Marktlage“ und „stark sinkender Margen“ bei deutschen Anbietern von Videoprogrammen kritisiert der BVV-Vorsitzende Dirk Lisowsky von Universal Pictures Germany die Pläne, die Abgaben an die Filmförderungsanstalt (FFA) zu erhöhen. Die Unternehmen stünden ohnehin schon „unter starkem Druck“. Der BVV fordert, statt den DVD-Verleihern vielmehr die stark expandierenden Onlineanbieter zur Kasse zu bitten, um die Filmproduktion in Deutschland zu fördern. Laut BVV erwirtschafteten hierzulande Onlineanbieter von Film-Abomodellen   wie Maxdome oder Amazon prime im ersten Halbjahr bereits mehr als 100 Millionen Euro. Diese Umsätze sind in der BVV-Statistik nicht enthalten.