Der Wandel zur E-Mobilität läuft bei Opel besser als bei anderen Herstellern. Opel-Chef Florian Huettl erklärt, warum.

Wenn es in der Vergangenheit um Opel ging, waren es meist schlechte Nachrichten. Das hat sich geändert. Opel-Chef Florian Huettl erklärt, warum der Autobauer wieder auf der Erfolgsspur ist und was das mit der E-Mobilität zu tun hat.

 

Herr Huettl, der Opel-Mutterkonzern Stellantis hat jüngst seine Ergebnisse fürs Geschäftsjahr 2022 vorgelegt. Welche Rolle hat Opel dabei gespielt?

Mit einem Nettogewinn von 16,8 Milliarden Euro und einem bereinigten Betriebsergebnis von 23,3 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2022 hat Stellantis beeindruckende Zahlen veröffentlicht. Opel ist nachhaltig profitabel und hat einen starken Beitrag zum Jahresergebnis des Konzerns geleistet.

Inwieweit profitieren Ihre Mitarbeiter von dem guten Jahresergebnis – Stichwort Erfolgsprämie?

Wir sind froh, allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für 2022 eine Gewinnbeteiligung von 2000 Euro auszahlen zu können. Diese Zahlung umfasst eine außerordentliche Sonderzahlung, die Stellantis für das hohe Engagement unserer Beschäftigten in einem schwierigen Umfeld zusätzlich gewährt. Das ist das vierte Mal in Folge, dass wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine stolze Summe auszahlen können, und der höchste Betrag für ein Kalenderjahr.

Europäische Hersteller stehen unter starkem Konkurrenzdruck. Wie sehen Sie die Zukunft für die Autoindustrie in Europa?

Wir erleben eine turbulente Zeit in der Autoindustrie. Wir haben es mit dem Übergang von der Verbrenner- zur Elektrotechnologie und auch mit sehr vielen externen Herausforderungen zu tun. Das sind bekanntlich die Halbleiter-Ausfälle, die generellen Schwierigkeiten mit Lieferketten-Unterbrechungen, die Inflation, die Energiekosten und, und, und . . . Es kommt schon einiges zusammen im Moment. Wir bei Opel sind stark fokussiert und stecken unsere Energie voll in die Elektrifizierung. Mit großem Erfolg! Im vergangenen Jahr haben wir den Anteil unserer Verkäufe batterieelektrischer Modelle um 52 Prozent gesteigert. Wir sind wieder so erfolgreich wie schon seit sehr langer Zeit nicht mehr.

Die Autofahrer gehen den Wandel zur E-Mobilität also mit?

Was wir ganz klar sehen: Unsere Kunden gehen von der Sorge der ersten Jahre, dass die Reichweite zu kurz ist, zu einer guten Organisation über und lernen, mit der Elektromobilität umzugehen. Die Käufer von unseren batterieelektrischen Pkw wie dem Corsa, Mokka oder Combo sind sehr zufrieden. Und was wir vor allem sehen: Es gibt keinen Weg zurück. Wer einmal elektrisch fährt, der fährt immer elektrisch. Diese Erkenntnis gibt uns die Sicherheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Spielen aus Ihrer Sicht alle Akteure mit?

Der Wandel hin zur E-Mobilität ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Das ist eine Entscheidung, die in Europa von den demokratisch gewählten Vertretern der EU getroffen wurde. Also benötigen wir nun auch die entsprechende Unterstützung der Politik und der Energiewirtschaft. Wir leisten unseren Beitrag in puncto Fahrzeugangebot.

Welches Angebot macht Opel?

Bei Opel beschreiten wir den Weg der Elektromobilität konsequent. Wir haben in diesem Jahr bereits fünfzehn elektrifizierte Fahrzeuge im Angebot. Darunter batterieelektrische Autos und Plug-in-Hybride wie den Grandland. Dieses Jahr debütiert der rein elektrische Astra Electric als Limousine und Kombi. Wir haben auch eine voll elektrifizierte Nutzfahrzeugpalette – Combo-e, Vivaro-e sowie Movano-e – und sind damit übrigens im vergangenen Jahr der führende Anbieter in Europa. Dazu kommt der elektrische Rocks-e als kleines Einstiegs-Citymobil ab 8000 Euro. Der Rocks-e kann bereits mit dem Mofa-Führerschein von Jugendlichen ab 15 Jahren gefahren werden. Er bietet 75 Kilometer Reichweite, eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. In drei Stunden ist die Batterie an einer konventionellen Steckdose wieder voll aufgeladen. Mit solchen neuen Mobilitätslösungen wollen wir Kunden den Einstieg in die Elektromobilität ermöglichen.

Wie geht es bei Opel weiter?

2024 können Sie ausnahmslos jeden Opel auch elektrifiziert kaufen. Entweder batterieelektrisch oder als Hybridlösung. Ab 2028 ist Opel dann in Europa voll batterieelektrisch. Das ist unser Kompass, da gehen wir hin. Auf diesem Weg ist das ganze Unternehmen unterwegs. Wir sehen, dass diese Strategie eine Menge neuer Kunden für die Marke bringt. Unser Anteil im batterieelektrischen Segment liegt über dem unseres gesamten Marktanteils. Das batterieelektrische Segment wächst sehr schnell und wird 2035 hundert Prozent ausmachen.

„Electric only“ hat sich also für Opel ausgezahlt?

Bei batterieelektrischen Fahrzeugen, die wir verkaufen, sind zwei von drei Kunden neu bei der Marke. Das liegt weit über dem Durchschnitt. Wir sprechen damit eine neue, breite Kundschaft an, übrigens mit höherem Haushaltseinkommen, und das ist gut für uns.

Opel steht wieder erfolgreich da. Was bedeutet das für die Beschäftigung in den deutschen Werken? Gibt es eine Jobgarantie über den Sommer 2023 hinaus?

Oh, deutlich über 2023 hinaus. Für die deutschen Standorte ist eine Beschäftigungssicherung sogar tarifvertraglich bis Mitte 2027 vereinbart.

Bleiben die Standorte in Deutschland erhalten?

Ja. Die Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern sind feste Bestandteile des Stellantis-Produktionsnetzwerks. Insbesondere in das Werk Rüsselsheim haben wir stark investiert. Hier bauen wir den neuen Astra in allen Varianten – ab diesem Frühjahr auch als batterieelektrischen Astra Electric. Zudem fertigen wir den DS4 in Rüsselsheim. Damit ist unser Werk nachhaltig ausgelastet.

Wie sieht es mit Eisenach aus?

Auch in Eisenach haben wir stark investiert, um den neuen Opel Grandland und den Grandland Plug-in-Hybrid zu produzieren. Jetzt rollt dort zusätzlich unser Grandland GSe vom Band – das erste Modell unserer neuen Submarke GSe, sprich: Grand Sport Electric. An unserem Komponenten-Standort in Kaiserslautern errichten wir als Teil des Konsortiums ACC eine Gigafactory für Batteriezellen. Ab diesem Jahr werden schrittweise mindestens drei Blöcke mit einer Kapazität von jeweils 13,4 Gigawattstunden aufgebaut. Die Produktion soll Mitte des Jahrzehnts starten. Sie sehen, die deutschen Standorte sind fit für die Zukunft. Natürlich müssen alle deutschen Werke in Bezug auf Kosten und Qualität wettbewerbsfähig sein.

Auf welche Märkte setzt man bei Opel?

Knapp 90 Prozent unseres Geschäfts machen wir derzeit noch in Europa. Das ist historisch bedingt. Wir verfolgen aber nach wie vor eine Strategie, um auch über Europa hinaus Märkte zu erschließen oder zu entwickeln, die für uns interessant sind.

Welche sind das?

Die Türkei ist ein wichtiger Markt für Opel. Da hatten wir ein sehr gutes Jahr 2022. Marokko und Ägypten sind ebenfalls interessant, auch den südafrikanischen Markt haben wir uns erschlossen. Wir sind im Nahen Osten präsent. Wir schauen nach weiteren Märkten, die wir mit unseren Fahrzeugen rentabel bedienen können.

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