Ein Konzert auf dem Wasen, zwei im Stadion, unzählige an anderen Orten unter freiem Himmel: die Open-Air-Saison in der Region ist mit Höhepunkten gespickt

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Als mittlerweile „gesättigt“ hat Folkert Koopmans jüngst in einem Interview die deutsche Festivallandschaft bezeichnet. Betrachtet man die bald schon telefonbuchdicken Kalenderplaner, mit denen die diesjährige Open-Air-Saison für Popfestivals in Deutschland derzeit beworben wird, dann mag man dem Chef des großen deutschen Tourneeveranstalters FKP Scorpio recht geben: Von Flensburg bis Garmisch, von den Metropolen bis zur tiefsten Provinz gibt es keine Ecke im Land mehr, in der im Sommer nichts mehr unter freiem Himmel veranstaltet würde. Dass allerdings auch Eintrittspreise wie etwa jene 219 Euro, die Koopmans für das von ihm organisierte Southside-Festival fordert, von vielen als abschreckend empfunden werden, und dass überdies häufig die ewig gleichen Künstler quer durch die Republik von Festival zu Festival weitergereicht werden, sei ebenfalls erwähnt.

 

Unangefochten das mit Abstand größte Festival in Baden-Württemberg ist und bleibt mit rund 60000 Besuchern nichtsdestotrotz das Southside-Festival in Neuhausen ob Eck (22. bis 24. Juni), erstmals seit langem ist es aber noch nicht gänzlich ausverkauft. Die Gründe finden sich oben, liegen vielleicht aber auch darin, dass als Headliner die Arctic Monkeys, Arcade Fire, Billy Talent und Prodigy gebucht wurden. Unter ihnen sind zwar zwei sehr gute Bands, aber alle vier Gruppen hätten beziehungsweise haben vor wenigen Jahren noch im Nachmittagsprogramm gespielt. Ein künstlerisch richtig überzeugendes oder gar exklusives Angebot hat das Southside-Festival 2018 nicht zu bieten.

Zweimal Stadion, einmal Wasen

An großen Events mit großen Namen unter freiem Himmel herrscht jenseits der schwäbischen Provinz alles andere als Mangel. Für viele das Highlight des Jahres in der Region ist vermutlich das Konzert der Rolling Stones am 30. Juni im Stadion, das erste Stuttgarter Gastspiel der Rockveteranen seit zwölf Jahren. Und dann gibt es ja auch noch das Super-Wochenende im Juli: Am 21. Juli sind die Toten Hosen auf dem Wasen (mit 65 000 Besuchern ausverkauft!) sowie einen Tag später Helene Fischer im Fußballstadion (nur noch wenige Karten verfügbar) zu erleben. Und damit ordentlich etwas los ist, gastieren an jenem Wochenende bei den Jazzopen Kraftwerk am Freitag, Lenny Kravitz am Samstag und die Fantastischen Vier am Sonntag. Auch diese drei Konzerte sind ausverkauft, in der Summe werden also an diesem Juliwochenende weit über 100 000 Menschen allein in Stuttgart bei Open-Air-Konzerten zuschauen – so viel zum Thema Übersättigung des Konzertmarkts.

Die Jazzopen vom 12. bis 22. Juli mit ihren zahlreichen hochkarätigen, allerdings auch sämtlich komplett oder nahezu ausverkauften Popkonzerten (etwa mit Jamiroquai, das komplette Programm findet sich unter www.jazzopen.com) als großes zehntägiges Festival in Stuttgart wären somit genannt. Als Festival mit einzelnen Abendkonzerten kommen dazu die KSK Open in Ludwigsburg: Vor dem Schloss treten vom 27. Juli bis zum 4. August unter anderen die Scorpions, James Blunt, Joan Baez (ausverkauft) und Freundeskreis auf.

Eröffnet wird die Open-Air-Saison allerdings auf Stuttgarts schönster Bühne, der Freilichtbühne auf dem Killesberg. Schon an diesem Samstag, dem 9. Juni, kommt dorthin Adel Tawil, es folgen Nena (14./15. Juni) und unter anderen Ina Müller, Michael Patrick Kelly und Aligatoah. Die Gastspiele von Dieter Thomas Kuhn sind, wie nicht anders zu erwarten, natürlich ausverkauft.

Auch Land und Region locken

Wer bei alledem noch nicht zufrieden ist, muss ein wenig in die Ferne schweifen. Zum Beispiel zum ersten Gastspiel von Guns n’ Roses im Ländle seit 1993 (!) – live zu erleben sind Axl Rose, Slash und Co auf dem Mannheimer Maimarktgelände am 24. Juni. Oder abermals nach Mannheim zum auch in diesem Jahr wieder vorzüglich kuratierten Maifeld Derby (15. bis 17. Juni) mit Eels, Editors, Neurosis, Young Fathers und The Kills. Oder zum Event Das Fest in Karlsruhe (20. bis 22 Juli, mit Mando Diao und den Simple Minds). Oder am 18. August ins Kloster Wiblingen zu Carlos Santana. Zu Limp Bizkit beim Rottenburger Sommer-Open-Air am 19. August. Oder zu Prinz Pi, Käpt’n Peng und Faber beim traditionsreichen Mini-Rock-Festival in Horb vom 2. bis 4. August. Oder zu den vielen schönen größeren und kleineren weiteren Festivals und Freiluftkonzerten in der Region Stuttgart und im Land, die alle hier zu erwähnen jeden Rahmen sprengen würde.

Das alles kostet natürlich Geld. Mal mehr (wie bei den „Brown-Sugar-VIP-Packages“ für die Rolling Stones für 749 Euro pro Nase), mal weniger – und mal gar nichts. Ohne den Verweis auf die große Stuttgarter Festivaltradition bei freiem Eintritt darf dieser Text folglich nicht enden: Wärmstens empfohlen seien also wie in jedem Jahr das Umsonst & Draußen (3. bis 5. August), das Lab-Festival bei den Berger Sprudlern (24. bis 26. August) und – im gesamten August – das Klinke-Festival im Merlin.