Rachel heuert als Dienerin bei Eudoxie an, um hinter Léopolds Geheimnis zu kommen. Zur Siegesfeier für den Reichsfürsten lässt sie die Bombe platzen. Brognis Bannfluch trifft die verliebten Frevler. Auf Eudoxies Flehen widerruft jedoch Rachel ihre Aussage, um wenigstens Léopold zu retten. Éléazar, der ebenfalls zum Tod verurteilt wurde, lehnt Brognis Angebot einer Konversion empört ab und eröffnet er ihm, dass seine Tochter noch lebt. Aber erst im Augenblick ihres freiwilligen Märtyrertods offenbart er dem Kardinal ihre wahre Identität.

 

Bieito hat die zeitlose Aktualität von Halévys Opernthriller herausgearbeitet. Auf fast leerer Bühne (Rebecca Ringst) dominiert eine monumentale graue Rückwand. Dicht nebeneinander stehen zehn haushohe Stelen aus Stahlbeton und bilden eine meterdicke Mauer. Mit ihren Löchern am oberen Rand verweist sie unübersehbar auf Israels Sperranlage zum Westjordanland. Zahl und Optik der Stelen lassen zudem an die zehn mosaischen Gebotstafeln denken, die Juden wie Christen als ehernes Gesetz dienen.

Eine mächtige Wand zwischen den Konfessionen

Wie eine verbindende und gleichzeitig trennende Klagemauer steht diese mächtige, seitlich drehbare Wand im weiteren Verlauf des Abends stets zwischen den verfeindeten Konfessionen. An ihr betet man zum selben Gott und verflucht Andersgläubige als gottlose Böse. Bieito zeigt fundamentalistischen Fanatismus anfangs etwas plakativ. Religiöser Staatsterror wird mit Aufmärschen schwarz gekleideter Volksmassen vorgeführt (Kostüme: Ingo Krügler).

Ein Taufritual mit Kindern in Unterwäsche erinnert an Waterboarding und signalisiert, dass die religiöse Organisation von Gesellschaften auch Gewalt nach innen fordert. Wie jüdische Bürger zur Nazizeit muss Rachel dann auf Knien den Boden für die christlichen Herrenmenschen scheuern. Videos (Sarah Derendinger) zeigen demütigendes Befingern eines Frauengesichts in Großaufnahme oder ein vom Schlachtmesser bedrohtes Opferlamm. Am Ende wird ein Metallkäfig mit Benzin übergossen. Sadistische Hinrichtungsmethoden des IS lassen grüßen. Doch Theaterblut kommt kaum zum Einsatz.

Bieito ist nicht mehr der Skandalregisseur von einst. Seine Personenführung ist mittlerweile meist subtil auf die Musik abgestimmt. So gelingen eindrucksvolle Momente. Roberto Alagna meistert die anstrengende Tenorpartie des Éléazar beachtlich, forciert aber zu oft. John Osborn (Léopold) singt geschmeidig, lässt manchmal jedoch intonatorische Deutlichkeit vermissen. Ain Anger (Brogni) bewährt sich mit sattem Bass. Bis auf einige verwischten Koloraturen zeigen sich Vera-Lotte Böcker (Eudoxie) und vor allem die berührend spielende Aleksandra Kurzak (Rachel) in vokaler Bestform. De Billy dirigierte die live im Internet übertragene Premierenvorstellung mit Umsicht.

Léopold ist mit Prinzessin Eudoxie verheiratet, liebt aber heimlich die schöne Rachel. Als sie und ihr Vater vom christlichen Mob bedroht werden, rettet er sie inkognito. Später kommt er als vorgeblicher jüdischer Maler zum Pessach-Fest in Éléazars Haus, gesteht der schockierten Rachel, dass er Christ ist, und überredet sie zur Flucht. Éléazar ertappt beide und tobt, lässt sich aber von Rachel beschwichtigen, den Geliebten als Schwiegersohn anzunehmen. Doch der kneift und macht sich aus dem Staub.

Bieito ist nicht mehr der Skandalregisseur von einst

Rachel heuert als Dienerin bei Eudoxie an, um hinter Léopolds Geheimnis zu kommen. Zur Siegesfeier für den Reichsfürsten lässt sie die Bombe platzen. Brognis Bannfluch trifft die verliebten Frevler. Auf Eudoxies Flehen widerruft jedoch Rachel ihre Aussage, um wenigstens Léopold zu retten. Éléazar, der ebenfalls zum Tod verurteilt wurde, lehnt Brognis Angebot einer Konversion empört ab und eröffnet er ihm, dass seine Tochter noch lebt. Aber erst im Augenblick ihres freiwilligen Märtyrertods offenbart er dem Kardinal ihre wahre Identität.

Bieito hat die zeitlose Aktualität von Halévys Opernthriller herausgearbeitet. Auf fast leerer Bühne (Rebecca Ringst) dominiert eine monumentale graue Rückwand. Dicht nebeneinander stehen zehn haushohe Stelen aus Stahlbeton und bilden eine meterdicke Mauer. Mit ihren Löchern am oberen Rand verweist sie unübersehbar auf Israels Sperranlage zum Westjordanland. Zahl und Optik der Stelen lassen zudem an die zehn mosaischen Gebotstafeln denken, die Juden wie Christen als ehernes Gesetz dienen.

Eine mächtige Wand zwischen den Konfessionen

Wie eine verbindende und gleichzeitig trennende Klagemauer steht diese mächtige, seitlich drehbare Wand im weiteren Verlauf des Abends stets zwischen den verfeindeten Konfessionen. An ihr betet man zum selben Gott und verflucht Andersgläubige als gottlose Böse. Bieito zeigt fundamentalistischen Fanatismus anfangs etwas plakativ. Religiöser Staatsterror wird mit Aufmärschen schwarz gekleideter Volksmassen vorgeführt (Kostüme: Ingo Krügler).

Ein Taufritual mit Kindern in Unterwäsche erinnert an Waterboarding und signalisiert, dass die religiöse Organisation von Gesellschaften auch Gewalt nach innen fordert. Wie jüdische Bürger zur Nazizeit muss Rachel dann auf Knien den Boden für die christlichen Herrenmenschen scheuern. Videos (Sarah Derendinger) zeigen demütigendes Befingern eines Frauengesichts in Großaufnahme oder ein vom Schlachtmesser bedrohtes Opferlamm. Am Ende wird ein Metallkäfig mit Benzin übergossen. Sadistische Hinrichtungsmethoden des IS lassen grüßen. Doch Theaterblut kommt kaum zum Einsatz.

Bieito ist nicht mehr der Skandalregisseur von einst. Seine Personenführung ist mittlerweile meist subtil auf die Musik abgestimmt. So gelingen eindrucksvolle Momente. Roberto Alagna meistert die anstrengende Tenorpartie des Éléazar beachtlich, forciert aber zu oft. John Osborn (Léopold) singt geschmeidig, lässt manchmal jedoch intonatorische Deutlichkeit vermissen. Ain Anger (Brogni) bewährt sich mit sattem Bass. Bis auf einige verwischten Koloraturen zeigen sich Vera-Lotte Böcker (Eudoxie) und vor allem die berührend spielende Aleksandra Kurzak (Rachel) in vokaler Bestform. De Billy dirigierte die live im Internet übertragene Premierenvorstellung mit Umsicht.

Vorstellungen 30. Juni, 4., 8., 22., 26. und 30. Juli; Wiederaufnahme im Oktober