Der Verwaltungsrat des Stuttgarter Staatstheaters debattiert an diesem Montag über die millionenschwere Sanierung des Opernhauses in Stuttgart. Klar ist, dass diese mehr kosten wird als von der Politik erwartet.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Endlich kommt die Debatte über die seit Jahren überfällige Sanierung des Stuttgarter Opernhauses voran: Heute wird dem Verwaltungsrat des Stuttgarter Staatstheaters offiziell ein umfangreiches Gutachten des Unternehmens Kunkel Consulting überreicht. Später soll auch die Öffentlichkeit über Details unterrichtet werden.

 

Die international tätigen Theaterbau-Experten aus Bürstadt bei Darmstadt haben in monatelanger Arbeit den Sanierungsbedarf des Großen Hauses am Eckensee vor allem im Bereich der Technik, der Werkstätten und der Raumausstattung zusammengetragen und auftragsgemäß auch Konzepte für Bauergänzungen entwickelt. Daran hat auch das Berliner Büro des britischen Architekten David Chipperfield mitgewirkt. Der von Land und Stadt paritätisch besetzte Verwaltungsrat hatte im vergangenen Jahr das Gutachten in Auftrag gegeben, um nach dem jahrelangen Baudesaster rund um die Sanierung des Schauspielhauses die Planung des zweiten Sanierungsabschnittes am Opernhaus auf eine gesicherte Grundlage stellen zu können.

Wie die Stuttgarter Zeitung bereits Mitte Februar berichtet hat, geht die von den Fachleuten errechnete Bausumme weit über die bisher von Stadt und Land zurückgestellten 18 Millionen Euro hinaus. Kunkel Consulting bescheinigt dem Staatstheater nicht nur desaströse Zustände in Ausstattung und Technik, die den normalen Spielbetrieb schon jetzt jederzeit zum Erliegen bringen könnten. Die Experten sehen zudem wünschenswerte Bauerweiterungen für die Zuschauer und für die Verwaltung. Da die Sanierung zudem in jedem Fall eine mehrjährige Schließung des Opernhauses erfordere, müsse in Oper und Ballett für diese Zeit eine ausreichende Ersatzspielstätte geschaffen werden. All dies zusammengerechnet, prognostizierten die Experten bereits im Februar, ergibt wie berichtet, einen finanziellen Bedarf von bis zu 300 Millionen Euro.

Entscheidungen werden noch nicht getroffen

Daraufhin wurde der Termin der Übergabe an den Verwaltungsrat zunächst verschoben; Kunkel Consulting bekam von politischer Seite den Auftrag, das Gutachten weiter zu spezifizieren. Die Debatte wurde auch gebremst, um noch die Kommunalwahlen im Mai abzuwarten. Nun aber wird das Material heute in der letzten Sitzung des Verwaltungsrates den Mitgliedern offiziell überreicht und von Kunkel Consulting persönlich erläutert. Entscheidungen wird es natürlich noch keine geben. Vielmehr wollen die Kunstministerin Theresia Bauer (Grüne) und Oberbürgermeister Fritz Kuhn am späten Nachmittag die Öffentlichkeit informieren über „die weiteren Prüfungs- und Verfahrensschritte der nächsten Monate“ , soweit sich diese „aus dem Gutachten zur Sanierung der Staatsoper ergeben“.

Die Sanierung der Stuttgarter Staatstheater wird seit 1999 debattiert. Ihre grundsätzliche Notwendigkeit steht nicht in Frage. Da in Stuttgart aber nicht nur die Betriebs-, sondern auch alle Baukosten des Staatstheaters von Land und Stadt zu gleichen Teilen getragen werden, verzögert der Streit um die Höhe der Baukosten alle Beschlüsse seit Jahren. Sowohl aus arbeitsrechtlichen wie aus sicherheitstechnischen Gründen ist die Arbeit im Großen Haus bereits seit geraumer Zeit heikel.

Im nun fertigen Gutachten stellt Kunkel Consulting verschiedene Lösungsmöglichkeiten vor, die von einer allein auf die Sanierung beschränkten Variante bis zum großzügigen städteplanerischen Entwurf reichen. Selbst die kostengünstige Variante geht aber, dabei bleibt es, weit über die politisch schon beschlossene Bausumme von 18 Millionen Euro hinaus. Fest steht damit, dass die Sitzung des Verwaltungsrates heute die große Debatte zur Opernsanierung erst richtig eröffnen wird.