Der Regisseur Bastian Kraft hat an der Stuttgarter Oper Mozarts „Idomeneo“ beflissen bebildert. Aber das eigentliche Drama findet nur in der Musik statt: Dirigent Cornelius Meister lotet grandios die Feinheiten und Facetten der Partitur aus.

Überlebensgroß wirft der König seinen Kriegerschatten. Mickrig dagegen die reale Existenz, wenn’s ums Überleben geht, mickrig auch im Geiste. Da glaubt einer dran, dass ein anderer dran glauben muss, um die eigene Haut zu retten. Den Troja-Heimkehrer Idomeneo stellt der Regisseur Bastian Kraft im Stuttgarter Opernhaus nicht allein in den Schatten seiner selbst. Zu wuchtigen Ouvertürenakkordenden huschen Erinnerungsspuk, Abschied und Aufbruch in den Krieg, Bluttat und Attentat über die Leinwand. Also durch den Kopf des entmächtigten Machtmenschen, mächtig fremdbestimmt, seit er einem Orkan durch einen miesen Deal mit Meergott Neptun entkam: Seenotrettung gegen Blutopfer. Den ersten Menschen, dem Idomeneo an Land begegnet, gelobt er rituell zu meucheln. Die Strafe folgt auf dem Fuß – dem seines Sohns Idamante, des unschuldigen Erstkontakts.