Bei der Bluesband „Jabb“ mit Tenor Matthias Klink hält es das Publikum am Ende nicht mehr auf seinen Plätzen. Diese „Offene Bühne“ geht in die Geschichte des Fellbacher Kunstvereins ein, garantiert.

Fellbach - Diese „Offene Bühne“ geht in die Geschichte des Fellbacher Kunstvereins ein, garantiert. Für den Donnerstagabend hatte sich Matthias Klink mit „Jabb“ dort angekündigt. Jabb steht für „Just another Bluesband“. Es ist keine gewöhnliche Formation.

 

Matthias Klink ist seit jeher leidenschaftlicher E-Gitarrist

Der aus Schmiden stammende Tenor (50), der zum Ensemble der Stuttgarter Staatsoper gehört, 2017 zum „Kammersänger der Staatsoper Stuttgart“ und von der Zeitschrift „Opernwelt“ zum „Sänger des Jahres“ geadelt wurde, kann und mag auch „modern“. Er lebt diese Musikrichtung mit Jabb. Hobbymäßig. Aber – wie könnte es bei dem international anerkannten Profi anders sein – mit hohem Anspruch. Dem wird Jabb absolut gerecht. Matthias Klink ist seit jeher leidenschaftlicher E-Gitarrist, nimmt das Instrument bei seinen Konzert-Reisen und Engagements als klassischer Tenor immer mit und spielt dann in der Freizeit, etwa im Hotelzimmer. Aus dieser Leidenschaft entstand die Idee für eine eigene Band. Im privaten Kreis gab es schon Jabb-Auftritte, im Kunstverein war sie bei der Vernissage zur Ausstellung von Martin Frischauf im Frühjahr zu hören. Jetzt folgte der Auftritt vor größerem Publikum, öffentlich.

Matthias Klink und seine „Bluesband vom Staatstheater“ wollten sie gar nicht mehr von der Bühne lassen

Nur wenige Tage nach der „Winterreise“ von Schubert, die Matthias Klink am Sonntag im Großen Saal des Fellbacher Rathauses gesungen hat. Bis in die letzte Reihe waren dort die Plätze besetzt, so wie am Donnerstagabend auch im Gewölbe. Es hatte sich herumgesprochen, dass diese „Offene Bühne“ eine Veranstaltung „mit Sternchen“ werden dürfte. Neben dem Schlagerbarden Raffael König, der das Publikum unter anderem mit „griechischem Wein“ in Stimmung und zum Mitsingen brachte, Joy aus Rommelshausen, die Texte und Lyrik zum Nachdenken übers Leben und die Zeit vortrug, und dem Remstäler Krimiautor Andreas Krohberger, der in sein blutrünstiges, wortmalerisches Essay viel Detailwissen aus dem Kunstverein einfließen ließ, war der Auftritt von Jabb als viertes Element des Abends angekündigt. 20 Minuten Zeit hatten alle zur Verfügung. Bei Jabb forderte das Publikum mehr.

Matthias Klink und seine „Bluesband vom Staatstheater“ wollten sie gar nicht mehr von der Bühne lassen. Als Klink zur Gitarre und seine Frau Natalie Karl zum Mikrofon griff, war sofort klar – hier passiert etwas Außergewöhnliches. Die Sopranistin ist nicht nur auf der Opernbühne zuhause, sondern für Jabb eine geniale Besetzung.

Das Publikum ist begeistert und nicht mehr zu halten

Ihre Stimme nimmt alle mit, passt wunderbar zum Saxophonspiel von Michael Rathgeber oder den harten, rockigen Szenen, die Matthias Klink auf der E-Gitarre greift. Die Formation lebt ihre Freude „an den alten Sachen“, wie Klink die Songs nennt, die sie in ihrem Repertoire hat. Etwa von Fleetwood Mac „I loved another woman“. Sie lebt ihre Professionalität gepaart mit Spontaneität, wenn am Saxophon Michael Rathgeber, Mitglied des Staatsoper-Orchesters seine Soli spielt und Jörg Spitschka am Schlagzeug in die Vollen geht. Manuel Schattel ist Sympathie-Träger am Bass. Als „einzigen Nicht-Profi“ bezeichnet sich Frank Müller. Er und Matthias Klink kennen sich seit ihrer Schulzeit am Gustav-Stresemann-Gymnasium und spielten in der ersten Schulband. Sie hieß „Quo vadis“. Nomen es omen – Jabb ist der Beweis. Müller ist auf dem Jabb-Weg wieder dabei.

Das Publikum ist begeistert und nicht mehr zu halten. Die Zeiger der Uhr sind bei 22 Uhr angekommen. Das bedeutet: Schluss – allerdings nur für diesen Abend. Tina Matzen, Vorsitzende des Kunstvereins, hat Jabb von der Bühne herunter für einen abendfüllenden Auftritt im Gewölbe eingeladen und sofort die Zusage per Handschlag bekommen. Das wird sicher eine weitere Sternstunde im Gewölbe.