200 Forensiker aus aller Welt haben damit begonnen, die Opfer des abgestürzten Flugs MH17 zu identifizieren. Indes fordern die Niederlande internationalen Schutz der Ermittler an der Absturzstelle in der Ostukraine.

200 Forensiker aus aller Welt haben damit begonnen, die Opfer des abgestürzten Flugs MH17 zu identifizieren. Indes fordern die Niederlande internationalen Schutz der Ermittler an der Absturzstelle in der Ostukraine.

 

Den Haag/Charkow - Ein internationales Team von 200 Experten hat mit der Identifizierung der Opfer des Absturzes von Flug MH17 in der Ostukraine begonnen. „Der Prozess kann lange dauern“, sagte der Sprecher des Forensischen Teams der niederländischen Polizei (LTFO), Arie de Bruin, am Donnerstag in Bunnik bei Utrecht.

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Er warnte vor falschen Erwartungen, dass man wie in der US-Krimiserie „CSI innerhalb einer halben Stunde alle Informationen sammeln kann und ein DNA-Match hat.“ In dem Team arbeiten 120 Niederländer und 80 Experten aus Deutschland, Belgien, Großbritannien, Australien, Indonesien, Neuseeland und Malaysia zusammen.

Niederlande fordern internationale Polizeitruppe als Schutz

Die Niederlande fordern indes eine internationale Polizeitruppe zum Schutz von Ermittlern an der Absturzstelle in der Ostukraine. Es gehe darum, Klarheit über die Ursache zu erlangen sowie die Täter zu verfolgen und zu bestrafen, erklärte die Regierung in Den Haag. Militärtransporter aus den Niederlanden und Australien brachten nachmittags weitere 74 Särge aus der ukrainischen Stadt Charkow nach Eindhoven.

Bei dem mutmaßlichen Abschuss der malaysischen Boeing 777-200 über der Ostukraine waren vor einer Woche 298 Menschen getötet worden. 193 von ihnen stammten aus den Niederlanden.

Der niederländische Außenminister Frans Timmermans und seine australische Kollegin Julie Bishop trafen am Donnerstag in Kiew ein, um das weitere Vorgehen zu beraten. Die Niederlande und Australien bereiten nach Medienberichten eine Resolution für den UN-Sicherheitsrat vor, um den Einsatz einer bewaffneten Einheit in dem Katastrophengebiet zu ermöglichen.

Der niederländische Sicherheitsrat, der die internationale Untersuchung des Absturzes leitet, forderte ungehinderten Zugang zur Unglücksstelle. Ermittler könnten auch eine Woche nach dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing von Malaysia Airlines noch immer nicht zu der Stelle, da ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei.

Allerdings durften Beobachter der OSZE sowie Experten aus Malaysia und Australien inzwischen die Unglücksstelle besuchen und die Lage von Wrackteilen dokumentieren. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) berichtete nicht von Behinderungen durch die Separatisten, die das Gebiet kontrollieren.

Die Ukraine und der Westen verdächtigen die Separatisten, die Maschine abgeschossen zu haben. Russland und die Rebellen haben den Verdacht dagegen auf das ukrainische Militär gelenkt.

Russland will Beweise

Russland forderte die Ukraine und USA zur Veröffentlichung ihrer Beweise auf. Vize-Verteidigungsminister Anatoli Antonow sagte, es werde zwar immer wieder auf Erkenntnisse der US-Geheimdienste und auf Satellitenfotos verwiesen, die einen Raketenstart von dem Konfliktgebiet aus belegen sollen. „Aber wo sind diese Beweise?“, fragte der Militär im Staatsfernsehen.

Über die Luftbrücke Charkow-Eindhoven sollen bis Freitag alle bislang geborgenen Absturzopfer ausgeflogen werden. In Eindhoven waren am Mittwoch auch die ersten 40 Toten eingetroffen, erwartet vom niederländischen Königspaar, Ministerpräsident Mark Rutte und vielen Angehörigen der Opfer.

Ein Konvoi von Leichenwagen brachte die Toten in eine Kaserne in Hilversum, wo sie in den kommenden Wochen identifiziert werden sollen. Im britischen Farnborough untersuchten Fachleute die Flugschreiber der Boeing.

Nach dem Abschuss zweier ukrainischer Kampfjets wies Russland Vorwürfe aus Kiew zurück. Es sei unwahr, dass von russischem Gebiet auf die Suchoi SU-25 geschossen worden sei, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Die Jets waren am Mittwoch in der Ostukraine bei Sneschnoje nahe der russischen Grenze abgestürzt.

Die Separatisten bekannten sich zu den Abschüssen. Sie erlitten ihrerseits bis Donnerstag hohe Verluste an diesem südlichen Abschnitt der Front. 50 Mann seien verletzt oder getötet worden, teilte Igor Strelkow mit, selbst ernannter Verteidigungsminister der nicht anerkannten Volksrepublik Donezk. Die Kiew-treuen Truppen halten dort einen schmalen Streifen entlang der russischen Grenze.

Wegen der zugespitzten Lage an der russisch-ukrainischen Grenze will die OSZE so schnell wie möglich Beobachter schicken. Der Ständige Rat der Organisation in Wien beschloss, 16 OSZE-Vertreter sollten an zwei russische Grenzposten Informationen sammeln.