Judenhass ist so verbreitet wie lange nicht mehr. Die AfD trägt Antisemitismus in die Parlamente. Am Oppenheimer-Platz muss Stuttgart dagegen jetzt ein Zeichen setzen, meint Ingmar Volkmann.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Das tragische Ende des Finanzexperten Joseph Süßkind Oppenheimer, dem die Nazis mit dem Film „Jud Süß“ ein trauriges Denkmal gesetzt haben, ist ein besonders schauriges Beispiel für Antisemitismus. Nachdem Oppenheimer 1738 gehängt wurde, wurden seine sterblichen Überreste sechs Jahre lang in Stuttgart in einem eisernen Käfig ausgestellt.

 

Fast 300 Jahre später ist Judenhass wieder so verbreitet wie lange nicht mehr. Einer Studie der TU Berlin zufolge gibt es im Internet heute einen gesellschaftlich breit tolerierten Alltagsantisemitismus. Dieser Antisemitismus 2.0 spielt sich aber nicht nur im Netz ab: „Die Entwicklungen in der virtuellen Welt korrelieren in der realen Welt mit judenfeindlichen Übergriffen, Beleidigungen, Drohungen und Attacken“, so ein Fazit der Studie.

Ein Platz, den kaum jemand kennt

In Stuttgart hat es bis 1998 gedauert, ehe man sich dazu durchringen konnte, an die grässliche Ermordung von Joseph Oppenheimer zu erinnern. Seit 20 Jahren gibt es nun diesen Platz, der nach dem Justizopfer benannt ist, den man als Ort aber entweder gar nicht oder als Hinterhof kennt.

Damit muss endlich Schluss sein: Jetzt, wo sich ganz unterschiedliche Menschen gemeinsam für die Aufwertung dieser Fläche einsetzen und wunderbare Ideen auf dem Silbertablett liefern, muss es bei der Stadt Stuttgart jemanden geben, der die Belebung eines bisherigen Hinterhofs zur Chefsache erklärt. Die Gelegenheit ist so günstig wie nie: In einem halben Jahr verschwindet der letzte Rest der Baustelle auf dem Platz. Dann kann in Stuttgart an einem zentralen Ort endlich ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt werden.