UnternehmerFranz Hafner hat das imposante Gasthaus Einhorn gekauft. Das Gebäude mit Gewölbekeller und Freiluftkegelbahn steht seit rund zwei Jahren leer.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Oppenweiler - Er hat die Gelegenheit beim Horn gepackt – so könnte man Franz Hafners Entscheidung ganz gut beschreiben. Der Gründer und Chef der Firma Murrelektronik hat sich ein Lokal in seinem Wohnort Oppenweiler gekauft – keine gewöhnliche Vesperstube, sondern das imposante Einhorn an der Durchgangsstraße. Das rund 200 Jahre alte Gebäude mit riesigem Gewölbekeller und Freiluftkegelbahn steht seit rund zwei Jahren leer. Damals hat der langjährige Eigentümer und Küchenchef Christoph Mühleck krankheitsbedingt aufgeben müssen.

 

Hafner steht vor dem etwas heruntergekommenen Fachwerkhaus und erklärt mit einem Lächeln im Gesicht: „Wer Geld sparen will, der kann hier nicht viel erreichen.“ Zum Fenster hinauswerfen will er seine Moneten freilich auch nicht. Mehrmals erklärt der Unternehmer, dass die Ausgaben „darstellbar“ bleiben müssten. Das Restaurant solle schließlich verpachtet werden. Und der künftige Pächter, nach dem bereits gesucht wird, müsse sich die Zahlungen leisten und trotzdem gut von seinen Einnahmen leben können.

Allein die Fassadensanierung kostet 400 000 Euro

Hafner hat die Firma Murrelektronik 1975 in Oppenweiler gegründet und vom Ein-Mann-Betrieb zum Global Player gemacht. Das Unternehmen beschäftigt heute weltweit rund 1600 Mitarbeiter, davon etwa 600 in Oppenweiler. Der Jahresumsatz betrug 2011 rund 150 Millionen Euro, das war ein neuer Rekord. Hafner hat offenbar ein bisschen Kleingeld übrig. Die imposante Immobilie an der Bundesstraße 14 hat rund 145 000 Euro gekostet. Doch die größten Brocken kommen noch. Allein für die Sanierung der Fassade sind etwa 400 000 Euro eingeplant. „Wir wollen insgesamt unter einer Million Euro bleiben“, sagt Hafner. Er erwarte Zuschüsse vom Landesdenkmalamt.

Warum kauft sich ein Privatmann so eine baufällig Immobilie? Hafner überlegt einen Moment, dann sagt er: „Das ist von allgemeinem Interesse, das Einhorn ist ortsbildprägend.“ Dann spricht der Firmenchef ganz allgemein über die Unternehmer in Deutschland, die „nicht so angesehen“ seien. Mit seiner Entscheidung, das anno 1806 gebaute Haus zu kaufen, habe er „im Ort hohe Akzeptanz“ erfahren. Hafner ist offenbar von mehreren Bürgern im Ort bekniet worden, sich des Traditionshauses anzunehmen. Auch der Schultes Steffen Jäger hat ihm gut zugeredet.

Zwei Spezialisten sitzen mit im Sanierungsboot

Das Einhorn soll nach der Generalsanierung wieder das werden, was es einmal war: das erste Haus im Flecken. „Hier wurden früher fast alle Feste gefeiert, Hochzeiten und Konfirmationen“, erklärt der Bauingenieur Gerhard Kipf. Der Experte aus Oppenweiler hat schon viele Altbauen saniert. Kipf wurde von Hafner engagiert und mit dem Projekt betraut. „Ohne ihn“, sagt der Käufer des Einhorns und strahlt, „hätte ich es nicht gemacht.“ Kipf hat jetzt den in derlei Sanierungen erfahrenen Zimmermeister Eberhard Fleck aus Weinstadt-Strümpfelbach mit ins Boot geholt. Demnächst sollen die Sanierungsarbeiten an der Fassade beginnen. Das Haus soll wieder Klappläden bekommen, das Fachwerk wird vermutlich rötlich gestrichen. Wenn alles nach Plan läuft, dann wird das Einhorn im Sommer 2013 wiedereröffnet. Hafner verspricht gutbürgerliche, schwäbische Küche. So ein Restaurant fehle in Oppenweiler. Der Pächter könne als Zubrot natürlich auch mit Aufträgen von Murrelektronik rechnen.

Auch der Gewölbekeller soll gastronomisch genutzt werden

Beim Rundgang durch das Einhorn erklärt der Käufer, dass er selbst schon lange nicht mehr im Haus gewesen sei. Im Gewölbekeller könne er sich „in einem zweiten Schritt“ ebenfalls eine gastronomische Nutzung vorstellen. Im Obergeschoss soll wieder ein Saal für größere Veranstaltungen entstehen. Ganz oben auf der Bühne lagert ein alter Sessel, der an einen der früheren Besitzer erinnert. Das verstaubte Möbelstück trägt die Initialen D. M. und die Jahreszahl 1838. Damals gehörte das Gasthaus mit angeschlossener Brauerei einem gewissen David Mauser. Was mit dem Sessel passiert, steht noch nicht fest. Möglichst viele Detailplanungen für den Innenraum sollen ohnehin erst abgeschlossen werden, wenn der Pächter gefunden ist.