Laverne Cox wurde mit der Gefängnisserie „Orange is the new Black“ berühmt – und gleichzeitig zur Galionsfigur vieler Transsexueller weltweit.

Noch vor drei Jahren kannte kaum jemand Laverne Cox: Ihre Schauspielkarriere beschränkte sich auf kleine Auftritte in Fernsehserien, in denen die Figuren, die sie darstellte, keinen Namen hatten, sondern als „Prostituierte“ oder „transsexuelle Nutte“ im Abspann auftauchten. Doch eine Nebenrolle in der gefeierten Gefängnisserie „Orange is the new Black“ machte die 31-Jährige schlagartig weltweit berühmt.
Miss Cox, als die ebenfalls transsexuelle Caitlyn Jenner mit ihrem „Vanity Fair“-Cover für Aufsehen sorgte, haben Sie mit einem bewegenden Kommentar in Ihrem Blog darauf reagiert. Warum?
Mir war natürlich klar, dass ich ohnehin danach gefragt werden würde. Und natürlich fühle ich inzwischen auch eine gewisse Verantwortung, mich zu äußern, wenn es in der Öffentlichkeit um das Thema Transsexualität geht. Das ist Teil meines Jobs geworden. Allerdings wollte ich das auf durchdachte Weise tun – und nicht aus dem Stegreif, weil mir jemand ein Mikrofon vor die Nase hält. Also habe ich mich hingesetzt und etwas geschrieben.
Öffentlich Stellung zu beziehen betrachten Sie als Teil Ihres Jobs?
Unsere Gesellschaft muss noch so viel lernen in Sachen Transsexualität, und mir ist es ein Anliegen, den Leuten dabei auf die Sprünge zu helfen. Trotzdem ist mein Hauptberuf und das, was ich am meisten liebe, die Schauspielerei. Ich muss immer ein wenig aufpassen, zwischen diesen beiden Dingen nicht die Balance zu verlieren.
Nervt es manchmal, diese Vorbildfunktion übernehmen zu müssen?
Ich habe es schon oft zu Protokoll gegeben: Repräsentieren kann ich nur mich, niemanden sonst. Schon gar nicht eine ganze Community. Aber davon genervt zu sein, wäre doch Zeitverschwendung. Es ist nun einmal, wie es ist. Akzeptanz ist in dieser Phase meines Lebens die Antwort auf alle meine Probleme. Also akzeptiere ich auch diese Aufgabe. Und fühle mich wirklich gesegnet, wenn ich mir mein Leben heute im Vergleich zu dem vor drei Jahren angucke.
Wie sah es denn damals aus?
Ich konnte kaum meine Miete bezahlen und kämpfte ums Überleben. Ich war mir sicher, dass meine Schauspielkarriere vorbei ist, aber selbst als Kellnerin verdiente ich zu wenig. Der Berg der unbezahlten Rechnungen wurde immer größer. Eigentlich war ich schon so weit, alles hinzuschmeißen und zurück an die Uni zu gehen. Doch dann tauchte „Orange is the new Black“ am Horizont auf.
Sie fordern, Transsexuelle nicht nur an konventionellen Schönheitsidealen zu messen, und haben auf Twitter den Hashtag #TransIsBeautiful etabliert. Gerade in Hollywood dürfte dies auf Widerstand stoßen, oder?
Da ist etwas dran. Wobei ich natürlich bei meinen Rollen immer hoffe, dass ich sie aufgrund meines Talents und Intelligenz bekommen habe, nicht wegen meines Aussehens. Trotzdem weiß ich, dass auch ich die Sache mit den Schönheitsidealen immer wieder mitspiele und bediene. Es gehört zu meinen Job, mich für den roten Teppich oder Fotoshootings aufzubrezeln. Aber am Ende spielen hoffentlich noch andere Faktoren eine Rolle.
Viele Ihrer Kolleginnen in „Orange is the new Black“ passen auch in keine der üblichen Schubladen.
Ganz genau! Das ist ja das Tolle an der Serie: Sie zeigt unglaublich viele verschiedene Facetten von Weiblichkeit. Und Schönheit, denn wir alle sind schön. Daran besteht kein Zweifel. Nur eben nicht auf eine konventionelle, sondern unsere eigene Weise. Die Vielfalt, die die Serie darstellt, ist größer als irgendwo sonst.