Ein Doppelkonzert mit Musikern aus Stuttgart und Sängern aus Straßburg hat ein großes Echo gefunden und ein starkes Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft gesetzt.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Einen Abend voller Freude haben die Besucher am Samstagabend in der fast ausverkauften Liederhalle erlebt. Angesichts des Programms – Beethovens 9. Sinfonie mit der berühmten Ode an die Freude – war das zu erwarten. Richtig Freude machte aber vor allem der musikalische Vortrag durch den Orchesterverein Stuttgart und den Chœur philharmonique aus der Partnerstadt Straßburg – die erste Gemeinschaftsproduktion beider Klangkörper mit rund 140 ambitionierten Laien und Berufsmusikern. Tags zuvor hatte sie in der Straßburger Église Saint-Paul Premiere gefeiert.

 

Ein „besonderer Augenblick“ der Städtepartnerschaft Stuttgart/Straßburg

Das Konzert am Samstagabend im Beethovensaal fand ein bemerkenswert großes Publikum, das damit zugleich ein Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft setzte. Diese Verbindung war auch der Anlass für das Doppelkonzert. Genauer der 60. Jahrestag des Élysée-Vertrags, mit dem der damalige französische Präsident Charles de Gaulle und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer am 22. Januar 1963 die lange von Krieg geprägten deutsch-französischen Beziehungen auf ein neues Fundament stellten. Der Orchesterverein Stuttgart wollte dieses Datum angemessen würdigen. Im Chœur philharmonique de Strasbourg fand er einen begeisterten Partner und in Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper einen Schirmherrn, der schon als Jugendlicher von deutsch-französischen Begegnungen geprägt wurde, wie er dem Publikum berichtete. Das Konzert, dem auch der französische Generalkonsul Gaël de Maisonneuve und Staatsrätin Barbara Bosch beiwohnten, nannte Nopper einen „besonderen Augenblick“ der seit 1962 bestehenden Städtepartnerschaft Stuttgarts mit Straßburg. Rainer Wüstenhagen, Vorstand des Orchestervereins, sprach seinerseits von einem „starken Zeichen“ für Verständigung.

Musikalische Partnerschaft soll ausgebaut werden

Musik ist dafür bestens geeignet. Bei den Vorbereitungstreffen der Musiker und Sänger stellte sich schnell heraus: Hier stimmt nicht nur die Chemie, sondern auch die Harmonie. Der Beweis wurde beim gemeinsamen Auftritt erbracht. In der Liederhalle erlebten die Besucher ein hoch motiviertes Orchester, einen stimmgewaltigen Chor, Freude verbreitende Solisten (Andrea Soare, Belinda Kunz, Glen Cunningham, Damien Gastl) und einen energiegeladenen Dirigenten: Alexander G. Adiarte, der auch künstlerischer Leiter des Orchestervereins ist. Seinen Schwung bei der Europahymne wünscht man sich auch sonst für Europa.

Von dem von Catherine Bolzinger kraftvoll geleiteten, multikulturellen Straßburger Chor, der zum Auftakt Peteris Vasks Bearbeitung von „Dona nobis pacem“ anstimmte und im Finale einen beeindruckenden „vokalen Sprint“ hinlegte, hätte man gerne noch mehr gehört. Gelegenheit dazu besteht vielleicht bald wieder, denn die musikalische Partnerschaft, so bekundeten alle Seiten, soll ausgebaut werden. Der Applaus am Samstag dürfte Motivation genug sein.