Die ersten Handys und Fernsehgeräte haben bereits organische Leuchtdioden. Nun sollen sie auch ihren Platz in der Welt der Leuchten und Lampen erobern.

Berlin - Satte 104 Zentimeter misst die Diagonale des Fernsehbildschirms, dem organische Leuchtdioden Leben einhauchen. Zu sehen ist er derzeit auf der Funkausstellung in Berlin. Auch immer mehr Mobiltelefone verfügen über ein Display mit OLEDs – Apples nächstes iPhone 5 soll gerüchteweise ebenfalls darüber verfügen. Verwunderlich ist das nicht, bieten die kleinen Leuchtzwerge doch viele Vorteile: Sie sind extrem flach, sie können auf flexiblen Materialien wie etwa Folien aufgebracht werden, bieten brillante Farben und verbrauchen wenig Energie. Die größten Nachteile derzeit: sie sind noch ziemlich teuer und ihre Lebensdauer ist bis jetzt recht begrenzt.

 

Das Licht wird über eine große Fläche abgegeben

Während bei einer Licht emittierenden Diode (LED) das Licht von einem anorganischen Halbleiter abgestrahlt wird, bildet ein organischer Halbleiter das Zentrum einer OLED – also sozusagen halbleitendes Plastik, das unter Spannung gesetzt wird. Der Aufbau dieser Moleküle bestimmt dabei die Farbe, bei der LED ist es die Kristallstruktur des Halbleiters. Diese Unterschiede führen dazu, dass die OLEDs ihr Licht über eine größere Fläche abgeben – und das blendfrei und damit anders als die eher punktförmig abstrahlenden LEDs, die schon in der Beleuchtungstechnik Einzug gehalten haben. Durch diesen entscheidenden Vorteil könnten die OLEDs in nicht allzu ferner Zukunft die alltägliche Beleuchtung im Wohnzimmer geradezu revolutionieren. Weil sie nicht nur verschiedene Farben, sondern auch angenehm weißes Licht erzeugen können, sind sie für zukünftige Beleuchtungssysteme geradezu prädestiniert. So wird weltweit intensiv daran gearbeitet, dass in einigen Jahren die Visionen der Lichtdesigner Wirklichkeit werden: mit OLED-Folien ganze Wände oder die Zimmerdecke blendfrei zu beleuchten, so dass sie ähnliches Licht wie Fenster mit Mattglas liefern. Denkbar sind auch Wände mit Fototapeten, die wechselnde Motive zeigen.

Dreijähriges Forschungsprojekt zur OLED-Leuchte

Zwar hat der Lampenspezialist Osram bereits Ende 2009 erstmals eine kommerziell erhältliche OLED-Leuchte präsentiert, doch bis die Technologie in breiter Front reif für den täglichen Einsatz ist, dürften noch einige Jahre vergehen. Anfang des Monats hat das Bundesforschungsministerium daher ein dreijähriges Projekt namens „Kobalt“ gestartet. Mit dem Vorhaben, das vom BMBF mit gut 17 Millionen Euro gefördert wird, sollen wichtige Fragen rund um die neue Technik geklärt werden. Insbesondere geht es darum, die Lebensdauer weißer OLED-Systeme kräftig zu erhöhen. Zudem sollen die Lichtflächen reif für die Produktion gemacht werden: Es müssen grundlegend neue Herstellungsprozesse entwickelt werden, um die noch viel zu hohen Kosten deutlich zu drücken und die Technik nicht nur als Nischenprodukt attraktiv zu machen. Osram etwa erwartet eine Senkung der Produktionskosten um 90 Prozent. Und bei Philips wird der rasante Leistungsfortschritt betont: immer weniger OLED-Module werden für dieselbe Lichtmenge benötigt.

Konkurrenz aus der Zukunft

Aber vielleicht bekommen die OLEDs ja Konkurrenz, noch bevor sie sich richtig auf dem Beleuchtungsmarkt etablieren können. So berichteten dieser Tage schwedische Forscher, dass sie organisches Licht emittierende elektrochemische Zellen hergestellt hätten. Diese sogenannten LECs seien wesentlich einfacher und kostengünstiger zu produzieren als OLEDs. Die LECs könnten wie eine Papierrolle industriell unter normalen Bedingungen hergestellt werden, wogegen für manche OLED-Produktionsschritte Vakuum erforderlich sei. Noch allerdings ist diese Technik Zukunftsmusik: bei Effizienz und Lebensdauer kann sie mit OLEDs nicht mithalten.