Das Bundeskriminalamt zeigt anhand der Fallzahlen von 2017: Die Bedrohung durch organisierte Kriminalität ist in Deutschland ungebrochen hoch.

Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Wiesbaden - All zu viel Offenheit kann offenbar auch schaden. Denn die Täter lesen Bilanzen, Handelsregister und frei zugängliche Internetseiten von Firmen. Sie könnten Kollegen sein, so detailliert ist ihr Wissen über das Unternehmen und die internen Abläufe dort. Mit Mails und Anrufen bauen sie im Vorfeld ihrer Aktion Vertrauen auf. Alles wirkt, als sei eine Wirtschaftskanzlei oder ein anderer als vertrauenswürdig geltender Partner involviert. Wenn es dann ernst wird, muss es immer schnell gehen, immer ist die Sache streng geheim. Meist geht es um Firmenkäufe, immer um das Transferieren großer Geldbeträge, die dann ein nichts ahnender Mitarbeiter der Finanzabteilung auf ein Konto in China bucht. Und dann ist es auch schon zu spät. Diese Betrugsmasche heißt im Fachjargon „CEO Fraud“. Der BKA-Präsident Holger Münch nennt es den „Enkeltrick für Manager“ – und sagt damit, dass vom Mittelständler bis zur Großfirma jedes Unternehmen in die Falle gehen kann. Die Täter setzen auf ihre Fähigkeit, zu Fremden eine Beziehung aufzubauen. Für diese wie für die anderen Phänomene Organisierter Kriminalität gilt zu 80 Prozent, dass sie international sind und extrem arbeitsteilig aufgestellt sind. In einem Fall von „CEO Fraud“ agierten die Täter von Israel aus, hatten aber in ihren Reihen offenbar Akteure, die perfekt Deutsch sprechen.