Im Gegensatz zum übrigen Bundesgebiet haben sich die Organspende-Skandale von Göttingen und Regensburg in Baden-Württemberg nicht negativ auf die Spenderzahlen ausgewirkt.

Stuttgart - Im Gegensatz zum übrigen Bundesgebiet haben sich die Organspende-Skandale von Göttingen und Regensburg in Baden-Württemberg nicht negativ auf die Spenderzahlen ausgewirkt. „Die Spendebereitschaft ist hier überraschend gestiegen nach den Skandalen“, sagte eine Sprecherin des Aktionsbündnisses Organspende. Nach Zahlen des Sozialministeriums spendeten im Südwesten bis Ende November 112 Menschen Organe, verglichen mit 87 im gesamten Jahr 2011. Von Januar bis September wurden nach Angaben der niederländischen Vermittlungsstelle Eurotransplant im Südwesten 510 Organe transplantiert, davon 127 als Lebendspende.

 

Die Warteliste wurde 2012 erneut länger: 1446 Menschen in Baden-Württemberg warten momentan auf ein Spenderorgan, darunter 17 Kinder. 2011 waren dies 1433 Menschen, 2010 noch 1403. Wie Eurotransplant mitteilte, benötigen allein 978 Menschen eine Niere. 280 warten auf eine Leber, 122 auf ein Herz, 68 auf eine Lunge und 27 auf eine Bauchspeicheldrüse.

Baden-Württemberg zog Konsequenzen aus den Manipulationsskandalen: Die fünf Transplantationszentren in Stuttgart, Mannheim, Heidelberg, Tübingen und Freiburg sind künftig zum Sechs-Augen-Prinzip verpflichtet. Das heißt, in jeder Klinik muss eine interdisziplinäre Konferenz aus mindestens drei Ärzten über Transplantationen entscheidet. „Die Bestimmungen sind Bestandteil der Verträge mit den Zentren - mit allen juristischen Konsequenzen“, hieß es im Sozialministerium. Nur wer die Nebenbestimmungen akzeptiert, könne weiterhin Transplantationszentrum bleiben.

Bisher konnte bei Transplantationen ein Arzt weitgehend alleine wichtige Entscheidungen treffen. Dabei wurden Ärzte bei der Organvergabe kaum kontrolliert. So war eine Manipulation des Platzes eines Patienten auf der Warteliste möglich.