Organspenden werden dringend gebraucht. Allein Südwesten warten Hunderte Menschen auf ein neues Organ. Doch die Spendenbereitschaft ist niedrig. Baden-Württemberg will politisch gegensteuern.

In Baden-Württemberg warten auch weiterhin rund 1000 Menschen auf ein Spenderorgan. Das geht aus den neuen Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) hervor, die am Freitag (17. Mai) in Stuttgart vorgestellt wurden. Dem gegenüber stehen im ersten Quartal dieses Jahres 130 gespendete Organe von 40 Spendern aus der Region, die anschließend bundesweit sowie im Ausland transplantiert wurden (2023: 153/47 - Stand: 10. Mai 2024). In Baden-Württemberg transplantiert wurden laut Statistik 132 Organe aus dem Bundesgebiet und dem angrenzenden Ausland. 

 

Die Zahlen bewegen sich Jahr für Jahr mal nach oben, mal nach unten. Seit zehn Jahren stagniere die Entwicklung trotz aller Bemühungen, sagte der medizinische DSO-Vorstand Axel Rahmel zwei Wochen vor dem „Tag der Organspende“ am 1. Juni in Freiburg. Deutschland sei im internationalen Vergleich weiter Schlusslicht und profitiere im Eurotransplant-Verbund von anderen Mitgliedsländern, indem es mehr Organe erhalte, als es abgebe. Besonders benötigt werden in Baden-Württemberg Nieren (776 Patienten), aber auch Lebern (97) und Herzen (59).  

Entschließungsantrag im Dezember

Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) forderte erneut vehement eine gesetzlich verankerte sogenannte Widerspruchslösung. Dabei gilt grundsätzlich jeder Mensch als Organspender nach dem Tod, es sei denn, er hat dem zu Lebzeiten widersprochen. Aktuell kommt als Organspender nur infrage, wer einer Spende aktiv zustimmt. „Es ist beschämend, dass wir in Europa eines der wenigen Länder ohne Widerspruchsregelung sind, wir aber gleichzeitig Organe aus anderen Ländern dankbar annehmen“, sagte er. 

Baden-Württemberg will gemeinsam mit Nordrhein-Westfalen mit einer Gesetzesinitiative im Bundesrat die Bereitschaft zu Organspenden in der Bevölkerung erhöhen. Nach Angaben Luchas soll bald ein Gesetzesantrag in den Bundesrat eingebracht werden, um damit das parlamentarische Verfahren für die Widerspruchslösung in Gang zu setzen. 

Die Bundesländer hatten im Dezember in einem Entschließungsantrag die Bundesregierung aufgefordert, mit einem Gesetzentwurf dafür zu sorgen, dass die Widerspruchslösung in das Transplantationsgesetz aufgenommen wird. Ein erster Anlauf im Bundestag war 2020 gescheitert. Die Länder sehen im jetzt anders zusammengesetzten Bundestag Chancen für eine Annahme des Gesetzes.