Die Anklage gegen ihn ist 156 Seiten lang. Die Staatsanwaltschaft Göttingen wirft dem 46-Jährigen versuchten Totschlag in elf Fällen und vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen vor. Bei einer Verurteilung drohen ihm mindestens drei Jahre Haft sowie ein Berufsverbot. Der Chirurg soll während seiner Tätigkeit am Göttinger Uniklinikum von 2008 bis 2011 durch die Meldung falscher Laborwerte an die Stiftung Eurotransplant Patienten als kränker dargestellt haben, als sie tatsächlich waren, damit sie schneller eine Spenderleber zugeteilt bekamen. Dadurch seien andere lebensbedrohlich erkrankte Patienten, die ein Organ dringender benötigt hätten, verstorben. Außerdem soll er drei Patienten eine Leber eingepflanzt haben, obwohl die Transplantation nicht erforderlich gewesen sei. Diese seien infolge der Transplantation gestorben. Die Witwe eines verstorbenen Patienten nimmt als Nebenklägerin am Prozess teil.

 

Die Göttinger Universitätsmedizin hatte den Arzt nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe sofort vom Dienst freigestellt und beurlaubt, Ende Dezember 2011 wurde das Arbeitsverhältnis komplett aufgehoben. Im Juli 2012 suspendierte sie außerdem den Leiter der Gastroenterologie und Endokrinologie, weil in seiner Abteilung Laborwerte von Transplantationspatienten manipuliert worden sein sollen. Gleichzeitig leistete die Klinik aktive Aufklärungsarbeit. Unter anderem beauftragte sie drei externe Gutachter, die klären sollen, wie es zu den Manipulationen kommen konnte, um mögliche strukturelle Schwachstellen ausfindig zu machen. Außerdem wurde die Leitung der Transplantationschirurgie neu besetzt und wurden organisatorische Vorkehrungen getroffen, um Manipulationen zu verhindern. Unter anderem wurde das Vier-Augen-Prinzip eingeführt. Dies bedeutet, dass ein zweiter Arzt, der nicht in der Transplantationsmedizin tätig ist, die medizinischen Daten jedes potenziellen Organempfängers auf ihre Plausibilität überprüfen muss. Erst wenn dieser die entsprechenden Dokumente gegengezeichnet hat, wird der Patient der Stiftung Eurotransplant gemeldet.

Immerhin: aus dem Skandal wurden Lehren gezogen

Einen finanziellen Anreiz, die Transplantationszahlen durch Tricks in die Höhe zu treiben, gibt es auch nicht mehr. Der angeklagte Chirurg hatte bei seinem Wechsel nach Göttingen noch einen Arbeitsvertrag abgeschlossen, der Bonuszahlungen von je 1500 Euro für die 21. bis 60. Transplantation vorsah. Unter seiner Regie stieg die Zahl der Transplantationen dort deutlich an: 2009 waren es 55, 2010 sogar 58.

Inzwischen sind die Transplantationszahlen deutlich niedriger, 2013 wurden am Göttinger Klinikum bisher elf Lebern und vier Herzen transplantiert. Hier zeigt sich eine der gravierendsten Folgen des Medizinskandals: Die Bereitschaft der Bürger zur Organspende ist deutlich zurückgegangen, so dass weniger Patienten durch ein Ersatzorgan gerettet werden können.

Dem Arzt droht ein Berufsverbot

Die Anklage gegen ihn ist 156 Seiten lang. Die Staatsanwaltschaft Göttingen wirft dem 46-Jährigen versuchten Totschlag in elf Fällen und vorsätzliche Körperverletzung mit Todesfolge in drei Fällen vor. Bei einer Verurteilung drohen ihm mindestens drei Jahre Haft sowie ein Berufsverbot. Der Chirurg soll während seiner Tätigkeit am Göttinger Uniklinikum von 2008 bis 2011 durch die Meldung falscher Laborwerte an die Stiftung Eurotransplant Patienten als kränker dargestellt haben, als sie tatsächlich waren, damit sie schneller eine Spenderleber zugeteilt bekamen. Dadurch seien andere lebensbedrohlich erkrankte Patienten, die ein Organ dringender benötigt hätten, verstorben. Außerdem soll er drei Patienten eine Leber eingepflanzt haben, obwohl die Transplantation nicht erforderlich gewesen sei. Diese seien infolge der Transplantation gestorben. Die Witwe eines verstorbenen Patienten nimmt als Nebenklägerin am Prozess teil.

Die Göttinger Universitätsmedizin hatte den Arzt nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe sofort vom Dienst freigestellt und beurlaubt, Ende Dezember 2011 wurde das Arbeitsverhältnis komplett aufgehoben. Im Juli 2012 suspendierte sie außerdem den Leiter der Gastroenterologie und Endokrinologie, weil in seiner Abteilung Laborwerte von Transplantationspatienten manipuliert worden sein sollen. Gleichzeitig leistete die Klinik aktive Aufklärungsarbeit. Unter anderem beauftragte sie drei externe Gutachter, die klären sollen, wie es zu den Manipulationen kommen konnte, um mögliche strukturelle Schwachstellen ausfindig zu machen. Außerdem wurde die Leitung der Transplantationschirurgie neu besetzt und wurden organisatorische Vorkehrungen getroffen, um Manipulationen zu verhindern. Unter anderem wurde das Vier-Augen-Prinzip eingeführt. Dies bedeutet, dass ein zweiter Arzt, der nicht in der Transplantationsmedizin tätig ist, die medizinischen Daten jedes potenziellen Organempfängers auf ihre Plausibilität überprüfen muss. Erst wenn dieser die entsprechenden Dokumente gegengezeichnet hat, wird der Patient der Stiftung Eurotransplant gemeldet.

Immerhin: aus dem Skandal wurden Lehren gezogen

Einen finanziellen Anreiz, die Transplantationszahlen durch Tricks in die Höhe zu treiben, gibt es auch nicht mehr. Der angeklagte Chirurg hatte bei seinem Wechsel nach Göttingen noch einen Arbeitsvertrag abgeschlossen, der Bonuszahlungen von je 1500 Euro für die 21. bis 60. Transplantation vorsah. Unter seiner Regie stieg die Zahl der Transplantationen dort deutlich an: 2009 waren es 55, 2010 sogar 58.

Inzwischen sind die Transplantationszahlen deutlich niedriger, 2013 wurden am Göttinger Klinikum bisher elf Lebern und vier Herzen transplantiert. Hier zeigt sich eine der gravierendsten Folgen des Medizinskandals: Die Bereitschaft der Bürger zur Organspende ist deutlich zurückgegangen, so dass weniger Patienten durch ein Ersatzorgan gerettet werden können.