Mehr als tausend Menschen haben am Sonntag die Wiedereinweihung der großen Stadtkirchenorgel gefeiert. Etwa 415 000 Euro hat die feinfühlige Sanierung gekostet. Dabei wurde vor allem das Innenleben erneuert.

Schorndorf - Eine Stadtkirche, so voll wie sonst an Heilig Abend: Ganz offensichtlich liegt den Schorndorfern die große West-Orgel am Herzen. „Sie hat uns gefehlt“, sagte Pfarrerin Dorothee Eisrich am Sonntag nach dem Festgottesdienst. Und eine Schorndorferin gibt es, die hat ihre Orgel ganz besonders vermisst: „Als sie vor 18 Monaten abgebaut wurde und dann verschwunden war, konnte ich die Stadtkirche erst einmal nicht mehr betreten. Das war zu schlimm“, sagte Bezirkskantorin Hannelore Hinderer. Immerhin hat sie einst als 15-Jährige an dem 1961 erbauten Instrument das Orgeln gelernt. Und obwohl sie schon an vielen anderen Orgeln gespielt hat, ist für die Kirchenmusikdirektorin klar: „Für mich ist das die schönste Orgel.“ Umso größer war die Spannung, als sich Hannelore Hinderer vor zwei Wochen zum ersten Mal wieder an den Spieltisch des restaurierten Instruments setzen konnte: „Ich hatte die Befürchtung, dass ich die Orgel nicht wieder erkennen würde.“

 

3000 Pfeifen wurden umsonst zwischengelagert

Dass diese Befürchtung nicht eingetreten ist, hat vor allem damit zu tun, dass zwar die komplette Technik und Elektrik von der Firma Mühleisen erneuert wurde, die Pfeifen aber nach wie vor die alten sind – wenn auch gereinigt und teilweise geflickt. „Damit wurde der Klangbestand von 1961 erhalten“, erläuterte Burkhardt Goethe, der Orgelsachverständige der evangelischen Landeskirche Württemberg. Er gratulierte der Kirchengemeinde zu dem Entschluss, viel Geld in die Hand zu nehmen und die Orgel zu sanieren: „In anderen Gegenden werden Orgeln einfach vom Strom abgeklemmt.“ Etwa 415 000 Euro hat die Restaurierung gekostet. Dass es nicht noch mehr ist, liegt an dem unermüdlichen Einsatz der Ehrenamtlichen. Und auch daran, dass die etwa 3000 Pfeifen kostenlos im Schock-Areal eingelagert werden konnten.

Eindrucksvolles Konzert mit zwei Orgeln

Neu ist die Setzer-Anlage, die 11 000 Speichermöglichkeiten bietet. Zudem können die Musiker an der West- und an der kleineren Chor-Orgel nun über einen Bildschirm Kontakt halten. Welche Möglichkeiten sich dadurch auftun, zeigten Hannelore Hinderer und Elisabeth Englert beim Festgottesdienst mit einem Konzert an zwei Orgeln eindrucksvoll. Geprobt wurde dafür vor allem in vielen Nachtschichten: „Tagsüber waren in der Kirche so viele Handwerker, da konnte ich nicht üben“, sagte Hannelore Hinderer, die sich nach der langen Trennung wieder ein wenig an ihr Instrument gewöhnen muss. „Der Klang wurde verfeinert, und darauf muss ich mich einstellen.“ Zumal sie Großes vor hat: Zwischen Juni 2014 und April 2015 wird sie das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach in mehreren Konzerten aufführen.