Am Sonntag startet der zweijährige Probebetrieb der Linie 98, die nur in Stammheim fährt – finanziert vom Stuttgarter Gemeinderat. In Stuttgart verkehren schon weitere Ortsbusse. Die Stammheimer Version hat aber eine Besonderheit.

Der erste Ortsbus in Stuttgart, der ins VVS-Tarifsystem integriert ist, geht am 11. Dezember in Stammheim an den Start. „Das ist ein erster Meilenstein“, betonte der Technische Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), Thomas Moser, bei der Vorstellung der neuen Buslinie 98 am Freitag auf dem Stammheimer Kirchplatz. Die SSB seien der Mobilitätsdienstleister in Stuttgart und wollten künftig weitere solcher Projekte umsetzen.

 

Auch für Kaltental ist ein Ortsbus geplant

Der Ortsbus in Kaltental im Stuttgarter Süden soll als nächstes in Betrieb gehen – wohl im Dezember 2023. Auch in Münster soll der Ortsbus in naher Zukunft den Einwohnern eine bessere Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen, die auf den ÖPNV angewiesen sind, die aber aktuell einen sehr weiten Fußweg bis zur Haltestelle zurücklegen müssen.

Seit vielen Jahren drehen Ortsbusse schon in Weilimdorf, Feuerbach und Botnang ihre Runden. Doch die Finanzierung läuft dort über Sponsoren, teilweise über ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer und die Einnahmen durch die Fahrkartenverkäufe. Tickets für den Ortsbus gelten in diesen Fällen nur für den Ortsbus. In Stammheim ist das jetzt anders. Mit allen Tickets, die gemäß dem VVS-Tarif in der Zone 1 gelten, kann die Linie 98 genutzt werden. Zudem wird es ein Sonderticket geben – ausschließlich für den Ortsbus. Die Kosten: 1,70 Euro pro Fahrt.

350 000 Euro kostet der Probebetrieb

Finanziert wird das Projekt von der Stadt Stuttgart. „Der Gemeinderat übernimmt die Kosten für den zweijährigen Probetrieb komplett“, sagte Moser. Rund 350 000 Euro seien das in diesem Fall. Die Bezirksvorsteherin Susanne Korge geht davon aus, dass der Ortsbus so gut angenommen wird, dass er sich etablieren und über die Probezeit hinaus durch Stammheim fahren wird.

Vor fast auf den Tag genau elf Jahren, am 10. Dezember 2011, habe es in Stammheim auch eine Eröffnungsfeier gegeben. Damals sei die neue Stadtbahnlinie U 15 im Stadtbezirk in Betrieb gegangen, sagte Korge. „Das heute hat zwar eine andere Dimension als damals, dennoch darf man die Bedeutung des Ortsbusses nicht unterschätzen.“ Es gebe Stammheimer, die etwas außerhalb leben würden und ohne Auto nur schwer ins Zentrum kommen könnten. Zudem gebe es Jugendliche, die an der Waldebene Ost Sport machen würden. Aus Stammheim aber mit dem ÖPNV nicht ans Ziel kämen. Mit dem Ortsbus sei das nun alles möglich. Über die Endhaltestelle könne er eine Verbindung herstellen.

Von der Endhaltestelle der Stadtbahn aus geht es mit dem Ortsbus durch das angrenzende Wohngebiet, dann in den Nordwesten von Stammheim und über den Emerholzweg direkt am Gewerbegebiet vorbei zum Sport- und Freizeitgebiet Emerholz und Withau. Von dort führt die Fahrt über die Sporthalle Stammheim zurück ins Zentrum – vorbei am Kirchplatz – in das vom Ortskern gut einen Kilometer entfernte, östlich liegende Wohngebiet an der Segelfalterstraße. Formale Endhaltestelle ist Tagfalterweg. Auch dort geht es durch das Wohnquartier – am Friedhof vorbei, zurück in Richtung Kirchplatz und von dort über die Sportanlagen und das Gewerbegebiet wieder zur Endhaltestelle. Insgesamt werden 20 Haltestellen bedient.

Die Betriebszeit deckt von 7 bis 23 Uhr alle Zeiten der Öffnung von Läden, Gast- und Sportstätten ab. Lediglich zur Schwachlastzeit zwischen 10 und 11 Uhr vormittags gibt es mit Rücksicht auf die Arbeitszeitvorschriften eine Pause. Jede halbe Stunde gibt es eine Abfahrt. Um den Einkaufs- und Freizeitverkehr abzudecken, ist die Buslinie auch samstags und sonntags in Betrieb, allerdings jeweils erst ab 11 Uhr.

Zum Einsatz kommt ein 8,5 Meter langer Kleinbus (Sprinter), der zwölf Sitzplätze bietet und insgesamt gut zwei Dutzend Personen fasst. Der Kleinbus verfügt über einen Bereich für Kinderwagen sowie einen separaten Rollstuhlplatz.