Die Herren von Bernhausen, ein im Mittelalter einflussreiches Rittergeschlecht, haben in den Filderstädter Stadtteilen Burgen hinterlassen. Viel zu sehen ist von diesen allerdings heute nichts mehr.

Bernhausen - Wie sieht es denn mit dem Adel auf den Fildern aus? Im Mittelalter hatten die Herren von Bernhausen etwas zu sagen. „Die Herren von Bernhausen waren im Hohen Mittelalter ein bedeutendes Adelsgeschlecht mit Besitz auf den ganzen Fildern“, sagt der Filderstädter Stadtarchivar Nikolaus Back.

 

Die Ritter seien auch Chorherren im Kloster Konstanz gewesen, wo man im Kreuzgang des Münsters noch das Wappen von Wolfgang Jacob von Bernhausen aus dem Jahre 1655 sehe. „Die Herren von Bernhausen haben vermutlich auch die Burg von Waldenbuch als einen ihrer Sitze gegründet. Sie waren also weit mehr als nur Ortsadel“, sagt Back. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb man 1977 für das Wappen der Stadt Filderstadt auf das Wappen der Herren von Bernhausen mit den querliegenden grünen und gelben Balken zurückgegriffen habe.

Diepold von Bernhausen war der Gründer von Grötzingen

Erstmals erwähnt, sagt der Stadtarchivar, würden die Herren von Bernhausen anno 1089 in der Zwiefalter Chronik. Der bedeutendste Vertreter des Geschlechts war Diepold von Bernhausen, er fiel 1286 in der Schlacht von Hedelfingen, in der sich die Heere Rudolf I. von Habsburg und des Grafen von Württemberg gegenüberstanden. „Diepold kämpfte auf der Seite Rudolfs von Habsburg“, sagt Nikolaus Back. Diepold war auch der Gründer der Stadt Grötzingen, heute Ortsteil von Aichtal. „Vor etlichen Jahren wurde dort an einer Treppe der Kirche seine Grabplatte entdeckt“, sagt Back.

Der Ursprung des Geschlechts liege in Bernhausen, wo es aber außer der Straße „Auf der Burg“ die ein Oval um die ehemalige Burg beschreibt, keine bedeutenden Spuren mehr gibt. „In die Mauer der Jakobuskirche sind allerdings Buckelquader vermauert, die vermutlich zur Burg gehörten“, sagt der Archivar. Man könne davon ausgehen, dass die Grafen von Württemberg die Herren von Bernhausen aus dem Zentrum ihres Machtbereichs verdrängt hätten.

Auch in Bonlanden hatte das Geschlecht Spuren hinterlassen. „Das heutige Pfarrhaus zeigt, dass dort eine Burg gestanden ist. Dort lebte eine Nebenlinie der Bernhäuser. Ein Vertreter war Wölfelin von Bonlanden, der 1269 erwähnt wird. Vermutlich lag auf dem Grund des Pfarrhauses seine Burg“, sagt Nikolaus Back.

Die Plattenhardter nutzten die Burg als Steinbruch

Die Gemeinde Bonlanden habe das Wappen Wölfelins mit einem Löwen und einer Adlerschwinge angenommen. „Es gab auch noch eine Burg einer Nebenlinie, die sich später von Plattenhardt nannte, in Plattenhardt, von der aber nur noch die Grabenanlage zu sehen ist“, sagt Back. Der Burgherr war der 1269 urkundlich erwähnte Diepold von Plattenhardt, ein Angehöriger der Linie der Herren von Bernhausen.

Bei Auseinandersetzungen zwischen König Rudolf von Habsburg und Graf Eberhard I. von Württemberg wurden 1287 Dorf und Burg Plattenhardt durch die Württemberger zerstört. Spätestens 1363, als Plattenhardt an die Grafen von Württemberg ging, wurde die Burg verlassen. Die Plattenhardter nutzten sie als Steinbruch. Die Gräben und Wälle der Burg sind noch erkennbar.

Eine Vermessung im Jahr 2004 ergab, dass die Burg von drei Seiten durch einen Graben umgeben war, der eine fast quadratische Fläche von 25 Ar umschloss. 2008 wies das Landesamt für Denkmalpflege durch Bodenradar in rund 40 Zentimetern Tiefe die Reste eines quadratischen steinernen Gebäudes mit der Seitenlänge von zwölf Metern nach. Nördlich davon schließen sich die Mauerreste eines zwölf Meter langen und drei Meter breiten Gebäudes, östlich davon die Reste eines quadratischen Anbaus mit drei Meter Seitenlänge an.

Von der Plattenhardter Burg sind noch Gräben und Wälle zu sehen

Das Einzigartige an der Plattenhardter Burg ist, dass sie weder durch Überbauung noch durch Pflügen in ihrem Erscheinungsbild beeinträchtigt ist. 2009 lehnte deshalb der Gemeinderat von Filderstadt die Bebauung des Geländes ab. Spätestens 1363, als Plattenhardt an die Grafen von Württemberg ging, wurde die Burg endgültig verlassen und von den Plattenhardtern als Steinbruch benutzt. 1451 wird ein „Burgstall“, eine aufgegebene, nicht mehr bewohnte Burg erwähnt, die an der „Walters Gass“, wie die heutige Römerstraße früher hieß, lag.

Nachdem die Herren von Bernhausen von den Fildern verdrängt wurden, lebten sie in den Schlössern Klingenstein und Herrlingen in der Nähe von Blaubeuren. „Dort findet man, wenn man aufmerksam schaut, an Portalen und Kirchenfenstern das Wappen mit den grünen Balken. Mit dem Tod von Franz Maria von Bernhausen erlosch das Adelsgeschlecht im Jahre 1839 im Mannesstamm“, sagt Back.