Die Kommunalpolitiker haben vor neun Jahren ein Projekt zur Öffnung des Gewässers in der Ortsmitte begonnen. Es ist noch immer nicht umgesetzt. Das soll sich nun ändern. Die Verwaltung drängt.

Ditzingen - Die Sägen waren bereits angesetzt worden und damit war die Fläche an der Glems in der Ditzinger Ortsmitte gerodet. Alles war vorbereitet – dann kam die Wirtschafts- und Finanzkrise. Und für die Umsetzung der Glemsterrassen war erst einmal kein Geld mehr da. „Damit war das Thema durch“, erinnert sich der Bürgermeister Ulrich Bahmer an den Zeitpunkt vor neun Jahren. „Wir wollen Ihnen immer noch vorschlagen, das Thema zu bearbeiten“, wandte er sich nun vor wenigen Tagen an die Stadträte.

 

Die Glems soll ihr Schattendasein beenden und im Stadtzentrum sichtbarer werden. Bereits im Jahr 1999 hatte der Gemeinderat das Ziel formuliert, die Glems in der Ditzinger Ortsmitte ins Bewusstsein der Bürger zu rücken. 2008 wurden die Pläne konkret. Dafür wollte der Gemeinderat 2,2 Millionen Euro ausgeben.

Anwohner sind nicht begeistert

Doch die direkten Anwohner sind damals wie heute wenig begeistert davon. Etliche Details gefielen den Bewohnern in dem betroffenen Gebiets von Beginn an nicht. So war es nicht verwunderlich, dass die Diskussion auch in der jüngsten Sitzungsrunde auf vergleichsweise großes Interesse stieß.

Zentraler Bestandteil der Planung ist ein Platz an der Glems. Entstehen soll ein innerstädtischer Aufenthaltsbereich für alle Altersgruppen. Das Gelände soll in verschiedenen Ebenen gestaltet werden, sodass verschiedene Terrassen entstehen.

Die Fläche befindet sich im Anschluss an ein Areal hinter dem Schloss. Das Gelände war bereits für ein anderes Naherholungsprojekt der Region umgestaltet worden. Die grüne Fläche soll den Ausgleich bilden zur nahen Haupteinkaufsstraße. Diese ist zwar als Tempo-20-Zone ausgewiesen. Aber inzwischen fließt dort wieder mehr Verkehr als vor dem Bau der Westumfahrung – die ja ursprünglich den Innenstadtbereich entlasten sollte.

Fluss als Grenze zweier Bistümer

„Gegenwärtig wird der Bereich weder seiner historischen Bedeutung noch seiner zentralen Verbindungsfunktion gerecht“, so die Verwaltung. Die Glems war bis zur Reformation die Grenze der Bistümer Konstanz und Speyer – deswegen hatte das Dorf sogar zwei katholische Kirchen.

Als Hauptkritikpunkt in der Diskussion der Räte gestaltete sich sowohl die Verkehrsführung als auch die Anzahl der Parkplätze in dem Quartier heraus. Umstritten war zudem der zunächst geplante Wegfall einer Verbindungsstraße innerhalb des Quartiers. Die Folge wäre eine Verlagerung des Autoverkehrs gewesen.

Der Bürgermeister Ulrich Bahmer warb dennoch dafür. Zwar sei die Belastung mit 850 Fahrzeugen am Tag knapp neunmal höher als bisher, das sei aber vergleichsweise immer noch „relativ gering“. So wenig die Planung im Grundsatz Anlass zur Kritik bot, so sehr stand die Verkehrssituation im Mittelpunkt der Diskussion. Die Anzahl der Parkplätze, deren Anordnung waren ebenso strittig. Auch der Bau einer Tiefgarage ist noch nicht gänzlich vom Tisch. Dafür hatte sich der Freie Wähler Horst Kirschner stark gemacht.

Nach intensiver Debatte im Fachausschuss einigten sich die Stadträte im Gemeinderat schließlich auf einen Kompromiss. Dieser sieht nun weniger Details vor. Im Grundsatz soll eine Querverbindung ebenso erhalten bleiben sowie Parkplätze. Außerdem soll die Verwaltung die Planung weiterentwickeln. „Jeder will irgendetwas haben“, fasst der SPD-Rat Heinz Lienow die Auseinandersetzung zusammen.

Letztlich bestand die Verwaltung auf einen Beschluss. Sie wollte verhindern, dass der Stadt durch Zeitverzug mögliche Fördergelder der Region verloren gehen. Dafür muss noch im nächsten Jahr mit der Umgestaltung begonnen werden. „Die Jury tagt Ende Januar“, begründete der Oberbürgermeister Michael Makurath das eher unübliche Drängen der Verwaltung.