Noch bis zum 15. Januar ist in der Stadtteilbibliothek eine Ausstellung über das Stammheimer Ortswappen zu sehen. Bei der Vernissage ging Initiator Martin Hechinger auf die Geschichte und die Bedeutung des Wappens ein.

Stammheim - Passend zur 825-Jahr-Feier der ersten urkundlichen Erwähnung von Stammheim widmet sich die von Martin Hechinger gestaltete Ausstellung dem Ortswappen des Stadtbezirks. Dabei handelt es sich weniger um eine historische Darlegung, sondern um eine Spurensuche zum Wandel in der Gestalt des Ortswappens – und zu dessen anhaltender Präsenz und Popularität. Dass es sich bei dem Thema, das seine Wurzeln in Herrschaftszeichen des Mittelalters hat, nun nicht um eine abseitige Schnurre handelt, machte Hechinger gleich eingangs seiner reich bebilderten Präsentation zur Eröffnung der Ausstellung deutlich.

 

Um zu zeigen, „wie sich die Leute mit so einem scheinbar altmodischen Ding wie einem Wappen identifizieren“, fuhr er ein solches quasi in Stadiongröße als Fan-Bild mit dem flächendeckenden Emblem des VfB Stuttgart auf: „Wappen haben eine ungeheure Macht“, stellte Hechinger fest, „sie sind Zeichen des Zusammenhalts und der Zugehörigkeit“. Oder sie sind Bedeutungsträger. Etwa für staatliche Macht an der Polizeiuniform. Auch „als Inbegriff von Qualität und Sicherheit wie beim Porsche-Emblem“, wie Hechinger feststellte.

Als das älteste bekannte Wappen von Stammheim stellte er eine in Stein gemeißelte, farblich gefasste Darstellung des Geschlechterwappens der Herren von Stammheim vor: ein Gewölbeschlussstein im Chor der Johanneskirche aus dem Jahr 1487. Helmzier, Schwan und Waffenschild sind hier noch die Grundelemente. Schon nah an die Gegenwart und der jetzt gültigen, stilisierten Form samt der Grundfarben Goldgelb auf Blau kommt ein Fenster-Glasbild, das sich im Saal des 1934 erbauten Gemeindehauses in einem Ensemble von Wappen von Ortsadeligen befindet. Eine Kostbarkeit, in der sich das alte Fleckensiegel mit wuchtigem Stamm und kleinerem Hufeisen zeigt, von einer Krone überwölbt. Auf Anregung der Archivdirektion entstand 1938 das aktuelle, von allem Beiwerk bereinigte Wappen, in dem das große Hufeisen den schlankeren Stamm umfasst.

Die Aura des Historischen

Die Aura des Historischen tragen auch vier alte Stempel mit Stammheimer Wappen aus dem Bezirksrathaus. Und per Stempel begleitet das Wappen auf amtlichen Dokumenten das Leben „von der Wiege bis zur Bahre“, wie Martin Hechinger sagte. Wie ein Hoheitszeichen wirkt das Wappen auch noch auf einer prächtig erhaltenen Fahne der Feuerwehr aus dem Jahr 1825. Zudem spielt es in den Logos hiesiger Vereine eine tragende Rolle, bis hin zum Stammtisch-Ständer. Was schon die Brücke schlägt in den Alltag – und zur „verblüffend vielfältigen Präsenz“ des Ortssymbols. Etwa auf Glühweingläsern zum Weihnachtsmarkt oder auf Tragetaschen.

Auf den Geschmack in Sachen Wappen könnte man aber auch mit dem Stammheimer Springerle-Model kommen. Dass das Ortswappen nicht nur eine Sache der Altvorderen ist, sondern dass es sich auch junge Leute zur Zierde gereichen lassen, zeigt sich am Trafo-Häusle beim Jugendhaus. Es zeitigt auch künstlerische Ergebnisse, vom Glaswappen in Tiffany-Manier bis zum feinen Nagelbild mit Goldfäden von Anja Akin. Oder als Miniatur an einem akkuraten Modell eines Linie-15-Waggons. „In echt“ fährt das Wappen aber auch tatsächlich quer durch die Stadt. Für Präsenz im Ortsbild sorgt der Bürgerverein auch selbst. Etwa mit dem Wappenrelief auf der Säule des von ihm initiierten Brunnens am Kirchplatz oder als symbolische „Klammer für den Stadtbezirk“ am Vereinsschaufenster am Freihofplatz. Vielfach präsent ist das Wappen als Wegzeichen des Rundwanderweges.

Den Stempel drückt das Ortswappen auch dem neuen Kalender des Bürgervereins auf – als „Nebenprodukt“ der Ausstellung. Zu haben ist er für zehn Euro an diesen Orten: Metzgerei Weinmann, Schreibwaren Gühring, Groll’ s Hoflädle und Café Träumle. So taugt das Ortswappen auch für den Hausgebrauch, ein volles Jahr lang.