Glück gehabt, atmet derweil halb Stuttgart erleichtert auf. Denn die andere Hälfte hätte den unvergessenen Meistermacher Ende vergangenen Jahres in der Panik beim VfB mehr als gerne wiederbelebt - ohne Rücksicht auf die Frage, ob seine Methoden der rhetorischen Hexerei in der modernen Trainingslehre zwanzig Jahre später noch greifen. Früher hatte es Daum jedenfalls in sich. Unvergesslich bleibt, wie er auf seine Bayer-Kicker in Leverkusen einmal den bekannten Mentaltrainer Jürgen Höller ansetzte. Drei Weinflaschen zertrümmerte der, barfuß mussten die Kicker anschließend über die Scherben laufen - und der Spieler Torben Hoffmann als Erster laut sagen: "Ich, Torben Hoffmann, gehe in Eigenverantwortung über das Glas, um mein Ziel zu erreichen." Wenig später hat Hoffmann, mental gestärkt, prompt mit einem Bombenschuss gegen den FC Bayern getroffen - ins eigene Tor. "Wir werden", verkündete in München darauf sicherheitshalber Kalle Rummenigge, "vorläufig keine rostigen Nägel bestellen."

 

So oder so, man hat über die Beteiligten des Leverkusener Motivationsversuchs später eher Gemischtes gehört: Leverkusen endete als ewiger Zweiter, Höller landete aus anderen Gründen vorübergehend im Gefängnis - und Daum wurde nicht Bundestrainer. Zwar brannte das Feuer in seinen Augen lichterloh, sie glühten, er stand unter Strom, aber irgendwie hat er sich dann selbst angezündet und unter Pulver gesetzt. Haaranalyse. Türkei. Exil.

Euphorie verpufft

Doch Hexer leben länger. Schnell redete sich der Verstoßene in Managerseminaren mit flammenden Vorträgen wieder gesellschaftsfähig, virtuos klimperte er auf der Klaviatur der Medien, auch Clubs und Fans hingen wieder an seinen Lippen. Für die Daum-Jünger war er der alte Herrgott, mindestens aber noch ein Halbgott, und bei seinem Comeback als Papst im Dunstkreis des Kölner Doms stand "Willkommen Messias!" auf den Plakaten, und "Bild" schob nach: "Der neue Heilsbringer ist da." Unter dem Strich war der neue aber schon da nicht mehr der alte: Aufsehenerregend war nur noch die öffentliche Trauung mit seiner zweiten Frau im Anstoßkreis des Kölner Stadions - und die einzige Trophäe, die Daum noch gewonnen hat, war die "Homogurke" von der Schwulenbewegung, die sich von ihm auf deftige Art verunglimpft fühlte.

Nicht einmal Geißbock Hennes hat ihm in Köln eine Träne nachgeweint - sondern wie ein Brauereigaul gewiehert, als die Frankfurter vor ein paar Wochen überzeugt waren, dass Daum im Jesuskostüm über den Main wandelt und alles zum Guten wendet. Mit viel gemeinsamem Händeklatschen im Training hat er fünfundzwanzig Stunden am Tag versucht, das Teamgefühl zu stählen und "neurolinguistisch" die Blockaden seiner Pflegefälle zu lösen - wofür ihn seine Kritiker jetzt abwechselnd auf gut Deutsch beschimpfen, als Dampfplauderer und Schaumschläger.

Leverkusen ewiger Zweiter.

Glück gehabt, atmet derweil halb Stuttgart erleichtert auf. Denn die andere Hälfte hätte den unvergessenen Meistermacher Ende vergangenen Jahres in der Panik beim VfB mehr als gerne wiederbelebt - ohne Rücksicht auf die Frage, ob seine Methoden der rhetorischen Hexerei in der modernen Trainingslehre zwanzig Jahre später noch greifen. Früher hatte es Daum jedenfalls in sich. Unvergesslich bleibt, wie er auf seine Bayer-Kicker in Leverkusen einmal den bekannten Mentaltrainer Jürgen Höller ansetzte. Drei Weinflaschen zertrümmerte der, barfuß mussten die Kicker anschließend über die Scherben laufen - und der Spieler Torben Hoffmann als Erster laut sagen: "Ich, Torben Hoffmann, gehe in Eigenverantwortung über das Glas, um mein Ziel zu erreichen." Wenig später hat Hoffmann, mental gestärkt, prompt mit einem Bombenschuss gegen den FC Bayern getroffen - ins eigene Tor. "Wir werden", verkündete in München darauf sicherheitshalber Kalle Rummenigge, "vorläufig keine rostigen Nägel bestellen."

So oder so, man hat über die Beteiligten des Leverkusener Motivationsversuchs später eher Gemischtes gehört: Leverkusen endete als ewiger Zweiter, Höller landete aus anderen Gründen vorübergehend im Gefängnis - und Daum wurde nicht Bundestrainer. Zwar brannte das Feuer in seinen Augen lichterloh, sie glühten, er stand unter Strom, aber irgendwie hat er sich dann selbst angezündet und unter Pulver gesetzt. Haaranalyse. Türkei. Exil.

Euphorie verpufft

Doch Hexer leben länger. Schnell redete sich der Verstoßene in Managerseminaren mit flammenden Vorträgen wieder gesellschaftsfähig, virtuos klimperte er auf der Klaviatur der Medien, auch Clubs und Fans hingen wieder an seinen Lippen. Für die Daum-Jünger war er der alte Herrgott, mindestens aber noch ein Halbgott, und bei seinem Comeback als Papst im Dunstkreis des Kölner Doms stand "Willkommen Messias!" auf den Plakaten, und "Bild" schob nach: "Der neue Heilsbringer ist da." Unter dem Strich war der neue aber schon da nicht mehr der alte: Aufsehenerregend war nur noch die öffentliche Trauung mit seiner zweiten Frau im Anstoßkreis des Kölner Stadions - und die einzige Trophäe, die Daum noch gewonnen hat, war die "Homogurke" von der Schwulenbewegung, die sich von ihm auf deftige Art verunglimpft fühlte.

Nicht einmal Geißbock Hennes hat ihm in Köln eine Träne nachgeweint - sondern wie ein Brauereigaul gewiehert, als die Frankfurter vor ein paar Wochen überzeugt waren, dass Daum im Jesuskostüm über den Main wandelt und alles zum Guten wendet. Mit viel gemeinsamem Händeklatschen im Training hat er fünfundzwanzig Stunden am Tag versucht, das Teamgefühl zu stählen und "neurolinguistisch" die Blockaden seiner Pflegefälle zu lösen - wofür ihn seine Kritiker jetzt abwechselnd auf gut Deutsch beschimpfen, als Dampfplauderer und Schaumschläger.

"Fußball ist kein Hokuspokus", hat Daum einmal gesagt. Aber für Dortmund muss er sich jetzt dringend irgendwas einfallen lassen - und wenn es das Blut geköpfter Hühner ist, das er seinen Frankfurtern vor Anpfiff einflößt. Es ist seine letzte Chance. Wenn er die vertut, ist er als Messias erledigt, ja womöglich sogar als Gotteskrieger.