Die Schiedsrichter sind die Leidtragenden eines Sports, der von Funktionären von gestern regiert wird, als sei er immer noch ein harmloses Spiel und kein hartes Millionengeschäft. Man wundert sich fast, dass nicht auch noch mit Schweinsblasen gekickt wird, die Spieler die Torlatten auf den Platz tragen und die Seitenlinien vor dem Anpfiff mit Sägemehl gestreut werden. Als Kanonenfutter schickt man die Schiedsrichter an eine Front, an der es um Emotionen und Existenzen geht, also fast um Leben und Tod, und lässt sie dann mit der vollen Eigenverantwortung für ihre Entscheidungen im Kugelhagel allein. Die Trainer haben eine Zeitlupe an der Seitenlinie, die Journalisten eine auf der Tribüne, nur die Schiedsrichter lässt man im Dunkeln - sie sollen mit ihren Hühneraugen mehr sehen als das Hightechauge der Kameras.

 

Arsene Wenger schüttelt deshalb schon lange den Kopf. Der Trainer von Arsenal London fordert den Videobeweis mit der zündenden Bemerkung: "Wir beleuchten das Spielfeld ja auch nicht mehr mit Fackeln."

Schiedsrichter im American Football sind glücklicher

Sind die Funktionäre des Fußballs trübe Tranfunzeln? Jedenfalls sind die Schiedsrichter im American Football glücklicher. Sie machen keine Fehler, werden von keinen rabiaten Spielern mittels Rudelbildung umzingelt, treiben keinen Trainer ins Magengeschwür oder Burn-out-Syndrom - und zwingen keinen Kritiker, sie als Pfeifen zu verunglimpfen. Allen ist geholfen.

Aber vor allem den Schiedsrichtern.

Sie lachen sogar mitten im Spiel, diese Footballschiedsrichter. Sie haben Spaß. Sie wissen, dass kein Fernsehgericht tagt, um ihnen hinterher mit der verlangsamten Zeitlupe den Prozess zu machen, und angesichts ihrer Freude bestätigt sich wieder einmal, warum die frei laufenden Hühner glücklicher sind als solche, die man einzwängt in Legebatterien, und die dann unter dem panischen Erwartungsdruck faule Eier legen. Das einzige Ei, das die Schiedsrichter im NFL-Football legen, ist der Ball, und zwar auf den Boden - und los geht's.

Das ist ein Leben. Keiner sitzt ihnen im Nacken. Nie sind sie am Ende der Depp, kein Fehler wird ihnen zur Last gelegt. Kein Amerikaner würde deshalb auf die Idee kommen, hinter dem Selbstmordversuch eines Footballschiedsrichters den Leistungsdruck zu vermuten, keiner würde von den Kritikern mehr Sensibilität und Respekt bei der Unparteiischenbeurteilung fordern - oder gar, wie es zuletzt nach der Tragödie um den Fußball-Bundesligaschiedsrichter Babak Rafati aus den Reihen der deutschen Politik passiert ist, ein Frühwarnsystem zum inneren Zustand der Schiedsrichter.

Funktionäre lehnen Videobeweis ab

Der beste Vorschlag aus der Politik bleibt jedenfalls nach wie vor die vor vielen Jahren von Otto Schily vorsichtig aufgeworfene Frage: "Wäre der Videobeweis nicht ein Mittel, mit dem man den Schiedsrichtern helfen könnte?"

Aber ja.

Dummerweise gibt es jedoch im Fußball auch Funktionäre. Stur lehnen die Jahr für Jahr jeden technischen Flankenschutz für die Schiedsrichter ab, malen den Videoteufel der ständigen Unterbrechungen an die Wand und sagen: "So macht man den Fußball kaputt." Beim Spiel New England gegen Kansas haben wir letzten Montag die ständigen Unterbrechungen gezählt: es war genau eine. Der einheimische Quarterback Tom Brady warf den Ball zu seinem Angreifer Rob Gronkowski, der vollstreckte zum Touchdown, was einem Tor im Fußball entspricht - und der gegnerische Trainer ließ den Schiedsrichter danach prüfen, ob Gronkowski bei seinem Flankenlauf womöglich die Außenlinie überschritten hatte. Die Aktion dauerte keine zwei Minuten. Fertig.

Der Fußball verweigert sich dem Fortschritt

Der Videobeweis tut also nicht weh, und diese anderthalb Minuten werden vom Publikum sogar als durchaus spannende Abwechslung goutiert - aber vor allem lassen sich, wenn beide Trainer ihr volles Recht auf eine zweimalige Kontrolle ausschöpfen, die vier krassesten, ungerechtesten und lächerlichsten Fehlentscheidungen korrigieren. Was auch in der Bundesliga vollauf genügen würde. Denn wann kommt es schon einmal zu mehr als vier spielentscheidenden, strittigen Tor- und Strafraumszenen?

Doch nichts tut sich. Im Football, Eishockey oder Tennis sind die technischen Hilfsmittel selbstverständlich, nur der Fußball verweigert sich dem Fortschritt - selbst der Zeugwart ist besser dran als jeder Schiedsrichter, denn er muss die verdreckten Trikots nicht mehr von Hand schleudern, sondern darf die Hochtechnologie modernster Waschmaschinen dazu einsetzen.

Die Schiris lässt man im Dunkeln

Die Schiedsrichter sind die Leidtragenden eines Sports, der von Funktionären von gestern regiert wird, als sei er immer noch ein harmloses Spiel und kein hartes Millionengeschäft. Man wundert sich fast, dass nicht auch noch mit Schweinsblasen gekickt wird, die Spieler die Torlatten auf den Platz tragen und die Seitenlinien vor dem Anpfiff mit Sägemehl gestreut werden. Als Kanonenfutter schickt man die Schiedsrichter an eine Front, an der es um Emotionen und Existenzen geht, also fast um Leben und Tod, und lässt sie dann mit der vollen Eigenverantwortung für ihre Entscheidungen im Kugelhagel allein. Die Trainer haben eine Zeitlupe an der Seitenlinie, die Journalisten eine auf der Tribüne, nur die Schiedsrichter lässt man im Dunkeln - sie sollen mit ihren Hühneraugen mehr sehen als das Hightechauge der Kameras.

Arsene Wenger schüttelt deshalb schon lange den Kopf. Der Trainer von Arsenal London fordert den Videobeweis mit der zündenden Bemerkung: "Wir beleuchten das Spielfeld ja auch nicht mehr mit Fackeln."

Schiedsrichter im American Football sind glücklicher

Sind die Funktionäre des Fußballs trübe Tranfunzeln? Jedenfalls sind die Schiedsrichter im American Football glücklicher. Sie machen keine Fehler, werden von keinen rabiaten Spielern mittels Rudelbildung umzingelt, treiben keinen Trainer ins Magengeschwür oder Burn-out-Syndrom - und zwingen keinen Kritiker, sie als Pfeifen zu verunglimpfen. Allen ist geholfen.

Aber vor allem den Schiedsrichtern.