Glückwunsch an Uwe Seeler: Der Ehrenschleusenwärter wird 80. Nicht nur die Gegner hat er früher rasiert.Unser Kolumnist Oskar Beck gratuliert dem legendären Fußballer.

Stuttgart - Aus aktuellem Anlass beginnen wir heute mit einem Quiz: Welcher Hamburger hat sein Leben lang a) klaren Kopf bewahrt, b) den Kopf hingehalten, c) den Kopf nie hängen lassen und darüber hinaus d) behauptet: „Das Schönste auf der Welt ist es, normal zu bleiben“?

 

Wer es weiß, gewinnt eine Hafenrundfahrt mit Uwe Seeler. Allerdings nicht heute. Denn an diesem Samstag hat „der Dicke“, wie ihn jeder seit kurz nach dem Krieg nennt, keine Zeit. Uwe wird 80. Gefeiert wird im kleinen Kreis, 40 Leutchen, aber bombensicher macht sich der Jubilar zwischendurch zum HSV-Spiel gegen Dortmund in Richtung Stadion aus dem Staub und tut dort, was er nach Angaben seines alten Weggefährten Franz Beckenbauer immer getan hat: „90 Minuten lang meckern.“

Von da oben in der Loge hat Uwe erst neulich wieder geschimpft, von dort kann man sich das Elend kaum noch anschauen – am liebsten würde er hinunterhecheln, die Hosen hochkrempeln, in die Hände spucken, die Fäuste ballen und über den Platz schreien: „Keiner lässt die Schlappohren hängen!“ Uwe hat sich für den HSV früher alles zerrissen, sogar die Achillessehne – und als er sich damals schwer verletzt und am Boden krümmte, war er immer noch gefährlicher als die HSV-Offensive von heute. Mitte der 1960er Jahre passierte das Malheur, gegen Frankfurt, in der 56. Minute machte es plötzlich plopp. „Ich dachte, da unten hat mich ein Elefant getreten“, sagte Seeler anderntags, frisch operiert. Ein Achillessehnenriss galt zu der Zeit als Karriereende – doch ein halbes Jahr später packte der Versehrte seine reparierte Sehne in einen hochgepolsterten Spezialschuh und schoss Deutschland mit seinem 2:1 gegen Schweden zur WM 1966. Seeler hielt es für seine Vaterlandspflicht und sagte nachträglich Danke für die Anteilnahme – über sein damaliges Krankenzimmer schwärmt er noch heute: „Überall standen Blumen. Auch die Briefe, die gekommen sind, waren herzzerreißend.“