Die Stuttgart Netze lässt erstmals die Fassade einer Umspannstation fotorealistisch gestalten. Noch in dieser Woche soll das Werk auf der Mittelallee der Ostendstraße fertig werden.

S-Ost - In Stuttgart gibt es mehr als 1000 Umspannstationen, die ein wichtiger Teil der Stromversorgung für die Menschen in der Stadt sind. Im Inneren dieser Stationen wird die Stromspannung von 10 000 Volt auf 400 Volt transformiert, daher auch der Name Transformatorenstation oder Trafo-Häuschen. Von dort aus wird der Strom dann weiter in Richtung der Stuttgarter Haushalte geleitet.

 

Viele dieser Stationen werden im Alltag gar nicht wahrgenommen, weil sie etwas versteckt oder von Büschen umgeben sind. Andere dagegen stechen sozusagen ins Auge, weil sie das Stadtbild nicht unbedingt verschönern. Ein Paradebeispiel dafür ist die Umspannstation auf der Mittelallee der Ostendstraße etwa auf Höhe des Polizeireviers. Dort steht das „Häuschen“ tatsächlich mitten im Weg und ist nichts anderes als ein rechteckiger, grauer, hässlicher Betonquader, der immer wieder von Möchtegern-Sprayern beschmiert wird. Künstlerisch ambitionierteren Graffiti-Sprayern scheinen die Betonwände zu klein oder zu unattraktiv zu sein, bisher haben sie einen weiten Bogen darum gemacht.

Verlegung unter die Erde zu teuer

Schon seit Jahren gibt es immer wieder Bemühungen, diese Ostend-Mittelallee schöner zu machen. Der frühere Bezirksvorsteher Martin Körner hat sich dafür stark gemacht, auch in seiner jetzigen Funktion als SPD-Fraktionsvorsitzender im Gemeinderat. Und seine Nachfolgerin Tatjana Strohmaier kann sich jetzt, kurz vor dem Ende ihrer Amtszeit, über erste Erfolge freuen. Gerade erst wurden neue Blumenbeete angelegt – und noch in dieser Woche soll die Umspannstation die Blicke auf sich ziehen.

Sie wird dabei allerdings nicht, wie von Teilen des Bezirksbeirats und wahrscheinlich auch vieler Passanten dort erhofft und erwünscht, unter der Erde verschwinden. Das würde nach Angaben von Moritz Oehl, dem Sprecher der Stuttgart Netze Betrieb GmbH, rund 200 000 Euro kosten und beispielsweise auch die rasche Behebung von Störungen bei der Stromversorgung deutlich erschweren. Auch die Idee von Tatjana Strohmaier, die 200 000 Euro aus Mitteln der Stadtentwicklungspauschale aufzubringen, wurde rasch wieder verworfen.

Außen wird aufgemalt, wie es innen aussieht

Stattdessen hat die Stuttgart Netze beschlossen, an der Ostendstraße etwas Neues auszuprobieren. Während andernorts Trafostationen in Zusammenarbeit mit der Stuttgarter Jugendhaus-Gesellschaft von professionellen Sprayern gestaltet werden, bekommt die Umspannstation mitten auf der Ostendstraße rundherum sozusagen eine ganz neue Fassade. Dabei arbeitet das Energieversorgungsunternehmen mit der Potsdamer Firma Art-EFX zusammen, die unter anderem auch schon für die Stadtwerke Ludwigsburg tätig war. Art-EFX hat sich auf die fotorealistische Gestaltung von Gebäudefassaden spezialisiert. Im Fall der Trafostation an der Ostendstraße soll „das Kunstwerk Einblicke in die verborgene Strominfrastruktur bieten und einen Beitrag zur optischen Aufwertung der Mittelallee der Ostendstraße leisten“, heißt es in einer Pressemitteilung. Konkret bedeutet das, dass außen auf der Fassade in Bildern zumindest im Ansatz gezeigt wird, wie es im Inneren des Umspannhäuschens aussieht. Grüner wird es an der Station auch – allerdings auch aufgemalt.

Die Stuttgart Netze erhofft sich von dieser für die Landeshauptstadt neuartigen Form der Gestaltung zum einen mehr Aufmerksamkeit für das Unternehmen selbst, zum anderen aber auch, dass Sprayer das Trafohäuschen aus Respekt vor dem Werk der Fassadenkünstler mit ihren Schmierereien verschonen.