Rund 2500 Menschen haben beim zentralen baden-württembergischen Ostermarsch in Stuttgart für Frieden und Abrüstung, gegen Krieg, Atomwaffen und Klimawandel demonstriert.

Seit drei Jahren stehen die Zeiger still: So lange zeigt die Weltuntergangsuhr, die von der Zeitschrift „Bulletin of the Atomic Scientists“ 1947 eingerichtete „Doomsday Clock“, auf 100 Sekunden vor Zwölf. Zu dieser symbolischen Zeit begann am Karsamstag der zentrale baden-württembergische Ostermarsch im Oberen Schlossgarten die Auftaktkundgebung. Zuvor gab es schon einen Radler-Corso EUCOM in Stuttgart-Vaihingen, dem Gelände des Europäischen Kommandos der Vereinigten Staaten. Nach Reden vor dem Stuttgarter Staatstheater ging der Marsch unter anderem über die Theodor-Heuss-Straße und Eberhardstraße bis zum Endpunkt Schlossplatz.

 

Polizei meldet keine Zwischenfälle

Aufgerufen dazu hatten fast 50 Initiativen, Gewerkschaften, Parteien über das Friedensnetz Baden-Württemberg. Laut den Veranstaltern folgten rund 2.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dem Appell, ruhig und ohne Zwischenfälle laut Polizeiangaben. Gehüllt in Regenbogen-Fahnen mit Pace-Lettern forderten sie – zum Wirbel der Trommlergruppe „Lokomotive Stuttgart“ – ein Ende des Krieges in der Ukraine, ab- statt aufzurüsten sowie Atomwaffen abzuschaffen. Kritisiert wurde auf Plakaten, Bannern und in den Beiträgen auf den Bühnen vor dem Staatstheater beziehungsweise bei der Abschlusskundgebung auf dem Schlossplatz, dass die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro in einem Sondervermögen massiv aufgerüstet werden soll.

Es brauche Logik des Friedens

Davon profitierten lediglich Rüstungsunternehmen. Das Geld müsse in Bildung, Pflege, Soziales und Maßnahmen gegen den Klimawandel fließen. Auch Waffenlieferungen in die Ukraine würden den Krieg, die Gewalt- und Rüstungsspirale nur weiter anheizen. Statt einer Logik des Krieges brauche es eine des Friedens, internationale Solidarität und eine andere weltweite Sicherheitsarchitektur, die nicht auf gegenseitige Abschreckung basiere. Die Regierungen müssten sofort zurück an den Verhandlungstisch. Diplomatie müsse regieren und internationale Solidarität. Auch Dichterin und Friedensforscherin Bertha von Suttner wurde auf Plakaten und der Bühne zitiert. „Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegputzen zu wollen - nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden.“

Putins Horror in der Ukraine“

Indes gab es unter den Demonstrierenden unterschiedliche Meinungen, wie der russische Präsidenten Vladimir Putin, dessen Angriffskrieg des russischen wurde als unrechtmäßig und Völkerrechtsbruch verurteilt wurde, zum Verhandeln gebracht werden soll. Während die einen die Nato-Osterweiterung als Hauptgrund für die russische Aggression betonten, sprachen andere von einem Dilemma, weil Putin wohl schwer zu stoppen sei, sich kaum von den – ohne Zweifel richtigen und wichtigen Demonstrationen – beeindrucken ließe. „Putins Horror in der Ukraine“ zu beenden, forderte ein Mann auf einem Schild mit gelb-blauer Fahne. „Ich habe einen Nachbar, der vor den Bomben in Kiew geflohen ist. Wenn man seine Geschichten hört, sieht man manches anders.“ Er bedauerte, dass man um Waffenlieferungen wohl leider nicht herumkomme. „Aber wenn der Krieg vorbei ist, muss sofort abgerüstet werden, wie hier gefordert wird, und die Sicherheitsarchitektur der Welt neu aufgestellt werden.“

Auch Märsche in weiteren Städten in Südwesten

Auch in anderen Städten Baden-Württembergs war zu Demonstrationen für den Frieden am Ostersamstag aufgerufen worden, etwa in Mannheim, Lörrach, Oberndorf, Heidelberg, Offenburg oder Ellwangen. Am Ostermontag soll es einen Ostermarsch in Müllheim, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald geben. Bundesweit hat die Friedensbewegung in diesem Jahr zu über 100 Ostermärschen geladen. Letztere wurden einst angeregt von dem dreitägigen Protestmarsch von London zum Atomwaffen-Forschungszentrum Aldermaston, den dort Friedensaktivisten zu Ostern 1958 organisierten.