Der Ostermarsch Baden-Württemberg 2023 – die Teilnehmer fuhren in einem „Fahrradkorso für den Frieden“ vom United States European Command EUCOM in Vaihingen in die Innenstadt. Aber es gibt auch kritische Stimmen.

„Schluss mit Krieg! Die Waffen nieder! Frieden schaffen! Abrüsten! Atomwaffen abschaffen! Klima retten!“ Das Motto des Ostermarschs Baden-Württemberg 2023 in Stuttgart auf dem Banner über der Bühne am Schlossplatz war weithin zu sehen. Dort fand die Abschlusskundgebung des vom Friedensnetz Baden-Württemberg organisierten Marschs statt: In der Spitze versammelten sich rund 1500 Menschen – so bestätigte auf Nachfrage die Polizei –, um für Frieden und ein Ende des Krieges in der Ukraine zu demonstrieren. Die Bundesregierung, so forderten die Organisatoren, müsse sich für eine diplomatische Friedensoffensive im Ukraine-Krieg, einen sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine einsetzen.

 

Gestartet war der Ostermarsch im Stadtteil Vaihingen mit einer Kundgebung vor dem Haupttor des United States European Command EUCOM. Vom Europäischen Kommando der Vereinigten Staaten, eines von elf Vereinigten Kampfkommandos der US-Streitkräfte, ging es dann im „Fahrradkorso für den Frieden“ zu weiteren Kundgebungen und Ostermarsch in die Innenstadt. Auftakt war um 90 Sekunden vor 12 Uhr – passend zur Weltuntergangsuhr. Mit ihr machen Forschende des Bulletin of the Atomic Scientists auf die Gefahren für die Menschheit aufmerksam. Ende Januar stellten sie deren Zeiger auf 90 Sekunden vor Mitternacht, weil die Gefahr einer globalen Katastrophe nie so groß gewesen sei seit dem Zweiten Weltkrieg. Grund: Taktische Atomwaffen könnten für Putin ein verzweifelter letzter Versuch sein, einen militärischen Erfolg zu erringen.

Die Ostermärsche finden bis 10. April deutschlandweit statt

Auch auf dem Schlossplatz warnten unter anderem Mitglieder des Offenen Friedenstreffs Stuttgart und das Tübinger Offene Antikapitalistisches Klimatreffen TOAKT in Reden, das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung (OTKM) in einem Theaterstück vor Eskalation und Aufrüstungsspirale. Mehr Waffen bedeuteten mehr CO2 und weniger Geld für den Kampf gegen die Klimakrise. Sie forderten Abrüstung und eine solidarische Welt ohne Krieg.

Die Ostermärsche finden bis 10. April deutschlandweit statt, in Baden-Württemberg starteten die ersten am Gründonnerstag in Freiburg und am Karfreitag in Biberach. Für Montag sind ein Osterspaziergang in Mannheim und ein Ostermarsch in Müllheim im Markgräflerland geplant. Das hat Tradition seit 1958: Damals organisierten Friedensaktivisten in Großbritannien zu Ostern einen dreitägigen Protestmarsch von London zum Atomwaffen-Forschungszentrum Aldermaston.

In Kriegszeiten auch kritische Stimmen

Vor allem in der heutigen Zeit gibt es auch kritische Stimmen zu den Ostermärschen. So werfen manche der Friedensbewegung vor, Putin als Aggressor im Ukraine-Krieg nicht deutlich genug zu benennen. Das Team der „Ukraine Demo in Stuttgart“, die sich für viele Demos in Landeshauptstadt in den vergangenen Monaten verantwortlich zeichnet, schreibt: „Wir haben seit über einem Jahr fast wöchentlich in Stuttgart für Frieden in der Ukraine demonstriert. Wir haben immer auch auf das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine hingewiesen. Doch kein Wort dazu im Demo-Aufruf der sogennanten Friedensbewegung in Stuttgart.“

Wer heute ein Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine und mehr Städtepartnerschaften mit Russland fordere, dem nehme das Bündnis nicht ab, dass er gegen den russischen Krieg in der Ukraine ist. Dass auch der DGB in Stuttgart für diese Friedensdemo mobilisiere, sei zusätzlich problematisch.