Angela Merkel besucht die Technologiefabrik der Firma Festo in Scharnhausen. Die Kanzlerin schließt dabei auch Bekanntschaft mit Uschi – dem ultraschnellen Industrieroboter.

Ostfildern - Für einen Teil der Belegschaft der Firma Festo ist die Mittagspause am Donnerstag ein großer Moment. Gegen 13 Uhr spricht am Ende ihres Besuchs in der Technologiefabrik Angela Merkel zu 400 der insgesamt 1200 Beschäftigten am Standort Ostfildern-Scharnhausen. Der Rundgang durch das Werk habe sie „beeindruckt“, sagt die Bundeskanzlerin. Sehr imponiert habe ihr die „Lernfabrik“. In dieser Abteilung schult Festo die Mitarbeiter, damit sie mit der Entwicklung hin zu immer komplexeren Produktionssystemen Schritt halten können.

 

Industrie 4.0 verändert die Arbeitswelt

Eine weitreichende Digitalisierung und Automatisierung der Fertigung – diese als Industrie 4.0 bezeichnete Revolution wird die Arbeitswelt umkrempeln. Körperliche Arbeit tritt zunehmend in den Hintergrund, der Einsatz von Software gewinnt weiter an Bedeutung. Für sie als Entscheidungsträgerin seien solche Besuche wie bei Festo wichtig, sagt Angela Merkel, „denn wir müssen wissen, wie wir die politischen Rahmenbedingungen richtig setzen“.

Wie Maschinen durch direkte Interaktion künftig Menschen am Arbeitsplatz entlasten können, lernt die Kanzlerin bei ihrem Rundgang an einer Montagestation anschaulich kennen. Dort steht der ultraschnelle Industrieroboter, kurz: Uschi. Uschi greift ein Ventilgehäuse, fügt Patronen und Gestell zusammen und übergibt das Bauteil schließlich an den Mitarbeiter zur weiteren Bearbeitung.

Roboter Uschi braucht keinen Sicherheitskäfig

Das Besondere an Uschi: Sie beziehungsweise er ist der erste von der Berufsgenossenschaft zugelassene Roboter in Deutschland, der keinen Sicherheitskäfig braucht. Uschi ist mit besonderen Sensoren ausgestattet, die eine sichere Zusammenarbeit gewährleisten. Angela Merkel macht die Probe aufs Exempel. Sie geht auf Uschi zu, und der freistehende Roboter verlangsamt seine Bewegungen. Als die Bundeskanzlerin den Roboter schließlich anfasst, stellt er komplett die Arbeit ein.

Der Werksleiter Stefan Schwerdtle erklärt der Kanzlerin auch, wie die voll automatisierte Ventilmontage funktioniert. In den beiden 20 Meter langen Automaten können jeweils mehr als 50 Varianten von kompakten Magnetventilen in mehreren Größen zusammengebaut werden. Die Anlage erlaubt es, auf Kundenwünsche schnell und präzise zu reagieren. Auch an diesem Beispiel zeigt sich, wie sich Arbeitsplätze durch die Einführung von neuen, digitalisierten Produktionsmethoden schrittweise verändern. Bereits heute ist für die Instandhalter in der Fabrik der Tablet-PC das vornehmliche Arbeitsgerät, mit dem sie Störungen von Maschinen schnell erkennen oder Aufträge unmittelbar vor Ort bearbeiten können.

Führend in der technischen Aus- und Weiterbildung

In der für 70 Millionen Euro ausgebauten und im vergangenen Herbst eingeweihten Technologiefabrik Scharnhausen produziert Festo Ventile und Elektronik. Parallel dazu hat das Familienunternehmen im Herbst das neue Automation Center in Esslingen eingeweiht. Festo ist weltweit führend in der Automatisierungstechnik und Weltmarktführer in der technischen Aus- und Weiterbildung. Die Firma hat rund 17 800 Mitarbeiter in 176 Ländern.

Innovation und Wissensvermittlung sind die Markenzeichen des Unternehmens. Zur Hälfte ihres Rundgangs besucht Angela Merkel in Begleitung der Firmenspitze samt des Vorstandsvorsitzenden Claus Jessen den gegenüber der „Lernfabrik“ gelegenen „Team-Meeting-Raum für Kreativität“. Die Presse hat hierzu keinen Zutritt. Ob und welche Ideen der Kanzlerin in der „Ideenschmiede“ von Festo gekommen sind, bleibt daher offen.

Bevor Angela Merkel zum Abschluss zur Belegschaft spricht und noch einmal winkt, halten viele Mitarbeiter diesen für sie denkwürdigen Moment mit der Handykamera für die Familie fest. Dann eilt die Kanzlerin schon zum nächsten Termin.